Kultur

Kosmos-Exit feiert zehn Jahre: Escape-Adventskalender boomen im deutschen Spielemarkt | ABC-Z

Was für ein Advent. Jetzt liegen daheim Karten mit rätselhaften Hinweisen, spiegelnden Flächen, ein Gummiband, mit dem man „Jingle Bells“ spielen kann, eine runde Schablone, Pappscheiben, die Filmrollen symbolisieren, Stifte, Zettel, eine Taschenlampe ist immer griffbereit, eine Schere auch. Begonnen hatte die Geschichte mit einer Pizza-Lieferung zu den berühmten „Werner Sister Studios“ in Los Angeles, wo eigentlich die Dreharbeiten für einen Weihnachtsblockbuster in vollem Gange sein sollten. Doch das Set lag dunkel und verlassen da – der Hollywood-Star war verschwunden.

Hinter den 24 Türchen unseres Adventskalenders verbergen sich verschiedene Filmsets und Kulissen, von einer verschneiten Winterlandschaft bis zu klassischen Hollywood-Szenerien. Die Spieler folgen Fußabdrücken im Kunstschnee, die zu einem klaffenden Loch in der Studiowand führen. Nur wer alle Rätsel löst, kann den verschwundenen Star finden und den Weihnachtsblockbuster retten. Doch hinter der Spielidee steckt mehr. Diesen Advent mussten auch wir uns gemeinsam zu ruhigen, nachdenklichen Minuten zwingen, trotz aller Hektik. Dem Adventskalender sei Dank – und mit uns wird es vielen Menschen nicht nur im Rhein-Main-Gebiet ebenso ergangen sein.

Ausweg aus der Hektik?

Dass der Advent die Jahreszeit bezeichnet, in der sich die Christenheit besinnlich auf das Fest der Geburt Jesu Christi vorbereitet, ist grundsätzlich jedem Christen klar. Das Gegenteil ist oft der Fall. Die Jahresend-Hektik hält beinahe jeden in ihrem Bann. Alles nichts Neues, aber wo ist der Ausweg?

Adventskalender sollen dabei helfen, zumindest für eine kurze Zeit innezuhalten und das Ziel im Auge zu behalten. Ob Schokolade allein dabei hilft? Mancher „bastelt“ den Adventskalender selbst, immerhin kommt so eine persönliche Note ins Spiel. Ein etwas längerer Moment des gemeinsamen Innehaltens entsteht dabei selten. Deshalb entdecken viele Menschen, in jedem Fall Rätselbegeisterte, Escape-Spiel-Adventskalender, begründet vom Kosmos-Verlag in Stuttgart. Es ist ein riesiger Erfolg: Im kommenden Jahr wird die „Exit“-Reihe zehn Jahre alt. Auf der ganzen Welt wurden wohl schon rund 30 Millionen Exemplare verkauft. Auch in unserer Region kann kein Spielwarenanbieter mehr darauf verzichten, die Produkte im Sortiment zu haben.

Bestseller im Handel

Im November 2024 gehörte der Exit-Adventskalender „Die Jagd nach dem goldenen Buch“ mit mehr als 10.000 verkauften Exemplaren zu den meistverkauften Spielzeugprodukten auf Amazon.de. Auch der aktuelle Kalender „Der Zauber von Weihnachten“ verzeichnete im Oktober 2025 schon mehr als 10.000 Verkäufe. Die Exit-Marke, die nicht nur aus Adventskalendern besteht, entwickelte sich dabei zur Top-Marke am deutschen Brettspielmarkt und verdrängte 2019 erstmals Monopoly von der Spitze der beliebtesten Spiele. Mit mehr als 30 veröffentlichten Titeln und Übersetzungen in gut 30 Ländern ist Exit längst mehr als „nur“ eine Spielereihe für den deutschen Markt.

Inka und Markus Brand (übrigens der Sohn des ehemaligen Handball-Bundestrainers Heiner Brand) aus Gummersbach sind die kreativen Köpfe hinter der Exit-Reihe. Seit 2006 haben sie gemeinsam Dutzende Spiele veröffentlicht. Ihre Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Die beiden lernten sich 1999 kennen und beschlossen auf einem Spieleworkshop, selbst Spiele zu entwickeln. Sieben Jahre vergingen, bis ihr erstes Spiel „Das große Dinosaurier-Spiel“ 2006 bei Kosmos erschien. Im Jahr 2014 traten Kosmos-Redakteur Ralph Querfurth und seine Kollegin Sandra Dochtermann mit der Bitte an sie heran, auf Basis des Escape-Room-Prinzips ein Spiel zu entwickeln. Zwei Jahre später war es so weit, und das erste Spiel kam auf den Markt. Eine Besonderheit der Exit-Spiele: Das Material darf geknickt, beschriftet oder zerrissen werden, es sammelt sich an, manchmal muss man sich an bestimmte Dinge auch erinnern, hatte man nicht irgendwo schon einmal eine Melone gesehen? Wo war die Katze?

Zahlreiche Anbieter

Wann genau die Adventskalender erstmals erschienen, spielt dagegen kaum eine Rolle. Unserer, „Der verschwundene Hollywood-Star“, stammt aus dem Jahr 2023. Der Erfolg der Exit-Adventskalender hat längst andere Verlage inspiriert. Ravensburger bietet unter dem Label „Mystery“ ähnliche Rätsel-Adventskalender an. Es gibt mittlerweile auch Buch-Varianten und Kalender anderer Anbieter, die das Escape-Room-Prinzip aufgreifen.

Im kommenden Jahr schließlich feiert Exit sein zehnjähriges Jubiläum. Kosmos plant dazu eine Deutschland-Tour mit einem mobilen Escape-Erlebnis rund um einen Geldtransporter, das kostenlos besucht werden kann. Von Herbst 2026 an kommt Exit zudem als interaktive Mitmach-Show auf die Bühne. Gemeinsam mit dem Autoren-Ehepaar Brand, dem Bestsellerautor Jens Baumeister und Moderator Tobias Häusler können Besucher in die Welt der Rätsel eintauchen.

Wir werden Heiligabend erst einmal bei uns daheim sehen, ob alles geklappt hat. Eines hat bestimmt funktioniert – zur Ruhe zu kommen. Und wenn es gilt, die Rätsel von drei Tagen nachzuholen, kann es schon einmal sein, dass man sich den ganzen Abend mit Partner und Familie unterhalten muss oder darf. Ist es Letzteres, dann ist es ein Segen. Weihnachten kann kommen.

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