Konzertverein Isartal: Von Sphärenklängen bis zu “La Traviata” – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z
Als sich 1990 die „Ickinger Laienphilharmoniker“ aus circa 30 Instrumentalisten gründeten, konnte niemand ahnen, dass aus diesem Liebhaberorchester bald das Philharmonische Orchester und der Philharmonische Chor Isartal mit der Rahmenorganisation, dem Konzertverein Isartal, werden würde. Auch dank der Förderung durch die Stadt und andere Sponsoren ist „klassik pur! im Isartal“ längst eine etablierte Marke für die oft ausgebuchte Reihe. Die 35. Ausgabe für 2025 stellte der Vorstand jetzt vor.
Wieder sind in der Loisachhalle Wolfratshausen sechs ganz verschiedene Konzerte geplant: drei Kammerkonzerte mit internationalen Ensembles und drei Konzerte für das inzwischen über 80 Musiker starke Orchester – das aber immer wieder die Grenzen sprengt, etwa beim szenisch aufgeführten „Freischütz“ 2011 oder dem Oratorium „Elias“ in diesem Jahr. „La Traviata“, am 12. Juli als viertes Konzert, dürfte genauso spektakulär werden. Fast ein „Best of Verdi“, so viele herrliche Ohrwürmer stammen aus dieser Oper. Die Solisten kommen von außerhalb, um dem hohen Qualitätsanspruch zu genügen – das ginge denn doch über die eigenen Möglichkeiten hinaus. Das „Freischütz“-Team von 2011 verantwortet wieder Regie und Bühnenbild (letzteres: Vereinsvorstand Wolfgang Lackner.). Die Aufführung dirigiert Henri Bonamy, seit Jahren künstlerischer Leiter der Reihe. Einen vorläufigen Plan für die sehr komplexe Probenorganisation hat er heute schon.
Bereits im zweiten Konzert am 5. April verschenkt das Orchester zwei „Sträuße“: den Walzer „Sphärenklänge“ von Josef Strauß (dem kaum weniger produktiven Bruder des Walzerkönigs), zudem wagt sich das Orchester wieder einmal an die Musik des – nicht verwandten – Richard Strauss. Seine Tonsprache ist unverkennbar, auch in den Orchesterliedern, für die zwei externe Sopranistinnen engagiert wurden. Die Liedauswahl steht noch nicht im Detail fest. Bei „Tod und Verklärung“, geschrieben mit gerade einmal 25 Jahren, geht es nicht um eine konkrete Figur wie in seinen anderen Tondichtungen. Hier ergreift Strauss die Hörer exemplarisch mit Trauer um das Ende eines Menschen und mit dessen emotional tief berührendem Übergang ins Jenseits.
Eine orchestrale, 40-minütige Auswahl aus dem „Ring des Nibelungen“
„klassik pur!“ beendet das Jahr am 6. Dezember mit Orchesterwerken zweier Giganten. Einer sehr langen Musikertradition folgend wird Henri Bonamy als Solist vom Flügel aus das gewaltige Es-Dur-Klavierkonzert Nr. 5 von Ludwig van Beethoven dirigieren, sicher sein bekanntestes. In meisterhafter Mischung monumentaler Musik-Meilensteine folgt Richard Wagner. Bonamy stellt dafür eine eigene 40-minütige orchestrale Auswahl aus Richard Wagners Opernvierteiler „Der Ring des Nibelungen“ zusammen. Diese Überwältigungsmusik dürfte auch für Nicht-Opernkenner ein fulminanter Jahresausklang sein.
Den kammermusikalischen Kontrapunkt zum Orchester bilden zwei Trios und ein Quintett. Zum Auftakt der Reihe am 8. Februar kommen die Gewinner des ARD-Wettbewerbs sowie des Publikumspreises 2023 im Fach Klaviertrio: das Trio Orelon („Ohr“ auf Esperanto). Ins Ohr geht besonders das zweite Klaviertrio in F-Dur von Robert Schumann, das dessen Frau Clara „am liebsten immer und immer wieder spielen“ wollte. Es wird umrahmt von zwei Werken des 20. Jahrhunderts: „Fremde Szene III“ des im Sommer verstorbenen Wolfgang Rihm, und das Opus 24 von Mieczysław Weinberg, jüdisch-polnischer Herkunft und eng befreundet mit Schostakowitsch. Mit packender Rhythmik, verblüffenden Harmonien und immer wieder sehr melodiös wird das Stück viel zu selten gespielt.
Glissandi kennt man vor allem von Posaune oder Harfe. Das 2018 gegründete Trio Glissando vereint beide mit einer Querflöte zu einem nicht nur von der Besetzung her außergewöhnlichen Ensemble. Ihre individuellen Arrangements, immer professionell kommentiert, spannen den Bogen von Barock und Klassik hin zu Broadway-Hits. Am 24. Mai kommen diese sehr gefragten Künstler an die Isar.
Vielseitigkeit steht auch im Herbst an: Das Blechbläserquintett Harmonic Brass lädt am 11. Oktober zu einer „Donaureise“, auf der es die verschiedenen musikalischen Welten entlang eines der längsten europäischen Flüsse vorstellt und dazu erzählt.
Der Vorstand ist stolz auf den wachsenden Anteil von Abonnenten, weit über 50 Prozent der verfügbaren Plätze, auch weil die ohnehin attraktiven Kartenpreise wie seit Jahren auch heuer konstant bleiben. Noch einmal 40 Prozent Nachlass gibt es für alle bis zum Alter von 30 Jahren. Auch das Orchester braucht immer wieder frische Kräfte, vor allem (aber nicht nur) Violinen wünschen sich derzeit die Orchestervorsitzende Ilse Wagner und Henri Bonamy. Dazu einfach den Konzertverein ansprechen und bei der nächsten Probe mitspielen. Für alle anderen gilt: ebenso einfach hörend genießen.
Weitere Informationen unter www.klassik-pur.de