Berlin

Konzertempfehlungen für Berlin: Auf Klangabenteuer | ABC-Z

K enianische Musik, mal anders: Das Duo ODD OKODDO (bestehend aus dem Sänger Olith Ratego, der die volksmusikalischen Traditionen der Luo mit Gegenwartsdringlichkeit interpretiert und seinem Mitstreiter Sven Kacirek, der avantgardistische Klangtexturen beisteuert ) tritt am Freitag zum finalen Wochenende der Reihe „Durchlüften“ auf – an sich schon sehenswert. Dazu hat das Duo im Schlüterhof des Humboldtforum mit Ogoya Nengo die mittlerweile 82-jährige Grande Dame des Dodo dabei – eines Genre der Luo, bei dem auch an Sozialkommentaren nicht gespart wird (8.8., 20.40 Uhr, Eintritt frei).

Und auch der Kiezsalon lädt wieder an zwei Abenden (am Freitag und Samstag, 8.+9.8.) zu einem gut gemischten Programm zwischen Ambient und Dudelsack, diesmal in der Industriearchitektur-Kulisse des Neuköllner KINDL-Areals.

Doch abgesehen von derart verlässlichen Institutionen sind musikalischen Vergnügen gerade eher dünn gesägt – verglichen damit, was man in unserer (noch) verwöhnten Stadt gewohnt ist. Doch irgendwer muss ja die gute alte Tradition des Sommerlochs pflegen, wenn die Welt von Polykrisen durchgerüttelt wird und nicht mehr zur Ruhe kommt. Was für Mu­sik­freun­d:in­nen heißt, vielleicht doch mal auszuschwärmen. An diesem Wochenende lockt, neben etwas sommerlicherem Wetter, das Detect Classic Festival auf Schloss Bröllin – mit der Bahn nach Pasewalk, dann weiter per Shuttle oder Fahrrad.

Das Programm präsentiert sich weniger klassiklastig als der Name vermuten lässt: Experimentelle Elektronik trifft auf Post-Punk von Anika oder auch Transkulturelles. Etwa beim Ensemble Antara, bei dem sich europäische Barockmusik mit persischen Klängen trifft. Und weil der Mehrwert eines Live-Erlebnisses bei dem Festival im Fokus steht, gibt es neben unterschiedlichsten Live Acts auch Performances und DJ-Sets erleben (8.-10.8., Tagestickets 50-90 Euro, 3-Tage-Festivalpass 140 Euro, weitere Infos: detectclassic.com/festival/2025).

Mit einer immer wieder neuen, weil improvisierten Live-Erfahrung kann auch Jazz aufwarten – vielleicht ja ein Grund, warum das Genre in unserer endlos reproduzierbaren Gegenwart gerade bei Jüngeren boomt. Auf ins brandenburgische Peitz also, wohin die Jazzwerkstatt ab Freitag nächster Woche lädt. Nachdem zu DDR-Zeiten das „Woodstock am Karpfenteich“ (so der Titel eines Abrisses in Buchform) bald verboten wurde, reaktivierte Mitbegründer Ulli Blobel das legendäre Festival 2011 – und hat zwischenzeitlich den Staffelstab an Tochter Marie Blobel weitergegeben, die sonst die klangabenteuerlustige Reihe Jazzexzess kuratiert (15.-17.8., Tagestickets 20-120 Euro, Festivalpass: 150 Euro, weitere Infos: jazzwerkstatt-peitz.de).

Wer nicht gleich ins Umland will, kann sich Live-Musik auch beim internationalen Festival Tanz im August abholen – am ersten Abend etwa mit der Tanz- und Musikproduktion „Derniers Feux“, bei der Mu­si­ke­r:in­nen und Tän­ze­r:in­nen sich dem Thema „Feuerwerk“ widmen – aber natürlich versuchen, die Zeit kurz vor der Explosion auszudehnen. Denn ist die Pyrotechnik erstmal verglüht, ist alles vorbei. Bis dahin treffen zerstückelte Rhythmen auf Trompetensounds, und implodierende Melodien auf entsprechende Moves (13.+14.8., 20 Uhr, 15.8, 19 Uhr, Tickets im VVK 18,70–29,70 Euro).

Am Freitag präsentieren die umtriebigen Brueder Selke das Debütalbum „Split Scale“, das zusammen mit der Pianistin Midori Hirano aufgnommen haben – vorab gibt es jeweils ein Solo-Set. Trotz ihrer klassischen Ausbildung ist Hirano experimentell-eklektisch unterwegs, auch die Brüder sind mit Cello, Klavier und Electronics recht offen. (15.8., 20 Uhr, Tickets im VVK und AK 15 Euro).

Und zum Schluss noch ein traurige Nachricht. Vor wenigen Monaten erst haben Kara Delik ihr Debütalbum veröffentlicht. Nun hat das tolle Berliner Trio, das unter anderem orientalische Sounds mit postpunkiger Energie amalgamierten, eine Statement veröffentlicht, das sie ihr letztes Konzert ever spielen: „It’s no secret that we are three fiercely different individuals, and that Kara Delik is the complete sum of the three of us. Our differences are both our strength and weakness and having a band like this isn’t without its difficulties“ heißt es da. Und weil die Band live entsprechend Feuer hat, sollte man sich diesen Auftritt im Rahmen des Kara Delik & Dostlar-Festivals in der Neuen Zukunft nicht entgehen lassen (16.8., 20 Uhr, Eintritt frei).

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