Konzert | Uber-Arena in Berlin: Die zwei Seiten von OneRepublic | ABC-Z

Konzert | Uber-Arena in Berlin
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Die zwei Seiten von OneRepublic
Fr 03.10.25 | 10:47 Uhr | Von
2007 hatten OneRepublic ihren Durchbruch mit “Apologize”. Heute erreichen die US-Amerikaner nicht mehr die ganz hohen Chart-Positionen, füllen aber immer noch die großen Arenen. Beim Berlin-Konzert war Jakob Bauer hin- und hergerissen.
In der Mitte des vierten Songs geht plötzlich irgendwas schief. Vielleicht hören sich die Musiker nicht mehr, auf jeden Fall kommt die Band richtig aus dem Takt und Sänger Ryan Tedder schafft es in dem kleinen Chaos erst mit einem energischen Refrain-Einsatz, OneRepublic wieder zusammenzubringen. Und das ist: ziemlich cool.
Denn viele Künstler dieser Liga arbeiten längst mit Playback oder spielen gar keine Live-Instrumente mehr. OneRepublic hingegen beweisen an diesem Abend, dass sie keine Roboter sind, sondern liefern eine quicklebendige Pop-Show.
Muss der auch mal atmen?
Und das ist deswegen schön, weil die Musik von OneRepublic zwar große emotionale Themen behandelt und gerne auch mal als Hymne daherkommt, aber eigentlich unaufdringlich eingängig ist, vulgo: gut vorbeirieseln kann. Verspieltere Ideen oder Strukturen, etwas, das aus dem klassischen Pop-Song-Schema ausbricht, ist eher Ausnahme.
Den Gute-Laune-Song erkennt man am Pfeifen und Stampfen, den Liebeskummersong am traurigen Cello. Und auch wenn man Ryan Tedder im Radio hört, ist er nur eine von vielen perfekt produzierten Pop-Stimmen. Live ist das allerdings eine ganz andere Geschichte. Kann der Mann singen! Erst seidenklar und dann gebrochen und rau, hoch, höher, im Falsett, druckvoll und klar, als hätte er einen unendlichen Atem.
Die Band hilft, erweckt die Songs zum Leben, da darf die Gitarre mal richtig die Zerre aufdrehen und der Schlagzeuger wirbelt über die Trommeln, als hätte er mit jeder noch ein Hühnchen zu rupfen. Trotzdem würde man manchmal gerne ein bisschen die elektronischen Klangflächen runterdrehen, denn immer noch versinkt einiges dann doch in einem fetten, komprimierten Brei, der alles wummsig und atmosphärisch macht, aber sich auf Dauer abnutzt. Es ist ein Hin und Her.
Witz und zur Schau gestelltes Selbstbewusstsein
Ein Hin und Her ist es auch mit der Show: Frontmann Tedder ist spontan und witzig, erzählt, dass er zu 35 Prozent deutsch sei, von den Anfängen der Band, als ausgerechnet ein Remix von ihrem Song “Apologize” und gar nicht ihre Original-Version den Durchbruch brachte. Er schießt mit großer Freude signierte Fußbälle ins Publikum und sagt: Wir machen uns jetzt einen schönen Abend, am Mittwoch – ähh, oder Donnerstag? Ach scheißegal, let’s go.
Gleichzeitig ist da aber auch ein seltsam zur Schau gestelltes Selbstbewusstsein. Tedder erzählt gerne, für welche Stars er schon Songs geschrieben hat und dass er mit Chris Martin von Coldplay chattet. Das ist alles auch ganz nett, aber muss bei jedem zweiten Song die Band auch noch auf der Videoleinwand zu sehen sein, wie sie auf Tour “Band-Sachen” macht?
Und dann läuft noch ein Video von Fans, die Dinge sagen wie: “Die Musik von OneRepublic bedeutet für mich Glück”, “Sie haben mein Leben gerettet” und “Sie tun das, wofür wir Menschen auf der Erde geschaffen sind”. Mag ja alles aus der Sicht der Fans so sein, aber – die sind doch eh hier und feiern die Band – also – was genau ist der Punkt?
Es bleibt trotzdem der positive Eindruck. Denn in zwei Stunden Konzert schaffen es OneRepublic bei vielen eigentlich nicht so unähnlichen Songs nie zu langweilen, sondern einen für sich einzunehmen und mitzureißen. Was zu glatt sein könnte, bekommt durch Tedders Stimme eine Kante, was zu austauschbar vor sich hinwabern könnte, fährt durch die energische Band in den Körper. Und was im Radio manchmal vorbeirieselt, entfaltet live so eine doch erstaunliche Kraft.
Sendung: rbb24 Inforadio, 03.10.2025, 6:00 Uhr















