Konzert in Heilig Kreuz: Ein glänzender Auftritt – Dachau | ABC-Z
Der dritte Adventssonntag trägt im Kirchenkalender den Namen „Gaudete“, „Freuet Euch“: Denn nun rückt für Menschen christlichen Glaubens die Geburt Christi immer näher. Auch für Jürgen Rothaug war der vergangene Sonntag ein Anlass, sich von Herzen zu freuen: In der Dachauer Pfarrkirche Heilig Kreuz gab er sein 35. Benefizkonzert zugunsten des Spendenhilfswerks „SZ Gute Werke“, vormals „Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung“. Insgesamt haben Rothaug sowie die beteiligten Chöre und Ensembles im Laufe der Jahrzehnte mehr als 25 000 Euro für Menschen in Notlagen gesammelt.
So ging sein Blick vor Konzertbeginn immer wieder ins Kirchenschiff, um einen Überblick über die Zahl der Besucher – und damit der potenziellen Spenderinnen und Spender – zu bekommen. Es waren womöglich heuer nicht so viele wie bei früheren Aufführungen des engagierten Musikers. „Aber das ist ja nicht das Wichtigste, wir wollen dem Publikum schöne Musik schenken“, sagte er. Und die gab es in der Tat, eine liebevoll inszenierte Überraschung inklusive.
Rothaug wies in seiner Ansprache mit eindringlichen Worten auf das Elend vieler Menschen im Landkreis hin und erzählte von einer Mutter, die alles verloren hatte, von einem Rollstuhlfahrer, der jede Hilfe ablehnte oder von der unfassbaren Not misshandelter Kinder. Der sonst so verbindliche Mann war sichtlich betroffen davon, dass auch im Landkreis immer noch Menschen mit schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen haben und auf Hilfe durch Einrichtungen wie beispielsweise „Gute Werke“ angewiesen sind. „Wir müssen unser Scherflein dazu beitragen, diese Not zu lindern. Es müssen ja keine Tausender sein“, rief er seinem Publikum zu – und schaffte mit diplomatischer Eleganz den Schwung zurück ins Jetzt des besinnlichen Konzert-Spätnachmittags.
Ein Musikteppich vorweihnachtlicher Gefühle
Das erprobte Sextett des Ensemble Cantori und das Quintett Musici Salone breiteten dabei einen Teppich vorweihnachtlicher Gefühle aus – mit ganz alten und eher modernen Stücken. Die jungen Geigerinnen Laetitia Kausch und Anna Helfer trugen ebenfalls zur friedlichen Stimmung bei im – wie üblich – ziemlich unterkühlten Gotteshaus. Thomas Kudernatsch stimmte mit einer Intrada für Orgel auf das Programm ein. „Gaudete“ – ein Stück aus dem 11. Jahrhundert – nahmen die Instrumentalisten von „Musici Salone“ wörtlich und spielten mit mitreißender Begeisterung.
Natürlich durfte das wunderbare, symbolträchtige „Maria durch ein’ Dornwald ging“ ebenso wenig fehlen wie eine festliche Bourrée des großen Georg Friedrich Händel. Die Bourrée ist ein Tanz, den der selbstverliebte Ludwig XIV. in Versailles salonfähig gemacht hat – also an einem Ort, der das krasse Gegenteil von Jesu Geburtsort ist, dieser ärmlichen Unterkunft in Bethlehem.
Rührendes Zwischenspiel der Grundschülerinnen
Für eine Überraschung sorgte das Zwischenspiel von Grundschülerinnen: Angeführt von den Kindern Mathilda und Marlene mit Lichterkränzen auf dem Kopf bewegte sich gemessenen Schritts eine kleine Mädchen-Prozession mit Kerzen in den Händen durch die Kirche, sang herzerwärmend das alte neapolitanische Volkslied „Santa Lucia“ und gedachte damit der heiligen Lucia, deren Festtag in Skandinavien bis heute festlich-fröhlich begangen wird. Jürgen Rothaug hatte diese rührende Aufführung mit Schülerinnen der Grundschule Dachau-Ost eingeübt und erzählte vom Leben und Martyrium der Heiligen, glücklicherweise, ohne auf die grausigen Details einzugehen.
Die heilige Lucia von Syrakus lebte gegen Ende des dritten Jahrhunderts und versorgte die seinerzeit verfolgten Christen in den Katakomben ihrer Stadt heimlich mit Lebensmitteln. Um sich in den dunklen Gewölben besser orientieren zu können, trug sie Kerzen auf ihrem Kopf. Daher stammt der Brauch, zum Lucia-Fest einen Lichterkranz zu tragen. Obwohl verlobt, wollte Lucia eigentlich nicht heiraten, sondern ihr Leben Christus weihen. Doch der Möchtegern-Bräutigam schwärzte sie beim Präfekten an, sie wurde verhaftet und starb den Märtyrertod. Mag sein, dass die Heilige in den Katakomben gelegentlich auch das Echo ihrer eigenen Stimme gehört hat.
Carina Ellerhoff und Irmi Frösch sangen die bekannte und beliebte Echo-Arie aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium und das Quintett „Musici Salone“ spielten die Pastorale aus Arcangelo Corellis Concerto grosso g-Moll op. 6 Nr. 8, besser bekannt als „Weihnachtskonzert“. Spirituals und ein mitreißender „Psalm in Jazz“ umrahmten den hochromantischen Abendsegen aus Engelbert Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“. Das begeisterte Publikum sparte nicht mit Applaus für diese schöne Gemeinschaftsleistung aller am Konzert Beteiligten – und der Spendenkorb füllte sich.