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Bald wieder Warnstreiks in München? Was die Gewerkschaften planen | ABC-Z

München – An diesem Dienstag streikten die Zustellerinnen und Zusteller der Post in Bayern. Ein Großteil der 1100 Mitarbeiter in München lieferte keine Päckchen und Briefe mehr aus. Ein Warnstreik der Gewerkschaft Verdi. In den aktuellen Tarifverhandlungen mit der Deutschen Post AG fordert sie sieben Prozent mehr Lohn und drei zusätzliche Urlaubstage.

Eine Arbeitskampfmaßnahme, wie sie 2025 in München auch anderen Branchen bevorstehen könnte. Bereits im ersten Quartal laufen einige Tarifverträge aus – auch der mit dem beschäftigungsschweren öffentlichen Dienst.

Bald wieder Warnstreiks in München? Was die Gewerkschaften planen

An diesem Freitag gibt der DGB (Deutsche Gewerkschaftsbund) München einen Ausblick, welche Warnstreiks auf die Münchner zukommen können. Und weist auf die teils prekäre Arbeitssituation in den unterschiedlichen Gewerken hin. „Viele Arbeitsplätze sind massiv unterbesetzt, das wird auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen“, sagt Simone Burger, die Münchner Gewerkschaftschefin.

Für den Blick in die Branchen hat Burger Vertreter mehrerer Gewerkschaften in das DGB-Haus im Münchner Osten eingeladen. „Wir fordern acht Prozent mehr Lohn und drei zusätzliche freie Tage“, sagt Claudia Weber von Verdi. Sie vertritt die Beschäftigten im öffentlichen Dienst in den aktuellen Verhandlungen mit den Arbeitgebern. Auch hier ist die Friedenspflicht im Januar ausgelaufen – ein neuer Tarifvertrag muss verhandelt werden. Mit den unterschiedlichen Lohnstufen für Lehrer, Mitarbeiter in städtischen Behörden, bei der Müllabfuhr, Polizisten, Beschäftigte in Krankenhäusern und in der Kinderbetreuung.

Seit dem Inflationshoch von 2022 mit bis zu zwölf Prozent seien die Preise nicht mehr zurückgegangen. „Und wer jetzt umziehen muss, hat kaum eine Chance, eine bezahlbare Wohnung zu finden“, sagt Weber. Der finanzielle Druck unter den städtischen Beschäftigten in München sei groß.

„Lassen wir nicht mehr zählen“: Was die Münchner Gewerkschaftschefin fordert

Daher brauche es die Lohnerhöhung um acht Prozent. Aber daneben auch eine physische Entlastung. „Die Babyboomer gehen sukzessive in Rente, die Personalsituation ist vielerorts sehr angespannt“, sagt Weber.

Doch zum Start der Verhandlungen hätten die Arbeitgeber argumentiert, die Kassen seien leer. „Dieses Argument“, sagt Simone Burger, „lassen wir nicht mehr zählen“. Es sei keine Option, weiter zulasten der Beschäftigten zu sparen. Es müsse endlich wieder in die öffentliche Daseinsfürsorge investiert werden, die ein gutes, funktionierendes Miteinander in der Stadt gewährleisten würde.

Aber woher soll das Geld dann kommen? Statt laufend zu sparen, müsse sich die Einnahmenseite verbessern, sagt Simone Burger. „Es dürfen nicht weiter die starken Schultern entlastet werden.“

Keine Schuldenbremse und Steuererhöhungen: Wie die Gewerkschaften höhere Löhne finanzieren wollen

Bis Ende der 90er Jahre sei der Spitzensteuersatz bei 52 Prozent gelegen, heute seien es nur 42 Prozent. Eine zentrale Forderung des DGB ist auch: Die Schuldenbremse auf Bundesebene muss weg. Ohne mehr Einnahmen und Geld vom Bund drohten „die strukturell unterfinanzierten Kommunen“ kaputtgespart zu werden.

Ihre Verdi-Kollegin Claudia Weber erinnert daran, dass auch Flughafenmitarbeiter zum öffentlichen Dienst gehören. „Wir scheuen uns nicht, bei Bedarf auch da zu streiken, wo es wehtut.“ Im April läuft auch der Tarifvertrag zwischen der Eisenbahn-Gewerkschaft EVG und der Deutschen Bahn aus.

Je nach Angebot könnte es auch bei den Münchner Brauern im Februar noch zu Arbeitsniederlegungen kommen. Sie fordern eine Lohnerhöhung von 6,6 Prozent. Dazu, wegen der körperlich schweren Arbeit, auch eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung. Ähnliches habe die Gewerkschaft für Nahrungs- und Genussmittel für die Milchwirtschaft schon durchgesetzt.

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