News

Kommentar zum G20-Gipfel: Die internationale Zusammenarbeit lebt | ABC-Z


kommentar

Stand: 23.11.2025 14:39 Uhr

Trotz des demonstrativen Boykotts der Trump-Regierung haben sich die Teilnehmer des G20-Gipfels auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Das zeigt, dass internationale Kooperation noch funktionieren kann.

Damit hat noch vor wenigen Tagen kaum jemand gerechnet. Am Ende dieses G20-Gipfels in Johannesburg steht eine gemeinsame Abschlusserklärung, die noch dazu afrikanische Themen so stark in den Mittelpunkt rückt wie nie zuvor.

Der demonstrative Boykott der Trump-Administration hat die große Mehrheit der G20 ganz offensichtlich enger zusammengeschweißt, anstatt die Staatengruppe zu spalten. Für Gastgeber Südafrika ist das ein diplomatischer Erfolg. Unter der Überschrift “Solidarität, Gleichheit und Nachhaltigkeit” hat sich das Land seit der Übernahme der G20-Präsidentschaft vor einem Jahr für die Interessen des gesamten Globalen Südens stark gemacht.

Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Denn die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer – mit Ausnahme der USA – bekennen sich unerwartet deutlich zu einer fairen Finanzierung der Klimafolgenkosten, einer umwelt- und sozial gerechten Energiewende und einer Schuldenentlastung für die ärmsten Staaten der Welt. Und: Seltene Erden, Kobalt oder Lithium sollen in Afrika nicht nur abgebaut, sondern weiterverarbeitet werden, um lokale Wertschöpfung zu stärken.

USA konnten ihre Agenda nicht durchsetzen

All das hatten Trump und seine Leute als “antiamerikanische Agenda” gebrandmarkt. Mit ihrem Versuch, eine Gipfelerklärung zu verhindern, ist die Regierung in Washington allerdings kläglich gescheitert. Eine landesweite Sonntagszeitung sagt es so: “Donald Trump hat sich in Südafrika eine blutige Nase geholt.” Das gilt auch für Trumps sogenannten Friedensplan, der den Krieg in der Ukraine beenden soll, aber nach Ansicht der westlichen Ukraine-Unterstützer unzumutbare Zugeständnisse an den russischen Aggressor vorsieht.

Am Rande des Gipfels haben die europäischen G20-Staaten gemeinsam mit Japan und Kanada ein Stoppschild aufgestellt und weitreichende Änderungen verlangt – ohne sich dabei von den USA unter Druck setzen oder gar einschüchtern zu lassen.

In Washington scheint diese Botschaft angekommen zu sein. Schließlich hat der US-Präsident umgehend verkündet, seine Vorschläge, die er der Ukraine eigentlich ultimativ aufzwingen wollte, seien nun doch nicht das letzte Wort – eine bemerkenswerte Kehrtwende, die zeigt, dass multilaterale Diplomatie auch dann noch arbeitsfähig sein kann, wenn sich das mächtigste Land der Welt querstellt und auf nationale Abschottung setzt.

US-Vorsitz der G20 wird Herausforderung

Natürlich ist die Verständigung von Johannesburg rechtlich nicht bindend, sondern eher eine politische Absichtserklärung. Krisen wie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die soziale Spannungen und Extremismus zur Folge haben kann, wie führende Wirtschaftswissenschaftler warnen, sind damit längst nicht gelöst.

Und wenn jetzt – ausgerechnet – die USA den G20-Vorsitz übernehmen, ist das mehr als bloße Ironie der Geschichte, nämlich ein zwölfmonatiger Stresstest für eins der wichtigsten Gesprächsforen der Welt. Allerdings gibt es nach dem Johannesburger Gipfel begründeten Anlass zur Hoffnung, dass die Staatengruppe diese Herausforderung übersteht. Denn auch das ist ein Signal aus Südafrika an die Welt: Die internationale Zusammenarbeit ist längst noch nicht tot.

Redaktioneller Hinweis

Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder und nicht die der Redaktion.

Back to top button