Kommentar – Was Münchens klares Olympia-Ja bedeutet | ABC-Z

AUDIO: München in der Olympia-Pole-Position: Was das Votum für Hamburg bedeutet (3 Min)
Stand: 27.10.2025 21:09 Uhr
München hat sich klar für eine Olympia-Bewerbung ausgesprochen. Was das für die anderen Bewerber – und insbesondere Hamburgs Ambitionen – bedeutet, ordnet NDR Reporter Holger Gerska in seinem Kommentar ein.
München hat also “Ja” gesagt. Es ist das erste positive Votum, seit es diese Referenden in Deutschland gibt. Der Sieg der Olympia-Befürworter ist mit über 66 Prozent Zustimmung eindrucksvoll – vor allem der Stimmungswandel gegenüber den 48 Prozent bei der Frage nach den Olympischen Winterspielen 2022.
München wird auf ein Ende des Bewerbungs-Vierkampfs pochen
Das Fazit fällt deshalb eindeutig aus: Die bayerische Landeshauptstadt will Olympische Sommerspiele ausrichten und dürfte mit dieser demokratischen Legitimation auf ein schnelles Ende des deutschen Vierkampfs pochen. Denn auch bundesweite Umfragen in den vergangenen Wochen legen nahe: Die Stimmung im Land stützt – anders als noch vor wenigen Jahren – eine offizielle Bewerbung.
Spürbar ist der Rückenwind durch die stimmungsvollen Tage der Fußball-EM im eigenen Land und die spektakulären Olympischen Spiele von Paris als Blaupause. Außerdem genießt die aktuelle Olympia-Offensive anders als die geplante Bewerbung um die Sommerspiele 2024/2028 auch den Rückhalt der Bundesregierung.
Der DOSB spielt auf Zeit
Also werden sich nicht nur die Olympia-Macher in Bayern fragen: Worauf warten? Die internationalen Chancen einer deutschen Bewerbung stehen aktuell ja nicht gut. Sportpolitisch hat Deutschland zuletzt instinktlos so viel Porzellan zerschlagen, dass die Beziehung zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC) momentan als zerrüttet gilt und das trotz des langjährigen Präsidenten Thomas Bach. Dessen Einfluss auf viele der rund 100 IOC-Mitglieder ist Stand jetzt der größte Trumpf des deutschen Sports. Aber er dürfte schwinden.
Video:
München will Olympia – Was ist mit Hamburg? (2 Min)
Und dennoch spielt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf Zeit. Noch ein weiteres Jahr. Geradezu abenteuerlich mutet es an, dass bislang überhaupt noch nicht klar ist, nach welchen Kriterien unter den vier Bewerbern Berlin, Hamburg, München und Rhein-Ruhr der deutsche Kandidat gekürt wird. Welche Rolle spielen also die 66 Prozent von München, wenn in Berlin die Bevölkerung gar nicht gefragt werden soll und in Nordrhein-Westfalen eine mögliche Bürgerbeteiligung immer noch in der Diskussion ist?
NDR-Umfrage: Keine Zustimmung für Olympia in Hamburg
Und Hamburg? Das Olympiareferendum ist für den 31. Mai 2026 geplant. 2015 gab es unter schwierigen Rahmenbedingungen eine knappe Niederlage der Olympia-Planer. Dass die Stadt und ihr Umfeld zehn Jahre später nicht bedingungslos hinter dem neuen Anlauf stehen, belegt die neueste Umfrage des NDR eindrucksvoll. Nicht 66 Prozent “Ja” wie in München sondern 60 Prozent “Nein”. Auch wenn das Ganze nicht so repräsentativ ist.
Dabei ist die Hamburger Bewerbung auf dem Papier keinesfalls deutlich schlechter. Aber es gibt Unterschiede. München hat ein taugliches Olympiastadion, das nur renoviert werden soll. Hamburg muss bauen. Die Eifersüchteleien, dass damit Fußball-Bundesligist Hamburger SV im Gegensatz zum Stadtrivalen FC St. Pauli eine neue Spielstätte geschenkt bekäme, standen in den vergangenen Wochen im Mittelpunkt der Diskussionen um das Konzept der Hansestadt.
Die Olympischen Kernsportarten sind Hamburg fremd
Einmal mehr der Beleg, was den Hamburgerinnen und Hamburgern in Sachen Sport wirklich wichtig ist. Der Olympische Sport spielte hier in den vergangenen Jahrzehnten – abgesehen von den Massensport-Events Marathon, Cyclassics und Triathlon – kaum eine Rolle. Die Olympischen Kernsportarten Schwimmen, Leichtathletik und Turnen sind Hamburg fremd.
Und exakt das ist der größte Nachteil gegenüber München: Die hochgelobte Ausrichtung der European Championships 2022 hat in Bayern viele Vorurteile gegenüber sportlichen Großveranstaltungen abgebaut. Das Ergebnis sind über 66 Prozent im Bürgervotum und die klare Pole Position im deutschen Vierkampf um Olympia.

























