Kommentar: Ernsthaft gespielt – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z
Jung und neu, das muss nicht immer gut sein oder gar besser als das Althergebrachte. Die jungen „Badehäusler“ aber haben ihre Sache so gut gemacht, dass sich das Publikum den Besuch manch konventioneller Wahl-Veranstaltung sparen kann. Ihre Befragung von Bundestagskandidaten war ungewöhnlich, ein wenig verspielt, aber wohlüberlegt und erkennbar intensiv vorbereitet. Fürs Publikum jedenfalls erkenntnisreich.
Das Grün-Rot-Hüpfspiel, das ältere Semester an die Kindershow „Eins, zwei oder drei“ mit Michael Schanze erinnert haben mag, war nur vordergründig neckisch. Tatsächlich war es die Basis dafür, dass die Kandidaten sich positionieren mussten, ohne gleichzeitig die Haltung der anderen zu bewerten. Ein ermüdender verbaler Schlagabtausch, wie er sich auf gewöhnlichen Podien meist ergibt, blieb aus. Stattdessen gab es klare Einblicke in die Haltung der einzelnen Bewerber. Und dazu jeweils sehr konzentrierte Erklärungen. Wer steht für welche Überzeugung? Kann er sie begründen? Geht er ernsthaft auf die Frage ein, und formuliert er verständlich? Das zeigte sich in allen Fällen deutlich. Und ermöglichte Meinungsbildung im besten Sinne.
Zwei fehlen
Schade, dass ein bestimmter Vergleich ausbleiben musste: Der Kandidat der Linken war nicht dabei, da das Team in der ganzen Vorbereitungszeit und trotz intensiver Suche im Netz gar keinen finden konnte. Erst zwei Tage vor Veranstaltungsbeginn, so berichtet Sybille Krafft, habe sich Erich Utz als Kandidat gemeldet – zu spät, so Krafft, um in den präzise geplanten Ablauf integriert zu werden.
Die Abwesenheit eines AfD-Kandidaten hingegen war reine Absicht, wie Jonathan Coenen erklärte. Eine Partei, in welcher der Holocaust schon mal zum „Vogelschiss“ der Geschichte erklärt werde und die nachweislich Rechtsextreme unter sich dulde, habe im Erinnerungsort Badehaus nichts verloren. Richtig.