Berlin

Knotipp der Woche: Larger Than Life | ABC-Z

Der 17. April ist „Coastal“-Tag. Weltweit kommt an diesem Datum der neue Film mit Neil Young in ein paar Kinos, und zwar nur an diesem. Wer an diesem Tag keine Zeit für den Kinobesuch hat, dem bleibt dann nur noch das Streaming irgendwann.

Und zumindest Fans von Neil Young würden echt etwas verpassen, schließlich kommt der Film dem Meister nah wie kaum ein anderer. Dabei gibt es ja bereits fantastische Dokumentationen über ihn, von so großen Regisseuren wie Jim Jarmusch und Jonathan Demme.

Aber in diesen Filmen erlebt man einen Young, der larger than life ist. Den Uropa des Grunge, den Gitarrengott, den Anführer von Bands voller sagenhafter Musiker. „Coastal“ ist zwar ganz ähnlich gestrickt wie all diese Dokumentationen und wie diese setzt er auf sehr viele Konzertaufnahmen, die mit Gesprächssituationen verbunden werden, zu denen es beispielsweise Backstage gekommen ist.

Doch die alten Filme sind von dem Wunsch motiviert, aus einer spürbaren Fan-Perspektive heraus die ganze Großartigkeit von Young-Konzerten auf die Leinwand zu übertragen und zu beschwören. „Coastal“ kommt da viel nüchterner und unspektakulärer daher und das auch noch in grobkörnigen Schwarz-Weiß-Bildern.

Young auf erster Konzerttournee nach der Pandemie

Man sieht in langen Aufnahmen ohne Schnitt Neil Young, den ikonischen Singer-Songwriter der USA, der eigentlich Kanadier ist, auf seiner ersten Konzerttournee nach der Corona-Pandemie, die ihn entlang der Westküste der USA führt. Er reist in seinem bestens ausgestatteten Tourbus und unterhält sich viel mit seinem Fahrer, mit dem er sich offensichtlich blendend versteht.

Hin und wieder gibt er on the road ein paar Kommentare von sich, etwa über Elektroautos, für die sich der Rockmusiker mit einem Faible für Umweltthemen schon seit langem interessiert. All das ist wahnsinnig unspektakulär, aber in seiner Beiläufigkeit eben auch ein stückweit faszinierend. Man bekommt immerhin das leise Gefühl, selbst mit Young auf großer Fahrt durch die USA unterwegs zu sein.

Der Musiker, der bald 80 Jahre alt wird, trägt auch auf der Bühne Klamotten, in denen er aussieht, als wolle er sich damit auf Kartoffelernte begeben. Gut, dieser Style ist längst ein Young-Klischee, aber diese ausgebeulten Jeans, die er andauernd trägt, sind immer noch bemerkenswert.

tazplan

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Und in diesem Look stellt er sich auf die Bühnen, ganz allein, spielt Akustik- und E-Gitarre, Piano und Mundharmonika, präsentiert sich und seine Songs damit ganz intim. Und da seine Stimme immer noch diesen seltsam verträumten Vibe hat wie vor fünfeinhalb Jahrzehnten, der automatisch innere Bilder von einer romantischen Hütte irgendwo in den Wäldern entstehen lässt, ist auch ein derart spartanisch präsentierter Neil Young immer noch eine Klasse für sich.

Dass er die Kamera in den etwas privateren Momenten so nah an sich herankommen lässt, liegt an der Person, die diese in ihren Händen hält. Seine Frau, die Schauspielerin Daryl Hannah, ist die Regisseurin von „Coastal“.

Die vertrauliche Atmosphäre und vielleicht auch die stets gute Laune Youngs lässt sich bestimmt mit dieser Konstellation bei der kreativen Zusammenarbeit erklären. Anfang Juli gibt der alte Mann des Rock dann endlich auch mal wieder ein Konzert in Berlin. Allerdings kommt er da mit einer Band.

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