Klinikum Fürstenfeldbruck: Defizit von 4 Millionen Euro – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Das Klinikum Fürstenfeldbruck macht erneut ein Millionendefizit. Das wird in diesem Jahr laut Hochrechnung knapp 4,4 Millionen Euro betragen. Als Grund nennt Klinikvorstand Alfons Groitl die Tatsache, dass die immensen Kostensteigerungen der vergangenen Jahre, die die Krankenhäuser schultern müssen, nicht refinanziert werden. Mit dem Problem steht das Fürstenfeldbrucker Kreiskrankenhaus bei weitem nicht alleine da.
Die Klinik wird zusammen mit dem Seniorenheim Jesenwang als selbständiges Kommunalunternehmen in Trägerschaft des Landkreises Fürstenfeldbruck geführt, weshalb die Situation des Krankenhauses auch die Kommunalpolitik nicht unberührt lassen kann. Nach dem Rechenschaftsbericht, den der Klinikvorstand jüngst vor den Kreisräten hielt, fasst Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin (CSU) die Lage so zusammen: „Einstweilen lässt uns das Krankenhaus noch ruhig schlafen.“
Noch können die Verluste mit Gewinnvorträgen aus früheren Jahren verrechnet werden. Doch die Situation könnte bald kippen. Denn Klinikchef Groitl sagt auf Nachfrage der SZ, dass die Gewinnvorträge die Finanzen der Klinik bis Ende 2024 zwar noch im positiven Bereich hielten, sich dies aber bis Ende 2025 ändern werde. Ein Defizit seines Kommunalunternehmens müsste der Landkreis innerhalb von fünf Jahren decken. Seit einigen Jahren steuert der Landkreis bereits zwischen zwei und zweieinhalb Millionen Euro pro Jahr für die Auszahlung einer Ballungsraumzulage an die Beschäftigten der Klinik bei.
Für das Fürstenfeldbrucker Akutkrankenhaus ist es das dritte Minus in Folge. 2023 betrug das Defizit zwischen Einnahmen und Ausgaben knapp 1,2 Millionen, im Vorjahr waren es dann 4,7 Millionen Euro. In den Corona-Jahren 2021 und 2022 hatte die Klinik noch Gewinne in Höhe von 1,9 und 4,4 Millionen Euro verzeichnet.
:“Wir brauchen schnellstmöglich Hilfe”
Warum sich Krankenhäuser allerorten finanziell an der Belastungsgrenze sehen und warum auch die angedachten Reformen manche Probleme nicht beheben werden, erklärt Fürstenfeldbrucks Klinikvorstand Alfons Groitl.
Sämtliche Kliniken hätten das Problem, dass sie die höheren Preise, die sie selbst seit geraumer Zeit beim Einkauf bezahlten, nicht an die Krankenkassen und Patienten weitergeben dürfen, erläutert Groitl. Die Preise, die das Krankenhaus für seine Leistungen verlangen dürfe, seien gesetzlich fixiert. Er zeigt den Kreisräten eine Grafik, an der die exponentielle Steigerung von Strom- und Gaspreisen deutlich wird. Von 2024 auf 2025 habe die Klinik nicht mehr Energie verbraucht, aber die Kostensteigerung habe 46 Prozent betragen, so Groitl: „Das ist nicht zu kompensieren.“
Auf Nachfrage der SZ wird er noch konkreter: Die Klinik habe bereits „maximal in Energieeinsparung investiert“, etwa in besonders verbrauchsintensiven Bereichen auf LED-Beleuchtung umgestellt, moderne Kältemaschinen angeschafft. Das Klinikum besitzt zwei Blockheizkraftwerke, mit denen es sich größtenteils selbst mit Strom versorgen kann.
Auf dem Dach der Klinik ist nun die Installation einer Photovoltaikanlage geplant. Über das Netzwerk der Klinik-Kompetenz Bayern (KKB), der das Fürstenfeldbrucker Krankenhaus angehört, versucht man, über die Bündelung von Ausschreibungen günstigere Strompreise zu erzielen. Für sein Energiemanagement erhielt das Krankenhaus eine entsprechende DIN-Zertifizierung. Und dennoch: „Die Rahmenbedingungen drücken uns ins Defizit“, sagt Groitl.
Als kleine Hoffnung verkündet der Klinikleiter den Kreisräten, dass es von November an ein Jahr lang die Möglichkeit geben soll, dreieinviertel Prozent Aufschlag für stationäre Leistungen der Klinik zu erheben. Nach den jüngsten Verlautbarungen zum Krankenhausreform-Anpassungsgesetz (KHAG) ist er sich allerdings nicht mehr so sicher, dass das genau so kommen wird.
Die Zahl der Pflegekräfte ist Maßstab für die Zahl der Patienten
Dass sich die Politik noch immer nicht darauf geeinigt hat, wie genau die Kliniklandschaft in Zukunft aussehen soll, macht den Betreibern zusätzlich zu schaffen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft als Interessenvereinigung der Krankenhausträger formuliert ihre Kritik am jüngst vorgelegten Kabinettsentwurf zum KHAG so: Substanzielle Verbesserungen, die die Krankenhausreform dauerhaft praxistauglich machen sollten, seien darin nicht zu finden, die Reform der Reform bleibe damit weit hinter den Erwartungen zurück.
Probleme bereitet dem Fürstenfeldbrucker Klinikum wie vielen anderen Krankenhäusern seit Jahren auch das Anwerben von ausreichend Pflegepersonal. Man sei dem Landkreis deshalb dankbar dafür, dass man Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Ballungsraumzulage anbieten könne, sagt Groitl. An der Zahl der verfügbaren Pflegekräfte bemisst sich auch die Zahl der Patienten. Entsprechende Vorgaben, wie das Zahlenverhältnis auszusehen hat, macht die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung.
In der Praxis heißt das: Können nicht genügend Pflegekräfte eingesetzt werden, dürfen nicht so viele Patienten aufgenommen werden. Das Klinikum Fürstenfeldbruck hält sich streng an diese Verordnung. Andernfalls würden Strafzahlungen fällig, die Groitl zufolge „bis zu mehreren Hunderttausend Euro pro Jahr“ betragen könnten. Insgesamt werden in der Kreisklinik jährlich um die 15 000 Patienten behandelt, vor Corona waren es mehr.

Trotz finanzieller Sorgen versucht die Klinik, sich für die Zukunft fit zu machen. Die Palliativstation wurde kürzlich von sieben auf neun Betten erweitert. Der teure, 15 Jahre alte Magnetresonanztomograf (MRT) muss demnächst ausgetauscht werden. Ein neues Patienten-Wlan wird eingeführt, ebenso ein Patientenportal, über das man online Termine buchen oder Unterlagen hochladen kann.
Seit drei Jahren bereitet sich die Klinik laut Groitl auf eine Krankenhausreform vor. Seit vorigem Dezember gilt eigentlich das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) aus der Zeit der Ampel-Regierung, darin enthaltene Termine seien jedoch verstrichen, sagt der Klinikchef: „Wir haben keine Planungssicherheit.“
Was ihn mindestens so ärgert, sind freilich vormalige Aussagen des früheren Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD), der die Notwendigkeit einer Krankenhausreform auch mit mangelnder Qualität in vielen Häusern begründet habe. Groitl: „Zu behaupten, wir leisten qualitativ schlechte Arbeit, trägt nicht gerade zur guten Stimmung bei.“





















