Wohnen

Klimawandel: Öl-, Gas- und Kohleverbrauch erreicht 2024 neues Rekordhoch – Wissen | ABC-Z

Noch nie hat der Mensch so viel Öl, Gas und Kohle verbrannt wie in diesem Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt die internationale Forschungsinitiative Global Carbon Project in ihrem neuen Bericht, der auf der Weltklimakonferenz COP29 im aserbaidschanischen Baku vorgestellt wurde.

Die fossilen CO₂-Emissionen dürften dem Bericht zufolge in diesem Jahr 0,8 Prozent über denen des Vorjahres liegen. Mit rund 37,4 Milliarden Tonnen wäre das ein neues Rekordhoch. Und es gebe kein klares Anzeichen dafür, dass die Welt den Höhepunkt der fossilen Emissionen bereits erreicht habe, sagte Judith Hauck vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, eine der etwa 120 Autorinnen und Autoren des Berichts „Global Carbon Budget 2024“.

In 22 Ländern sei der Ausstoß klimaschädlicher Gase in den vergangenen Jahren trotz wachsender Wirtschaft reduziert worden, betonte Hauck. Dazu gehörten auch die USA, Deutschland und viele andere europäische Länder. „Wir sehen da einen Trend, der uns natürlich viel zu langsam geht, der aber eben in die richtige Richtung geht und der durchaus Hoffnung macht.“

Es gebe viele Anzeichen für positive Fortschritte, sagte auch Glen Peters vom Cicero Center for International Climate Research in Oslo. „Es macht sich ein Gefühl breit, dass der Höhepunkt der weltweiten fossilen CO₂-Emissionen unmittelbar bevorsteht – aber der globale Höhepunkt bleibt schwer zu erreichen.“

Für das 1,5-Grad-Ziel bleiben nur noch wenige Jahre

Es seien nur noch wenige Jahre, bis das weltweite Ziel, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, um die schlimmsten Klimawandelfolgen abzuhalten, verfehlt werde, sagte Co-Autorin Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München.

„Unsere besten Abschätzungen ergeben, dass wir in sechs Jahren eine 50-prozentige Chance haben, dass wir die 1,5 Marke knacken.“ Das heiße andersherum: Für das 1,5-Grad-Ziel müsste die Welt in sechs Jahren netto auf null Emissionen kommen. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte sie.

Das aktuelle Jahr wird dem EU-Klimawandeldienst Copernicus zufolge zwar so gut wie sicher im Durchschnitt mehr als 1,5 Grad wärmer als die Jahre im vorindustriellen Mittel. Das Pariser Klimaziel gilt damit aber noch nicht als verfehlt, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird.

Die Umwelt kann weniger CO₂ aufnehmen als früher

Für den Bericht schauten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch an, wie viel CO₂ wieder aus der Luft verschwindet. Etwas mehr als die Hälfte des von Menschen ausgestoßenen CO₂ wird von den Ozeanen, Pflanzen und Böden aufgenommen. „Beide Senken werden auch getroffen oder beeinflusst durch die Klimaveränderungen“, sagte Hauck.

Land-Ökosysteme konnten im Jahr 2023 dem Bericht zufolge durch den Klimawandel etwa 27 Prozent weniger CO₂ aufnehmen als noch 2014. Das liege unter anderem an einem geringeren Niederschlag und höheren Temperaturen in bestimmten Regionen. Die Meere konnten demnach in dieser Zeit knapp sechs Prozent weniger CO₂ aufnehmen, was wahrscheinlich vor allem auf veränderte Winde zurückzuführen sei, welche die Ozeanzirkulation stören.

Die Konzentration von CO₂ in der Atmosphäre wird dem Bericht zufolge in diesem Jahr voraussichtlich 422,5 ppm (parts per million – Teilchen pro Millionen Teilchen) erreichen. Das sind über 50 Prozent mehr als vor Beginn der Industrialisierung. Damit die Menge an CO₂ heruntergehe, müsse die Welt nicht nur weniger ausstoßen als bisher, sondern gar nichts mehr, betonte Pongratz. „Alles, was wir heute emittieren, hat sehr langfristige Folgen.“

Back to top button