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Klimaschutzkonzept für Berlin: Fahrplan zum grünen Traum | ABC-Z

Berlin taz | Die Titelseite zeigt einen grünen Traum von Kreuzberg: Am Schlesischen Tor gleitet die U-Bahn durch einen halboffenen Tunnel aus Solarpaneelen, von den neuen Dachterrassen der Wohngebäude drumherum strecken sich Bäumchen in den Himmel, auf der Straße sind nur noch Fahrräder und fahrerlose Kleinbusse unterwegs, und ein einladender neuer Stadtplatz wartet mit Spiellandschaften und einer Open-Air-Bücherei auf.

Ganz so idyllisch wird es wohl nicht werden, aber die beiden mehrhundertseitigen Dokumente, die das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg am Donnerstag vorgelegt hat, sollen zumindest den Weg in diese Richtung weisen: ein Klimaschutz- und ein Klimaanpassungskonzept, die ersten ihrer Art auf bezirklicher Ebene, wie Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) bei der Vorstellung betont. Ermöglicht wurden die umfangreichen Studien durch Fördermittel aus den Bundesministerien für Wirtschaft und Umwelt.

„Die Klimakrise ist die größte Herausforderung unserer Zeit, es gilt, entschlossen und schnell zu handeln“, sagt Herrmann. „Dem Klima selbst ist es egal, wie viel Grad es heißer wird, aber für die Menschen ist es ein entscheidender Unterschied.“ Der Schutz des Klimas und die Anpassung der urbanen Lebenswelt an die jetzt schon unvermeidliche Veränderung seien Themen, „die und heute betreffen, nicht in zwei, drei oder 20 Jahren“. Die Konzepte – gleichzeitig Bestandsaufnahme, Potenzialanlayse und Maßnahmenpaket – böten dem kleinsten und zugleich dicht besiedelten Berliner Bezirk jetzt einen „klaren Rahmen und einen Fahrplan“.

Für Herrmann, die in Bezug auf die Klimapolitik des Senats nicht mehr allzu optimistisch ist, macht das Herunterbrechen auf die Bezirksebene Sinn, weil die lokalen Herausforderungen auch innerhalb Berlins ganz unterschiedlich seien: In Friedrichshain-Kreuzberg sei es an heißen Sommertagen um bis zu 11 Grad wärmer als jenseits der Stadtgrenze, gleichzeitig sei die Versiegelung des Bodens trotz einiger bereits durchgeführter Maßnahmen – wie dieses Jahr am Görlitzer Ufer – noch außerordentlich hoch.

Privathaushalte als Großverbraucher

Wie Kartenmaterial verdeutlicht, ist das Potenzial einer energetischen Autarkie des Bezirks begrenzt: Mit Dach-Photovoltaik und Geothermie ließe sich maximal ein Fünftel des Endenergiebedarfs vor Ort decken. Am meisten verbrauchen dabei die privaten Haushalte, gefolgt vom Gewerbe und dem Verkehr. Die bezirkseigenen Gebäude dagegen sind nur zu 1,9 Prozent am Energiekonsum und zu 1,4 Prozent am CO₂-Ausstoß beteiligt, wie Klimaschutzmanagerin Zoe Hoffmann aus dem aktuell fünfköpfigen Klima-Team des Bezirks erläutert.

Hier können die im Klimaschutzkonzept definierten „Schlüsselmaßnahmen“ wohl am leichtesten ansetzen, tatsächlich hat man sich auch längst auf diesen Weg begeben: Im vergangenen Jahr wurden „smarte“ Heizungssteuerungen in mehreren Schul- und Bibliotheksgebäuden installiert, die Kosten – knapp 300.000 Euro allein für die Schulen – sollen zum Teil schon durch den gesunkenen Energieverbrauch hereingespielt worden sein.

Zur Umsetzung vieler anderer Maßnahmen – von der Einrichtung sogenannter Micro Hubs, also Umschlagplätzen für lastenradgestütze Lieferketten, bis zur Entwicklung eines umwelt- und klimafreundlichen Tourismus – wird Friedrichshain-Kreuzberg auf Unterstützung angewiesen sein. Wenn nicht vom Land, dann von anderen Akteuren wie Wohnungsbaugesellschaften oder lokalen Unternehmen, mit denen der Bezirk laut Herrmann schon im Gespräch ist.

Wobei man auf fachlicher Ebene sehr gute Kontakte in die Senatsverwaltung für Klimaschutz habe, wie Klimaanpassungsmanagerin Leonie Laug betont. Und auch mit vielen anderen Bezirken sei Friedrichshain-Kreuzberg bereits im Austausch: „Da muss man das Rad nicht immer neu erfinden.“

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