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Kleine Reaktoren stehen im Fokus | ABC-Z

Italien macht einen Schritt Richtung Nuklearenergie. Die drei Unternehmen Enel , Ansaldo Energia und Leonardo haben ein Forschungsunternehmen für die Rückkehr zur Atomkraft gegründet. Das Unternehmen namens Nuclitalia werde „eine neue Generation von Technologien erforschen und deren Marktchancen analysieren“, teilten die drei Konzerne, an denen der italienische Staat jeweils als einflussreicher Minderheitsaktionär beteiligt ist, am Mittwochabend mit.

Italien ist nach einem Referendum im Jahr 1987 aus der Atomenergie ausgestiegen und hat in einem weiteren Referendum 2011 die Rückkehr abgelehnt. Die Abstimmungen fanden nach den Unfällen von Tschernobyl und Fukushima statt. Der letzte Reaktor wurde 1990 abgeschaltet. Die Regierung plant derzeit kein weiteres Referendum. Es kann durch Unterschriften der Italiener oder die Initiative von Regionalpolitikern jedoch erzwungen werden. Umfragen spiegeln derzeit unterschiedliche Meinungen wider.

Weniger Atommüll

In der Zwischenzeit will die Regierung von Giorgia Meloni Fakten schaffen. Sie setzt auf eine Wiedergeburt der Atomkraft mit kleineren und in ihren Augen sicheren Reaktoren, die auch weniger strahlenden Atommüll hinterlassen. Führend an dem Forschungsunternehmen wird der Stromlieferant Enel mit einem Anteil von 51 Prozent sein. Über Tochtergesellschaften ist er schon in Spanien und in der Slowakei in der Atomenergie engagiert. 39 Prozent des Forschungsunternehmens hält Ansaldo Energia, das an einer neuen Generation von Reaktoren arbeitet und im vergangenen Dezember einen Vertrag zur Modernisierung und Laufzeitverlängerung des rumänischen Kernkraftwerks Cernavoda unterschrieben hat. Die restlichen 10 Prozent liegen in der Hand des Leonardo-Konzerns, der vor allem ein Rüstungs- und Elektronikhersteller ist.

Anfangs will sich das Forschungsunternehmen auf kleine wassergekühlte modulare Reaktoren konzentrieren. Dabei soll besonders der Energiebedarf Italiens berücksichtigt werden. Industrielle Partnerschaften wollen die Gründer in Betracht ziehen. Dabei sei zu prüfen, zu welchen Leistungen besonders italienische Zulieferer in der Lage seien, heißt es. Der siebenköpfige Verwaltungsrat wird von Ferruccio Resta geführt, dem ehemaligen Rektor der Polytechnischen Universität von Mailand. Luca Mastrantonio, Leiter der Abteilung Nukleare Innovation von Enel, wird die Rolle des Vorstandschefs übernehmen.

Nicht zum Aktionärskreis gehört das junge Unternehmen Newcleo , das unter italienischer Führung steht und viele italienische Investoren hat. Es hat kürzlich seinen Sitz nach Frankreich verlegt, weil es dort einen großen Vertrag zur Arbeit an kleinen bleigekühlten Reaktoren erhalten hat. Newcleo will auch einen eigenen nuklearen Brennstoff liefern, einen Mischoxidbrennstoff, der unter anderem aus wiederaufbereitetem Kernbrennstoff besteht und wenige schwächer strahlende Reste hinterlassen soll.

Newcleo hatte jüngst die Hoffnung geäußert, Zulieferer für das Unternehmen der drei etablierten Hersteller zu werden. Doch in der italienischen Regierung herrscht offenbar ein Streit darüber, inwieweit Newcleo gefördert werden soll. Gegner geben vor, Newcleo sei nicht wirklich ein italienisches Unternehmen. Die jüngste Initiative ziele dagegen darauf, die italienische Industrie nach vorne zu bringen. Enel und Ansaldo sollen sich gegen Newcleo als Anteilseigner ausgesprochen haben, heißt es in Branchenkreisen, zudem hat offenbar Vize-Premierminister Matteo Salvini gegen Newcleo gearbeitet.

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