Wirtschaft

Klaus Schwab : Warum Herr Weltwirtschaft aufhört | ABC-Z

Am Ende geht alles ganz schnell. Dem Stiftungsrat des World Economic Forum, besetzt mit berühmten Personen wie der Königin von Jordanien oder dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, liegt seit vergangener Woche ein anonymes Schreiben vor. Mehrere Insider werfen darin dem Forumsgründer Klaus Schwab und seiner Frau vor, die Grenzen zwischen privaten und dienstlichen Ausgaben verwischt und etwa Geld der Organisation für Massagen verwendet zu haben. 

Außerdem bekräftigen sie ältere Vorwürfe, Schwab habe sich am Arbeitsplatz frauenfeindlich verhalten. So berichtet es das Wall Street Journal am Mittwoch. Während Schwab selbst alle Vorwürfe vehement bestreitet, unterstützt das oberste Aufsichtsgremium an Ostern den Vorschlag der Kontrolleure, die Vorwürfe mithilfe unabhängiger Juristen zu untersuchen. Schwab selbst bleibt nur noch der unmittelbare Rückzug von seinem Lebenswerk, am Ostermontag.  

Der Rücktritt sollte zwar eigentlich langfristiger erfolgen, aber ihn beschlossen hatte der 87-jährige Gründer allemal. Der Druck muss auch immens gewesen sein – und das gleich von mehreren Seiten. Da war der Hass von rechts. Er entlud sich am Wochenende erneut. Nach Bekanntgabe des Rückzugs schrieb ein Influencer in der MAGA-Bewegung etwa: “Nehmt das Monster fest. Der Rücktritt reicht nicht.” Die prominente, rechte Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene verstieg sich am Tag, als der Papst starb und Schwabs Rücktritt bekannt wurde, sogar zur Aussage, dass es große Veränderungen in globalen Führungspositionen gegeben habe: “Das Böse ist von der Hand Gottes besiegt worden.”   

Donald Trump selbst, Liebhaber des großen Auftritts, besuchte den jährlichen Gipfel in Davos schon in seiner ersten Amtszeit und sprach dort dieses Jahr per Video. Schwab selbst war es, der ihn mit großer Geste willkommen hieß. Doch Trumps Rechtspopulisten sehen im Forumsgründer denjenigen, der in der Schweiz die “Falle der Globalisten” aufgebaut und damit die Souveränität der USA untergraben hat. Klaus Schwab wolle der “Herrscher der Welt” sein, sekundierte Elon Musk einmal.

Zudem hatte Schwab seit vergangenem Sommer mit Vorwürfen zu kämpfen, die das Wall Street Journal in einem großen Report zusammengetragen hatte. Seine Genfer Organisation sei laut Angestellten eine “toxische Arbeitsstätte”. Unter Schwabs Führung und teils unterstützt durch sein eigenes Verhalten sei eine “feindliche Atmosphäre” gegenüber Frauen und Schwarzen Menschen entstanden, die zu Benachteiligungen führe. Das Forum wies die Vorwürfe zurück und beauftragte Anwälte damit, die eigene Organisation zu überprüfen. Juristische Vergehen wurden nicht festgestellt, wohl aber eine Führungskultur, in der sich nicht alle Mitarbeiter respektiert fühlen. 

“Klaus ist halt 87”

Børge Brende, früher norwegischer Außenminister, kam vor acht Jahren ins Forum und löste Schwab 2024 als Geschäftsführer ab. Der CEO reagierte auf den Report mit dem Versprechen, die Regeln des Miteinanders zu verbessern und alle Mitarbeiter in Kultur- und Verhaltenstrainings zu schicken. Die Organisationsreform läuft schon länger, einigen von Schwab geförderten Leuten wurden die Aufgaben beschnitten, andere sind gegangen.

Ein ehemaliger Mitarbeiter sagt jetzt: “Klaus ist halt 87”, und verweist auf große Veränderungen innen und außen. Als Schwab 1971 erstmals zum European Management Symposium nach Davos rief, war Globalisierung noch eine Vision. Das Kriegskind aus Ravensburg hatte zweimal promoviert, in Maschinenbau und Ökonomie, hatte dann gleichzeitig als Manager und als Dozent gearbeitet. Sein Thema: die Stakeholder-Wirtschaft, an der alle vom Aktionär über Mitarbeiterinnen bis zu Kunden und Aktivistinnen beteiligt sein sollten.

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