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Klage in den USA: Versicherer fürchten hohen Telekom-Schaden – Wirtschaft | ABC-Z

Eine Klage vor einem US-Gericht gegen die Deutsche Telekom und verbundene Gesellschaften könnte zu einem der größten je bezahlten Schäden in der deutschen Managerhaftpflicht-Versicherung (D&O) werden. Experten halten es für möglich, dass die D&O-Versicherer 300 Millionen Euro zahlen müssen. Mit der D&O-Versicherung decken Konzerne Vorstände und Aufsichtsräte gegen das Risiko ab, dass sie wegen Fehlern in der Amtsführung persönlich haften sollen.

Hintergrund ist die Fusion des US-Mobilfunkdienstleisters Sprint mit T-Mobile US im Jahr 2020. In einer Sammelklage vor dem Court of Chancery im US-Bundesstaat Delaware wollen Minderheitsaktionäre der börsennotierten Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile US hohe Schadenersatzsummen erstreiten. Die Kläger rund um den Anteilseigner David Dinkevich monieren, dass Vereinbarungen zwischen der Telekom, dem damaligen Sprint-Mehrheitseigner Softbank und T-Mobile US zulasten der Minderheitsaktionäre ausgefallen seien.

Ein Telekom-Sprecher verwies auf den Geschäftsbericht für das Jahr 2024, in dem die Deutsche Telekom schreibt, dass die sich aus dem Verfahren ergebende Klageforderung und das finanzielle Risiko derzeit nicht ausreichend verlässlich geschätzt werden könnten. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, gebe das Unternehmen darüber hinaus keine Stellungnahme ab.

Nach Angaben aus Versicherungskreisen fordern die Kläger mehr als eine Milliarde Dollar (850 Millionen Euro) von der Telekom. Verhandlungen über einen Vergleich sind bisher an der hohen Forderung gescheitert. Beide Seiten lagen bei einem Gesprächstermin aller Beteiligten im September noch weit auseinander. Ob der Fall mit einem Vergleich endet, ist daher unklar. Es ist auch möglich, dass beide Seiten es auf einen Richterspruch ankommen lassen.

Für den VW-Dieselskandal zahlten die D&O-Versicherer 2021 insgesamt 270 Millionen Euro. Es war der bislang größte Schaden im deutschen Markt. Allerdings hat der Bundesgerichtshof den damaligen Vergleich in einer Entscheidung vergangenen Dienstag für unwirksam erklärt. Der Fall muss also neu aufgerollt werden.

Die Klage der Minderheitsaktionäre gegen die Telekom, T-Mobile und Softbank wurde ursprünglich im Juni 2021 eingereicht und später noch einmal geändert. Der Fall hat aber erst gegen Ende 2024 richtig Fahrt aufgenommen. Zwei Treffen aller Beteiligten im Dezember 2024 und im September 2025 endeten ergebnislos.

Dass sie durch den Fall in die Haftung geraten könnten, kommt für manche deutsche D&O-Versicherer überraschend. Die D&O-Deckung der Telekom besteht laut Marktkreisen aus zwei Teilen. Wie üblich, beteiligen sich eine Reihe von Versicherern unter Führung einer Gesellschaft an so großen Risiken.

Neben der deutschen Versicherungsdeckung, die vom US-Konzern AIG geführt wird, gibt es noch eine Deckung in den USA, die der Versicherer Chubb führt. In den USA hat die Telekom eine Deckung von 200 Millionen Dollar, in Deutschland von 400 Millionen Euro. Sollte es zu einem Vergleich kommen, würde der US-Teil der Deckung vermutlich voll ausgeschöpft. Die deutsche Deckung wird dann ebenfalls signifikant betroffen sein. Unabhängig von einer Zahlung an die Telekom im Rahmen eines Vergleichs sind bei den Versicherern schon jetzt Millionensummen für Anwaltskosten aufgelaufen.

Die Fusion zwischen T-Mobile US und Sprint war von Beginn an umstritten und musste zahlreiche juristische und regulatorische Hürden nehmen. Der Deal wurde im April 2018 offiziell bekannt gegeben, es dauerte aber noch bis zum April 2020, bis die Fusion endgültig vollzogen werden konnte. Zunächst hatten die US-Wettbewerbsbehörden diverse Auflagen erteilt, nach der Freigabe versuchten mehrere US-Bundesstaaten den Zusammenschluss aus wettbewerbsrechtlichen Gründen zu blockieren.

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