Berlin

Kinotipp der Woche: Auf die Probe gestellt | ABC-Z

Skeptisch verfolgt der junge Shambala die Verhandlungen zwischen seinem Großvater und einem Geschäftsmann, der versucht, dem alten Mann einen Adler abzukaufen, den dieser in den Bergen Kirgisistans hält. Um sich die Beziehungen zu dem Geschäftsmann nicht zu verscherzen, weigert sich der Großvater zwar standhaft den Adler zu verkaufen, schenkt ihn dem Mann im edlen blauen Anzug aber anschließend – was seinen Enkel auf den Plan ruft.

Shambala wartet bis die Erwachsenen wieder mit Erwachsenendingen beschäftigt sind und lässt dann den Adler frei und rennt ihm am Boden hinterher. „Shambala“ ist der dritte Spielfilm des kirgisischen Regisseurs Artykpai Suyundukov. Der Film stellt die Welt des Jungen, der sich für die Berglandschaft des Landes begeistert und die Legenden seines Großvaters liebt, der Welt der Erwachsenen gegenüber.

Stellenweise zeigt sich das schon im Bild: als der Geschäftsmann, der den Adler kaufen will, aus dem Auto steigt, zeigt die Kamera seine Hüfte – ein Blick aus der Perspektive des jungen Shambalas. Der Film ist einer von fünf Filmen, mit denen die Filmreihe „Future Now“ Zentralasien als Filmregion sichtbar machen möchte.

Eröffnet wurde die Filmreihe mit einem Konzert in der Philharmonie, bei dem Trios aus Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan und Deutschland aufgetreten sind. Diese Eröffnung macht – ebenso wie der Blick auf den Förderer (das Auswärtige Amt) und die Partner der Veranstaltung (die fünf Botschaften der beteiligten Länder) – klar, dass die Reihe in den Bereich der Kulturdiplomatie fällt.

Juni 1993, Tadschikistan ist mitten im Bürgerkrieg, ein gutes halbes Jahr zuvor hat sich der bis heute herrschende Emomalij Rahmon dank der russischen Unterstützung als Präsident durchgesetzt. Die beiden Freunde Kahhor und Mannon schlagen sich in Muhiddin Muzaffars Film „Dov“ („Fortune“, 2022) durch, so gut es geht. Doch dann hat Mannons Tochter einen Anfall und muss ins Krankenhaus zu Untersuchungen.

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Um kurzfristig an Geld zu kommen, überlässt er Kahhor ein Lotterielos und die Lebensmittel, die ihm statt des Lohns ausgezahlt wurden. Als das Los auch noch gewinnt, wird die Freundschaft der beiden auf die Probe gestellt.

Muhiddin Muzaffars Film erzählt im Rückblick über fast 30 Jahren eine Geschichte aus der Frühzeit der tadschikischen Unabhängigkeit, deren Moral am Ende des Films sich auch auf die Verhältnisse der Transformationszeit beziehen lässt.

Es ist erfreulich, dass „Future Now“ eine Filmregion auf Berliner Kinoleinwände holt, die dort selten zu sehen ist. Zugleich muss man feststellen, dass die Filme Gefahr laufen, aus dem Leben in den fünf autoritären Staaten Unterhaltungskino machen. Es steht also zu hoffen, dass neben dieser Auswahl in Zukunft auch offen kritischere Filme aus den Ländern Zentralasiens in Berlin zu sehen sind.

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