KI-Euphorie erleidet Ernüchterung: US-Börsen warten auf die Präsidentschaftsdebatte | ABC-Z
KI-Euphorie erleidet Dämpfer
US-Börsen warten auf die Präsidentschaftsdebatte
27.06.2024, 22:53 Uhr
An den US-Börsen ist der Handel von Zurückhaltung geprägt. Die Anleger blicken auf die anstehende erste Präsidentschaftsdebatte und auf den wichtigen PCE-Index, dessen Daten am Freitag veröffentlicht werden.
Die US-Börsen haben am Abend mit leichten Aufschlägen geschlossen. Der Dow-Jones-Index schloss 0,1 Prozent höher bei 39.164 Punkte. Der S&P-500 stieg ebenfalls um 0,1 Prozent, während der Nasdaq-Composite um 0,3 Prozent zulegte. Dabei gab es insgesamt 1.665 (Mittwoch: 1.233) Kursgewinner und 1.157 (1.526) -verlierer. Unverändert schlossen 66 (119) Titel.
Geprägt war der Handel von Zurückhaltung. Grund hierfür war unter anderem der US-Präsidentschaftswahlkampf. Nach Börsenschluss in den USA werden die beiden aussichtsreichsten Kandidaten, der amtierende US-Präsident Joe Biden und sein Herausforderer und Vorgänger im Amt, Donald Trump, zur ersten Fernsehdebatte des laufenden Wahlkampfs zusammenkommen. Daneben warteten die Anleger auf den PCE-Index zu den persönlichen Konsumausgaben, der aber erst am Freitag veröffentlicht wird. Er gilt als das bevorzugte Preismaß der US-Notenbank und könnte die Erwartungen des Marktes bezüglich etwaiger Zinssenkungen im späteren Jahresverlauf maßgeblich beeinflussen.
Die erste Zinssenkung der US-Notenbank wäre nach Aussage von Raphael Bostic, Präsident der Atlanta-Fed, der Beginn einer Reihe von Zinsschritten. “Ich denke, dass mein Zögern (die Zinsen zu senken) und mein Wunsch, geduldig zu sein, sich daraus erklären, dass wir absolut sicher sein müssen, dass wir das 2-Prozent-Ziel wieder erreichen werden”, sagte Bostic. Diese Zuversicht habe er im Moment nicht. Bostic geht weiterhin davon aus, dass sich die Inflation und die Wirtschaftstätigkeit so abkühlen werden, dass die Zentralbank die Zinsen gegen Ende des Jahres senken könnte.
Die jüngst veröffentlichten Konjunkturdaten enthielten Licht und Schatten, deuteten aber insgesamt nicht darauf hin, dass die US-Wirtschaft stärker als erwartet heiß läuft. So stieg der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter im Mai auf Monatssicht um 0,1 Prozent, während Volkswirte einen Rückgang um ein Prozent prognostiziert hatten. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sank in der vergangenen Woche etwas stärker als angenommen. Beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) des ersten Quartals ergab sich in dritter Lesung ein Wachstum von 1,4 Prozent, das sich mit der Konsensschätzung deckte; hier war vorläufig ein Wachstum von 1,3 Prozent gemeldet worden.
Micron mit kräftigen Minus – Walgreens knicken ein
Derweil hat die KI-Euphorie einen neuerlichen Dämpfer erhalten: Der Chiphersteller Micron hat bei der Vorlage von Quartalszahlen einen Ausblick gegeben, der die hochgesteckten Erwartungen am Markt verfehlte. Dass Micron im dritten Geschäftsquartal den Umsatz überraschend kräftig steigerte und auch mehr verdiente als angenommen, verpuffte. Für die Aktie ging es um 7,1 Prozent nach unten.
Walgreens Boots Alliance knickten um 22,2 Prozent ein, nachdem die Apothekenkette ihre Gewinnprognose für das Geschäftsjahr mit Verweis auf ein “schlechteres US-Verbraucherumfeld als erwartet” gesenkt hat. In einem Interview mit dem Wall Street Journal sagte CEO Tim Wentworth zudem, dass das Unternehmen plane, einen großen Teil seiner rund 8.600 Filialen in den USA zu schließen und seine Beteiligung an dem Primärversorger VillageMD zu reduzieren.
Die Aktie von Levi Strauss sackte um 15,4 Prozent ab. Der Jeanshersteller hat den Umsatz in seinem zweiten Geschäftsquartal zwar gesteigert, aber nicht so deutlich wie angenommen. Außerdem wurde die Jahresumsatzprognose nur bestätigt.
Blackberry gewannen dagegen 10,9 Prozent. Das Cybersecurity-Unternehmen ist im ersten Geschäftsquartal nicht so tief in die Verlustzone gerutscht, wie von Analysten angenommen.
International Paper verloren 7,2 Prozent, nachdem die brasilianische Suzano die Verhandlungen zur Übernahme des Papierherstellers abgebrochen hat. Suzano hatte ursprünglich 15 Milliarden US-Dollar für International Paper geboten. Das US-Unternehmen wiederum hatte Anfang der Woche mitgeteilt, dass seine Übernahme des britischen Verpackungsherstellers DS Smith für über sieben Milliarden US-Dollar in den USA eine wichtige regulatorische Hürde genommen habe.
US-Dollar gibt etwas nach – Anleiherenditen sinken
Am Devisenmarkt zeigte sich der US-Dollar nach den Vortagesaufschlägen etwas leichter. Der Dollarindex gab um 0,1 Prozent nach. Die Deutsche Bank erwartet einen stärkeren US-Dollar im Laufe des Jahres unter der Prämisse, dass die Federal Reserve die Zinsen langsamer senkt als andere Zentralbanken, so George Saravelos, Global Head of FX Research. Der US-Dollar unterschätze auch die Risiken im Zusammenhang mit den US-Wahlen, was der Safe-Haven-Währung Auftrieb geben könnte. “Der Anstieg des Dollars in den letzten Tagen ist wohl zum Teil darauf zurückzuführen, dass der Markt endlich beginnt, eine höhere Risikoprämie für dieses Ereignis einzupreisen”, so Saravelos.
Am Anleihemarkt kamen die Renditen nach den Konjunkturdaten zurück, allerdings waren sie am Mittwoch deutlicher gestiegen. Die Rendite 10-jähriger Papiere sank um 4,1 Basispunkte auf 4,29 Prozent.
Der Goldpreis stieg nach den deutlichen Abgaben am Vortag nun wieder, gestützt vom leichteren US-Dollar und den sinkenden Marktzinsen. Der Preis für die Feinunze erhöhte sich um 1,2 Prozent.
Auch die Ölpreise stiegen. Die Preise für die Sorte WTI und Brent erhöhen sich um bis zu 1,4 Prozent. Hier stützte die Hoffnung auf eine höhere Nachfrage während der aktuellen Urlaubssaison, nachdem am Vortag die überraschend gestiegenen US-Ölvorräte belastet hatten.
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