Geopolitik

Kevin Kühnert spricht erstmals über Rücktritt: „Sie waren mit selbst gebauten Galgen angerückt“ | ABC-Z

Erstmals spricht Ex-SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert öffentlich über die Gründe für seinen Rückzug aus der Politik. Er habe sich, so der 35-Jährige, beobachtet und auch bedroht gefühlt. Zugleich offenbart er ein privates Detail.

Am 7. Oktober 2024 war Schluss: Damals trat SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert von seinem Posten zurück und erklärte, sich komplett aus der Politik zurückzuziehen. Der 35-Jährige begründete den Schritt unter anderem mit gesundheitlichen Gründen, ins Detail ging der gebürtige Berliner nicht.

Nun offenbart Kühnert in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ erstmals die Motive hinter seinem Ausscheiden aus der Politik. Der Sozialdemokrat verweist in dem Gespräch unter anderem auf körperliche Angriffe und Bedrohungen gegen sich, etwa von Neonazis und Corona-Leugnern. „Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt. Ich bin nur 1,70 Meter groß“, sagt Kühnert in der aktuellen Ausgabe des Blattes.

In dem Text macht der Berliner mehrere Begegnungen publik, die er als unangenehm, teils sogar bedrohlich empfand. Wörtlich heißt es zu dem Thema: „Stattdessen sei da ein diffuses Gefühl gewesen, das sich anfangs ganz gut verdrängen ließ, aber irgendwann derart präsent war, dass es von ihm (Kühnert, d. Red.) Besitz zu ergreifen drohte: das Gefühl, nicht mehr sicher zu sein. Da war zum Beispiel dieser Fußballfan, der sich im Stadion neben ihn stellte, sich als AfD-Wähler zu erkennen gab und Kühnert ins Gesicht rief: „Ich hasse dich!“ Oder die Bauern, die im vergangenen Jahr vor der SPD-Zentrale demonstrierten, die Kühnert leitete. Sie waren mit selbst gebauten Galgen angerückt.“

Im Urlaub dahin, wo nur wenige Menschen sind

Selbst im Urlaub, so der einstige SPD-Generalsekretär, habe er sich nicht mehr sicher gefühlt und seine Ferien deshalb immer öfter in einsamen Gegenden im Gebirge verbracht. „Irgendwann ist mir klar geworden: Wenn ich in Ruhe gelassen werden will, muss ich dahin, wo gar keine Menschen sind“, sagt Kühnert.

Er habe den Glauben daran verloren, gegen den Hass ankämpfen zu können, der vor allem auf Social Media verbreitet werde. „Vielleicht ist das der Punkt, wo es pathologisch geworden ist. Am Ende war da ein Gefühl von absoluter Vergeblichkeit“, sagt Kühnert.

Kühnert offenbart außerdem erstmals, dass er seit einigen Jahren mit einem FDP-Mann liiert ist. Dank seiner Beziehung habe er noch einmal neu begriffen, wie wichtig der Respekt vor politisch Andersdenkenden sei: „Es braucht das ständige Bewusstsein, dass der politische Gegner auch recht haben könnte.“

Kühnert schließt nicht aus, noch einmal in die Politik zurückzukehren: „Ich bin nicht ausgestiegen, weil ich das alles lächerlich oder überflüssig fände“, sagt er. Dem neuen Bundestag wird das langjährige SPD-Mitglied aber nicht mehr angehören.

krott

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