Kerem Demirbay: Für Deutschland spielen? „Ich fliege lieber in den Urlaub“ | ABC-Z
Eine große Rolle hat Kerem Demirbay in der Fußball-Nationalmannschaft nie gespielt. Rückblickend hätte er eine andere Entscheidung getroffen, identifizieren kann er sich mit der DFB-Elf nicht mehr. Aus Deutschland vermisse er nur eines: „Der Döner ist krasser als in der Türkei.“
Der frühere Nationalspieler Kerem Demirbay hat mit dem DFB-Team abgeschlossen. „Wenn mich der DFB heute für eine WM anfragen würde, würde ich mit großem Respekt sagen: Leute, ich fliege lieber mit meiner Familie in den Urlaub“, sagte der 31-Jährige in einem Interview mit „Spox“. Er könne sich mit der DFB-Elf „nicht mehr identifizieren“.
Demirbay hatte unter anderem für die TSG 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen in der Bundesliga gespielt, ehe er 2023 zu Galatasaray Istanbul wechselte. Obwohl Demirbay in Deutschland geboren wurde und dem Land sehr dankbar sei, „bin ich jetzt in der Türkei zuhause und möchte hier nicht mehr weg. Sobald ich meinen Fuß auf türkische Erde setze, fühle ich mich zuhause“, erklärte der Mittelfeldspieler. Er trauere aus seiner Zeit in Deutschland nur dem Döner hinterher. Auf die Frage, ob er irgendetwas auch an Deutschland vermissen würde, antwortete Demirbay: „Ja, den deutschen Döner. In Deutschland gibt es auf jeden Fall krassere Döner als in der Türkei.“
Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) bestritt er 2017 zwei Länderspiele, nachdem er sich gegen eine Auswahlkarriere für die Türkei entschieden hatte. „Ich stehe hinter all meinen Entscheidungen. Aber natürlich habe ich mir gewünscht, öfter für Deutschland zu spielen. Wenn ich jetzt aber erlebe, wie es ist, in einem türkischen Stadion zu spielen, wie sehr die Fans einen pushen, dann hätte ich mich mit diesen Erfahrungswerten vielleicht anders entschieden“, sagte Demirbay. „Die Emotionen, die ich hier erlebe, sind noch einmal ganz anders und besonders.“
„Was willst du von mir, Alter“
Hört man Demirbay zu, dann scheint er in der Türkei und speziell in Istanbul sein Paradies gefunden zu haben. Die Lebensqualität in der türkischen Metropole, berichtet er, könne „mit keiner deutschen Stadt verglichen werden“.
Er illustriert das mit einer Geschichte. Er habe vier Jahre lang in Düsseldorf gewohnt „und mein Nachbar hat mich nicht ein einziges Mal gegrüßt. Wenn ich ,Guten Morgen‘ gesagt habe, dann hat er mich angeschaut wie: Was willst du von mir, Alter? Ich will nicht verallgemeinern, aber viele Leute in Deutschland sind so kühl, so kalt. Das ist unglaublich. Hier in der Türkei sind alle viel herzlicher. Nach eineinhalb Jahren kenne ich jeden im Viertel. Letztens hat es plötzlich am Zaun meines Anwesens gebrannt. Nach drei Minuten waren 35 Menschen da und haben geholfen. Als bei meinem Nachbarn in Düsseldorf einmal der Alarm losging, bin ich mit Latschen rausgerannt und wollte helfen. Gleichzeitig kam die Polizei an und hat mich behandelt, als wäre ich der Verbrecher“.
Einen Wechsel zurück nach Deutschland wird es wohl nicht mehr geben. Demirbay bestätigte, dass Werder Bremen Interesse hatte. „Ich werde Galatasaray aber auf keinen Fall verlassen. Ein Wechsel ist für mich ausgeschlossen“, sagte Demirbay, der so eine Entscheidung jetzt nur noch in Rücksprache mit seiner Familie treffen würde: „Ich bin Ehemann und Vater, meine ganze Familie fühlt sich in Istanbul sehr wohl. Mit 20 geht es hop, hop, bum, Wechsel. Mittlerweile muss ich bei solchen Entscheidungen auch an meine Familie denken.“
Dass er zuletzt nicht mehr oft in der Startelf stand, irritiere Demirbay nicht. „Ich glaube an mich und weiß, dass ich hier wieder mehr spielen werde. Hier sind nur die Besten – und weil ich zu den Besten gehöre, bin ich hier“, sagte er. Die „Größe des Vereins“ und „die Fanbase“ könne seiner Ansicht nach „mit Real Madrid verglichen werden. Galatasaray ist ein absoluter Gewinner-Klub. Es geht hier nur um Titel und Pokale. Siegen, siegen, siegen. Das spürt man jeden Tag.“
Würde der Klub in der Bundesliga mitspielen, müssten „viele Vereine zittern. Wir wären definitiv einer der besten Klubs. Bayern, Galatasaray, Leverkusen, Leipzig, Dortmund: Ich denke, so würde am Ende die Tabelle ausschauen“.
pk