Keramikkünstler Daniel Gold: Warum seine Figuren der Welt den Ernst nehmen – München | ABC-Z

Eigentlich heißt er Daniel Zolotuhin. „Auf Russisch bedeutet mein Nachname Gold“, sagt der 29-jährige Münchner mit lettischem Pass. Deshalb sein Künstlername: Daniel Gold. Seine Ausbildung hat er passenderweise in einer Goldschmiede gemacht. Heute aber formt er neben Ringen auch kleine, seltsam-komische Figuren aus Keramik.
Der Weg zu seinen Figuren begann – wenn man so will – in der Schule vor der Mittleren Reife. Das Fach „Werken“ führte ihn zum Ton. Später, in der Goldschmiede-Ausbildung, entdeckte er nebenan die Keramikwerkstatt. „Ganz frei, ganz unabhängig – wenn es ein Hobby ist, probiert man einfach Dinge“, sagt Daniel.

Seine Figuren, so wie sie heute aussehen, entstanden kurz vor der Pandemie. Kleine, fast beiläufige Körperteile, Gesichter, Wesen zwischen Banane und Pathos. „Wenn mir eine Nase nicht gefällt, kommt eine neue dran. Manchmal auch neue Augen, manchmal ein anderes Bein. Ich ändere so lange, bis es passt – oder bis ich die Lust verliere“, erzählt er ganz nebenbei.

Dass die Figuren so beiläufig wirken, täuscht. Ton formen, trocknen lassen, wieder anfeuchten. Dann das Stück im Garten schleifen, mit Staubmaske, eine Stunde pro Stück. Brennen bei 900 Grad, zwölf Stunden lang. Dann glasieren, wieder brennen, wieder glasieren. „Es geht auch viel kaputt“, sagt er.

Trotz des großen Aufwands bleibt der Markt dafür schwierig. 420 Euro für einen seiner Aschenbecher – zu hoch, findet er. „Ich will eigentlich Kunst für alle machen.“ Deshalb bleibt es zunächst sein Hobby, nicht sein Beruf. Er jobbt fünf Tage die Woche in der Gastro. Das Trinkgeld fließt zurück in neue Figuren, die so nebenbei eine kleine Antwort auf die Schwere der Welt geben.

In einer seiner Figuren sammelt Daniel sein Trinkgeld, in einer anderen lagern Feuerzeuge, eine Figur ist Salzgefäß in seiner Küche. „Man kann auch Smarties reinmachen oder so“, sagt er. Der Grundsatz „Kunst darf man nicht anfassen“ war gestern. Genauso wie der Glaube, Kunst müsse immer eine tiefe Bedeutung haben. Statt unantastbar zu sein, begegnet Daniel dem Ernst mit ein wenig Banalität. „Good Vibes kreieren“, nennt er das. „Wenn die Mundwinkel hochgehen, ist es nicer.“