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Valencia: Touristen schießen gefährliche Böller bei Fallas-Volksfest ab – Panorama | ABC-Z

Der Legende nach begann es einst mit Handwerkern, die Werkstattabfälle auf den Straßen verbrannten. Irgendwann wurde daraus ein jährlich wiederkehrendes Ritual und schließlich ein von der Unesco geschütztes Volksfest. Die „Fallas von Valencia“ sind mittlerweile ein international bekanntes Spektakel. Begleitet von mehrtägigen Feuerwerken werden überdimensionale, teils monatelang gebastelte Figuren verbrannt. Für Böllerfans ist es der siebte Himmel.

Seit einigen Jahren reisen allerdings auch Besucher an, die den Fallas nicht nur als Zuschauer beiwohnen, sondern gerne selbst zündeln. Oft seien dies Niederländer, manchmal auch Deutsche, sagt Mateo Gil, Sprecher der Polizei von Valencia. Es gebe sogar Agenturen, die einen Besuch der Fallas als Pauschalpaket verkaufen – im Preis inbegriffen: Böller, deren Sprengpulver-Gehalt das erlaubte Maß häufig um ein Vielfaches überschreite.

Manche Pyro-Touristen beschaffen sich dabei nicht nur illegal importierte Fertigprodukte, sondern betätigen sich selbst als Sprengmeister. Das Ergebnis sind mitunter waffentaugliche Pulvermischungen in beachtlichen Gebinden.

So kommt es bei den Fallas und ähnlichen Volksfesten an der Costa Blanca zu Szenen, die an die Silvesternacht von Berlin erinnern. Die spanische Polizei verhaftete in diesem Jahr unter anderem ein Dutzend Männer, die die Beamten „mit massivem Feuerwerksbeschuss“ attackierten. Nach der Festnahme seien zweieinhalb Kilogramm pyrotechnisches Material sichergestellt worden, berichtet die Zeitung El Confidencial.

Video-Untertitel: „Kompletter Rucksack voller Polenböller! (Extrem)“

Videos von illegalen Knallereien finden in den sozialen Medien viel Anklang. Unter Titeln wie „4,2 Kilo, und die Polizei schaut zu“ sehen 170 000 Follower, wie deutsch sprechende Männer johlend eine massive Explosion auf einem Grünstreifen auslösen, Hashtag #valencia.

Ein anderes Video zeigt Explosionen direkt neben Valencias emblematischen Calatrava-Gebäuden, die an echtes Kriegsgeschehen erinnern. Ein eingeblendeter Untertitel lautet: „Kompletter Rucksack voller Polenböller! (Extrem)“.

Allein bei den diesjährigen Fallas von Valencia wurden mehr als 6500 Polizisten eingesetzt, um die Knallerei in legalem Rahmen zu halten. Mehr als 400 Menschen wurden belangt, weil sie entweder außerhalb der erlaubten Zonen oder mit illegalen Feuerwerkskörpern hantierten. Unter ihnen waren auch Deutsche, bestätigt Polizeisprecher Gil.

Den bisherigen Höhepunkt markierte eine Explosion in der Nacht zum 21. März, zwei Tage nach dem offiziellen Ende der diesjährigen Fallas. Der Knall ließ in mehreren Straßenzügen die Scheiben klirren und verletzte einen Mitarbeiter der Stadtreinigung. Die erschrockenen Anwohner vermuteten eine Gasexplosion und setzten Notrufe ab.

Polizei und Feuerwehr rückten mit einem Team aus Sprengstoff-Spezialisten an. Man fand einen beachtlichen Krater vor, den die Explosion hinterlassen hatte. Dieser sei das Ergebnis eines selbstgemachten „Feuerwerkskörpers mit enormer Intensität“ ließen die Behörden nach einer Untersuchung wissen. Doch die Täter wurden bislang nicht gefasst. Auf die Frage, ob man im kommenden Jahr härter durchgreifen wolle, gibt Polizeisprecher Gil eine klare Antwort: Allerdings.

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