Ski-WM in Saalbach: Vonn und Shiffrin im American Dream-Team? – Sport | ABC-Z

Sie waren bisher nie gemeinsam auf der Piste zu sehen, die beiden US-Amerikanerinnen, um die sich viel dreht in diesem Ski-Winter. Allein, weil sich ihre Spezialdisziplinen unterscheiden: Lindsey Vonn liebt die Abfahrt, Mikaela Shiffrin den Slalom. Ihre Geschichten sind ohnehin sehr verschieden, die der Speed-Queen und der einstigen Prinzessin, die inzwischen den Thron übernommen hat. Vonns Bestmarke von 82 Weltcupsiegen hat Shiffrin längst geknackt, sie steht inzwischen bei 99. Respekt hegen beide füreinander, innige Zuneigung eher nicht.
Und nun sollen beide gemeinsam um WM-Gold fahren?
Tatsächlich bahnt sich ein Szenario an, wonach Shiffrin und Vonn bei der am Dienstag beginnenden Ski-WM in einer neu geschaffenen Disziplin ein Duett auf der Piste geben. Team-Kombination heißt das Format, das die Frauen in der zweiten Woche der WM, am 11. Februar, austragen werden – mit dem American Dream-Team?
Das deutsche Team leidet unter großen Verletzungssorgen
Bei der Team-Kombi handelt es sich um einen Mix aus Abfahrt und Slalom, also der jeweiligen Weltcup-Fachgebiete von Vonn (43 Abfahrtssiege) und Shiffrin (62 Slalomsiege). Vonn, die nach ihrem Comeback mit einem Teilersatz am zerstörten Gelenkknochen im rechten Knie inzwischen unter den besten 15 in den Speed-Disziplinen angekommen ist, hält das für eine gute Idee. „Ich würde gerne mit Mikaela fahren, das wäre großartig und ich denke, es wäre wahrscheinlich eines der coolsten Dinge überhaupt“, sagte die 40-Jährige der Deutschen Presse-Agentur und ergänzte: „Ich habe das auch schon den Trainern gesagt.“
:Shiffrin ist wieder konkurrenzfähig
61 Tage nach ihrem schweren Sturz kehrt Mikaela Shiffrin auf die Rennpiste zurück und fährt direkt wieder in die erweiterte Spitze. Auch die deutschen Hoffnungen Linus Straßer und Lena Dürr präsentieren sich vor der WM in Form.
Shiffrin hat sich bis Montag nicht zu der Offerte geäußert. Erst vor einigen Tagen war sie nach einem Sturz vor zwei Monaten samt Bauchverletzung in den Weltcup zurückgekehrt, beim Slalom im französischen Courchevel war sie nach Rang fünf im ersten Durchgang auf Platz zehn gefahren. Dem Vernehmen nach lässt Shiffrin die Speed-Rennen der Frauen in den ersten Tagen der WM aus, zur Teamkombi allerdings könnte sie antreten.
Das deutsche Team hat zum WM-Start noch deutlich größere Sorgen und mit massiven Verletzungsproblemen zu kämpfen. Eine arg ausgedünnte Mannschaft ist in Saalbach am Start, wie sich erst jetzt herausstellte, sogar mit einer Athletin, die nach einem Handbruch vor zwei Monaten trotzdem im Weltcup weiterfuhr. Emma Aicher ist die Alleskönnerin des Deutschen Skiverbands (DSV), sie geht in allen vier Disziplinen an den Start, wird es also bei der WM aller Voraussicht nach sowohl mit Shiffrin als auch Vonn aufnehmen.
Deutsche Medaillen? „Wenn man es realistisch betrachtet, zählen wir nirgends zu den Favoriten.“
Am Dienstag wird die WM auf dem 1984 Meter hohen Zwölferkogel mit dem Team-Parallel-Wettbewerb eröffnet, ein Mixed, wo insgesamt sechs Athleten an den Start gehen, davon mindestens zwei Männer oder Frauen. Und für die geplagten Skifahrer des DSV wird es darum gehen, aus wenig das möglichst Beste zu machen. „Wenn man es realistisch betrachtet, zählen wir nirgends zu den Medaillenfavoriten“, räumte Alpinchef Wolfgang Maier vor dem Saisonhöhepunkt ein: „Aber Totgesagte leben ja bekanntlich immer länger.“
Zwei Medaillen sollen trotz der Ausfälle und einer bislang im Weltcup überschaubaren Podestbilanz herausspringen. Von diesem Ziel – das der Deutsche Skiverband (DSV) traditionell bei jedem Großereignis ausgibt – wolle er aber nicht abrücken, so Maier. „Ich gehe davon aus, dass die Trainer und die Athleten sich der Situation bewusst sind, was wir für eine Ausgangssituation haben, aber in der Ausgangssituation auch ihre Chance sehen“, sagte er: „Das muss der Spirit dieses Teams sein.“
Verdächtig für vordere Ränge waren bei den Alpinen des DSV zuletzt die beiden Slalomspezialisten Linus Straßer und Lena Dürr. Straßer kam immer besser in Form, wurde Fünfter in Kitzbühel und, nach Zwischenführung, Vierter in Schladming. Dürr gelang es als Einziger, aufs Podium zu fahren, dreimal insgesamt, nur ein Sieg blieb der 33-Jährigen bis dato verwehrt. Erstmals seit 2006 reist deshalb eine deutsche Mannschaft zu einem Großereignis, ohne im Weltcup-Winter ein Rennen gewonnen zu haben. Damals, bei den Olympischen Spielen in Turin, gab es keine deutsche Medaille. Allerdings war damals noch kein Team-Parallel-Event im Programm. Im Modus mit je zwei Frauen und Männern holte der DSV 2022 Olympiasilber, ein Jahr zuvor in Cortina WM-Bronze, wo in einem Jahr die Olympischen Spiele ausgetragen werden. Zur WM 2021 war das deutsche Team – genauso wie nun vier Jahre später – mit drei Podestplätzen an- und überraschend mit vier Medaillen abgereist. „Wir hatten damals eine ähnliche Ausgangssituation“, sagt Maier: „Was wir doch geschafft hatten, war, dass wir das Team einschwören konnten.“
Ein Malus: Alexander Schmid, Parallel-Spezialist und in dieser Disziplin Weltmeister von 2023, fehlt wegen eines Kreuzbandrisses. Ohne den Allgäuer sind am Dienstag (15.15 Uhr/ARD und Eurosport) neben Straßer und Dürr noch Fabian Gratz und Fabiana Dorigo als Starter vorgesehen. Anton Grammel und Emma Aicher, trotz ihrer Handbruchgeschichte, komplettieren das Sechserteam.