Wohnen

Kartierung der Milchstraße im infraroten Spektralbereich | ABC-Z

Alte und junge Sterne, Braune Zwerge, vagabundierende Riesenplanten, bekannte und unbekannte Kugelsternhaufen, Gasnebel und Staubwolken – mehr als 1,5 Milliarden Objekte enthält die aktuelle Infrarotkarte der Milchstraße. Erstellt hat sie ein internationales Astronomenteam mit dem VISTA-Teleskop der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile.

In den vergangenen dreizehn Jahren haben die Forscher um Dante Minniti, Astrophysiker von der Universidad Andrés Bello in Chile, insgesamt 420 Nächte die Zentralregion unserer Galaxis im infraroten Spektralbereich oberserviert. Dabei haben sie 200.000 Einzelbilder geschossen, was 500 Terabyte an Daten entspricht. Der umfangreiche Datensatz erstreckt sich über einen Himmelsbereich der Größe von 8600 Vollmonden, schreiben die Astronomen im Journal „Astronomy & Astrophysics“. Er beinhaltet rund die zehnfache Menge an Objekten wie eine frühere infrarote Durchmusterung mit VISTA vor zwölf Jahren.

Das VISTA (Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy) steht in direkter Nachbarschaft zum Very Large Telescope (VLT) der ESO auf dem Cerro Paranal, einem 2635 Meter hohen Bergkipfel in der chilenischen Atacama-Wüste. Der Hauptspiegel von VISTA hat einen Durchmesser von 4,1 Metern. Die Astronomen nutzten für ihre Beobachtungen die Infrarotkamera VIRCAM. Sie kann durch Staub- und Gaswolken blicken, die die Milchstraße durchdringen. Objekte, die für optische Teleskope unsichtbar sind, werden mit VICRAM sichtbar.

Diese Collage zeigt eine kleine Auswahl von Regionen der Milchstraße, die mit dem VISTA-Teleskop abgebildet wurden. Von links nach rechts und von oben nach unten: NGC 3576, NGC 6357, Messier 17, NGC 6188, Messier 22 und NGC 3603. Bei allen handelt es sich um Gas- und Staubwolken, in denen sich Sterne bilden, mit Ausnahme von Messier 22. Das ist eine sehr dichte Gruppe alter Sterne.dpa, ESO

Die Astronomen haben jeden Bereich der untersuchten Himmelsregion mehrfach fotografiert, um auch Veränderungen erfassen zu können. Auf diese Weise identifizierten sie zum Beispiel zahlreiche Sterne, die ihre Helligkeit regelmäßig verändern. Einige davon, die sogenannten Cepheiden, dienen Astronomen schon seit Langem als Standardkerzen zur Bestimmung kosmischer Distanzen. Mithilfe dieser Sterne haben die Astronomen der ESO eine dreidimensionale Himmelskarte der zentralen Region der Milchstraße erstellen können, die für optische Teleskope nicht zugänglich ist, da sie von Staub verhüllt ist.

Durch den Vergleich mehrerer Aufnahmen konnten sie auch die Bewegung von Sternen erfassen. Dabei stießen sie auf zahlreiche sogenannte Hyperschnellläufer: Sterne, die mit bis zu tausend Kilometern pro Sekunde durchs All rasen. Diese Sonnen sind vermutlich nahe an dem supermassereichen schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße vorbeigeflogen und haben dadurch ihre hohe Geschwindigkeit erhalten.

Die Forscher werden auf lange Zeit mit der Auswertung ihrer gewonnenen Daten beschäftigt sein. In der Zwischenzeit will die ESO VISTA und das VLT mit neuen Instrumenten aufrüsten. Mit beiden Teleskopen wollen die Forscher dann die Spektren der Strahlung vieler Millionen Objekte analysieren.

Back to top button