Berlin

Karneval der Kulturen: Berlin bleibt gefärbt! | ABC-Z

Berlin taz | Der Karneval der Kulturen feiert im nächsten Jahr sein dreißigstes Jubiläum. Kurz davor zeigt sich das multikulturelle Stadtfest, das traditionell an vier Tagen rund um das Pfingstwochenende Anfang Juni stattfindet, noch einmal bereit für Neuerungen.

Das zu der Veranstaltung gehörende Stadtfest wird wie gehabt am Blücherplatz in Kreuzberg stattfinden. Der Umzug der Folklore- und Musikgruppen aus der migrantischen Community Berlins aber, der allgemein als Höhepunkt der Festivitäten angesehen wird, weicht in diesem Jahr nach Friedrichshain aus.

Weil an der sonst üblichen Route rund um die Gneisenaustraße Bauarbeiten stattfinden, werden am 8. Juni die 67 Musik- und Tanzgruppen durch die Frankfurter Allee und die Karl-Marx-Allee ziehen.

Auf einer Pressekonferenz im Luftschloss, einer Freiluftbühne auf dem Tempelhofer Feld, wurden diese Neuigkeiten noch einmal erörtert. Dabei war es den beiden Leiterinnen der Veranstaltung, genau wie Clara Herrmann, der Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, noch einmal ein besonderes Anliegen, die Bedeutung eines Straßenfestes wie des Karnevals der Kulturen in Zeiten wie diesen zu betonen.

Politischer denn je

Und es stimmt ja auch: Während gerade der neue Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) täglich neue Kampfansagen gegen die illegale Migration formuliert und die AfD es geschafft hat, den Begriff „Remigration“ in immer breiteren Gesellschaftsschichten diskursfähig zu machen, wirkt so ein bunter Karnevalsumzug politischer denn je.

Die Co-Leiterin des Karnevals, Aissatou Binger, nahm das A-Wort selbst zwar nicht in den Mund, man wusste aber auch so, wen sie hauptsächlich dafür verantwortlich macht, als sie von „Tendenzen in Richtung Rechtsextremismus und Spaltung“ sprach, denen der Karneval entgegentreten wolle. Aber nicht nur der, wie sie hoffe, sondern ganz Berlin, denn: „Der Karneval der Kulturen ist Berlin.“

Boris Palmer und Ulf Poschardt werden wahrscheinlich mit den Augen rollen, wenn sie das Plakat zu Gesicht bekommen, mit dem in diesem Jahr für den Karneval geworben wird.

Eine erkennbar queere Frau im Rollstuhl, eine Frau mit Schleier und ein paar weitere lustige bis schräge Figuren in bunten Gewändern ziehen auf diesem hinter einer Friedenstaube her, die ein vierblättriges Kleeblatt im Schnabel hält.

Clara Herrmann ist die Schirmherrin

Was für eine idealisierte Welt haben sich die woken Shitbürger denn hier bitte wieder ausgedacht, werden sich der Bürgermeister und der Publizist und all ihre Geistesverwandten da denken.

Auch gegen derartige Ressentiments soll sich der Karneval der Kulturen expliziter denn je richten, wenn es nach Clara Herrmann geht, die auch als Schirmherrin der Veranstaltung firmiert.

In ihrer kurzen Rede bei der Pressekonferenz brachte sie vielleicht ein paar mal zu oft das Wörtchen „Vielfalt“ unter, wirkte aber doch glaubwürdig, als sie betonte, in dem Karneval nicht nur ein fröhliches Fest erkennen zu wollen, sondern eine bestimmte „Haltung“.

Und zwar eine durchaus kämpferische. „Wir verteidigen unsere Vielfalt, auch wenn sie angefeindet wird“, sagte Grünen-Politikerin Clara Herrmann. Und eine Waffe in diesem Kampf ist demnach auch ein schlichtes multikulturelles Fest, das sich Karneval der Kulturen nennt.

Back to top button