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Karibik: Hurrikan „Melissa“ fordert 30 Todesopfer – USA kündigt Hilfe an – Panorama | ABC-Z

Die Schäden sind verheerend. Das wird deutlich in diesen Tagen, nachdem Hurrikan Melissa über Teile der Karibik hinweggefegt ist. In Jamaika, Kuba und Haiti kommen mindestens 30 Menschen bei dem Sturm ums Leben.

Zuletzt ist er über die Bahamas hinweggefegt. Hier wurde eine Hurrikan-Warnung am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) aufgehoben. Melissa nimmt – nun wieder leicht verstärkt als Hurrikan der Stufe 2 von 5 – Kurs auf die Inselgruppe Bermuda im Nordatlantik.

Auf den Bahamas hatte die Regierung Evakuierungen für sechs der mehr als 700 Inseln angeordnet. Rund 1500 Menschen wurden per Flugzeug aus den gefährdeten Gebieten gebracht, bevor der Flugverkehr eingestellt wurde. Zwar war der Sturm vor seiner Ankunft auf den Bahamas zu einem Hurrikan der Stärke 1 zurückgestuft worden, trotzdem hatte das US-Hurrikanzentrum in Miami vor zerstörerischen Winden, sintflutartigen Regenfällen und einer gefährlichen Sturmflut gewarnt.

Auf Jamaika beginnen die Aufräumarbeiten

Im Inselstaat Jamaika begannen indes erste Aufräumarbeiten, doch wegen der teils katastrophalen Schäden dürfte der Wiederaufbau noch lange dauern. Melissa war zuerst am Dienstag (Ortszeit) als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 auf den Inselstaat getroffen. Es gab Sturmfluten, zerstörerische Winde und heftige Regenfälle. Die Regierung erklärte die Insel zum Katastrophengebiet.

Bilder und Videos aus den betroffenen Gebieten zeigen zerstörte Häuser, überschwemmte Straßen und umgestürzte Bäume. Der Sturm riss zudem viele Masten um und verursachte Stromausfälle. Auch Krankenhäuser, Schulen, Kirchen und Brücken sind vielerorts beschädigt.

In der Stadt Black River an der Südwestküste des Landes trugen nach Angaben der örtlichen Behörden mehr als 90 Prozent der Häuser Schäden davon. Einige historische Gebäude wurden demnach komplett zerstört. In Montego Bay im Nordwesten der Insel räumten Baumaschinen umgestürzte Strommasten, Trümmer und Bäume von den Straßen. Der Fokus der Aufräumarbeiten liege derzeit darin, die Hauptstraßen wieder befahrbar zu machen, sagte Bürgermeister Richard Vernon am Mittwoch in einem Video auf Facebook. Im Anschluss werde versucht, auch in abgelegenere Gebiete vorzudringen.

Im Bezirk Saint Elizabeth auf Jamaika hat Hurrikan „Melissa“ ganze Straßenzüge verwüstet. (Foto: AFP VIDEOGRAPHICS/AFP)

„Der Schaden ist groß, aber wir werden all unsere Energie in einen starken Wiederaufbau stecken“, schrieb Jamaikas Premierminister Andrew Holness auf der Plattform X. Er postete ein Video mit Luftaufnahmen, die schwer betroffene Gebiete im Bezirk Saint Elizabeth zeigten. Auf Jamaika kamen mindestens neun Menschen ums Leben: sechs durch den Sturm selbst und drei bereits bei den Vorbereitungen auf den Hurrikan, wie örtliche Medien unter Berufung auf die Polizei berichteten.

Am Mittwoch öffnete der internationale Flughafen in der Hauptstadt Kingston nach Angaben von Transportminister Daryl Vaz für erste Hilfsflüge. Der größte Flughafen des Landes, der Sangster International Airport in Montego Bay, sei zwar beschädigt worden, könne am Donnerstag aber ebenfalls öffnen. Nach Angaben der jamaikanischen Regierung befanden sich etwa 25 000 Touristen auf der Insel. Auch eine hohe zweistellige Zahl von Deutschen sei darunter, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Ob diese direkt von den Folgen des Hurrikans betroffen waren, war nicht bekannt.

Nach ersten Schätzungen des privaten US-Wetterdienstes AccuWeather, der auch die Auswirkungen von Unwettern bemisst, könnten der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste durch den Sturm bei 48 bis 52 Milliarden US-Dollar (etwa 41 bis 45 Milliarden Euro) liegen.

Nach Jamaika zog der Hurrikan etwas abgeschwächt weiter nach Kuba. Auch dort richtete der Wirbelsturm schwere Verwüstungen an. Viele Kaffee- und Bananenplantagen wurden zerstört. „Die Nacht war hart und lang“, sagte Präsident Miguel Díaz-Canel bei einer Sitzung zur Bewertung der Schäden, die im staatlichen Fernsehen live übertragen wurde. Das Schlimmste seien die Überschwemmungen gewesen. Trotz des Ausmaßes der Schäden seien bisher keine Todesopfer zu beklagen. „Wir sind am Leben“, sagte Díaz-Canel. „Unser Sieg ist das Leben.“

Ein kleines Mädchen wird am Dienstag von Soldaten vor der Ankunft von Hurrikan „Melissa“ in Santiago de Cuba in Sicherheit gebracht.
Ein kleines Mädchen wird am Dienstag von Soldaten vor der Ankunft von Hurrikan „Melissa“ in Santiago de Cuba in Sicherheit gebracht. (Foto: Ramon Espinosa/AP/dpa)

Wie örtliche Medien berichteten, waren viele ländliche Gebiete aber aufgrund blockierter oder überschwemmter Straßen noch von der Außenwelt abgeschnitten. Nach Angaben von Kommunikationsministerin Mayra Arevich Marín beschädigte der Sturm Glasfaserkabel und Stromleitungen, wodurch auch Telefon- und Mobilfunknetze in weiten Teilen ausgefallen seien.

Nach Regierungsangaben waren mehr als 735 000 Menschen vor dem Sturm auf Kuba in Sicherheit gebracht worden – bei einer Bevölkerung von knapp zehn Millionen Einwohnern. Besonders betroffen war der Osten des Landes.

In Haiti sterben mindestens 24 Menschen

In Haiti kamen mindestens 24 Menschen ums Leben. Allein in der haitianischen Gemeinde Petit-Goâve starben etwa 20 Menschen, als ein Fluss aufgrund der anhaltenden Regenfälle im Westen des Landes über die Ufer trat. Wie der Leiter des Zivilschutzes, Emmanuel Pierre, örtlichen Medien sagte, werden mindestens 18 weitere Menschen vermisst. Die Hälfte der Todesopfer seien Kinder. Häuser, Autos und Vieh seien von den Wassermassen mitgerissen und Felder zerstört worden, meldete die Zeitung Le Nouvelliste unter Berufung auf Augenzeugen. In der Dominikanischen Republik – der größeren Osthälfte der mit Haiti geteilten Insel Hispaniola – kam eine Person in Zusammenhang mit dem Sturm ums Leben.

Eine Frau watet am Mittwoch durch das Wasser vor ihrem Haus in Port-au-Prince.
Eine Frau watet am Mittwoch durch das Wasser vor ihrem Haus in Port-au-Prince. (Foto: Egeder Pq Fildor/Reuters)

US-Präsident Donald Trump kündigte Unterstützung für die betroffenen Länder an. US-Außenminister Marco Rubio entsandte ein Katastrophenhilfeteam in die Region, darunter auch Such- und Rettungsteams. Die Experten sollen den Hilfsbedarf ermitteln und erste Such- und Bergungseinsätze unterstützen, wie das Außenministerium mitteilte. Man arbeite mit den Vereinten Nationen, Nichtregierungsorganisationen und den Regierungen der betroffenen Länder zusammen, um etwa Lebensmittel, Wasser, medizinische Hilfsgüter, Hygieneartikel und Notunterkünfte bereitzustellen, hieß es weiter.

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