Kann man die bunten Louis-Vuitton-Taschen jetzt wieder tragen? | ABC-Z
In einigen Schränken dürften noch diese Murakamis stehen – gemeint sind nicht „Naokos Lächeln“ oder „1Q84“, Romane von Haruki Murakami, sondern die Murakami-Pochette oder die Murakami-Keepall. Also Louis-Vuitton-Taschen, die in den frühen Nullerjahren in Zusammenarbeit mit dem japanischen Künstler Takashi Murakami entstanden sind. Wenn es sich dabei auch nicht um hochkulturelle Ikonen handelt, dann doch zumindest um popkulturelle.
Marc Jacobs, der Kreativdirektor jener Zeit, hatte Murakamis Arbeiten 2002 entdeckt und ihn beauftragt, das Monogramm umzugestalten, in Kunterbunt. Ein so simpler wie genialer Einfall, mit dem das Zeitalter der It-Bags eingeläutet war. Promis wie Nicole Richie, Paris und Nicki Hilton und Lindsay Lohan, die auch beruflich damit befasst waren, Designertaschen für die Paparazzi herumzutragen, griffen häufig zu den fröhlichen Modellen. So eine Tasche war unverkennbar Louis Vuitton, samt Logo, wie es Georges Vuitton, Sohn von Louis, im Jahr 1896 entworfen hatte, und zugleich so spielerisch, dass auch 16-Jährige Anfang der Nullerjahre daran etwas finden konnten.
Flashy, wenn nicht sogar trashy
Wenn Defilees der Luxusmode bis dahin hinter verschlossenen Türen gezeigt wurden und Schwarz die Farbe der Wahl für Modeleute war, dann waren diese Taschen ein Vorbote der bunten Blogger- und Streetstyle-Jahre, die bald anbrechen sollten. Diese Teile waren eine Weile so derart „in“, dass sie irgendwann unweigerlich „out“ sein mussten. Untragbar. Flashy, wenn nicht sogar trashy.
Gemessen an dem, was die alten Modelle von damals auf der Luxus-Vintage-Plattform Vestiaire Collective kosten, kann davon heute keine Rede mehr sein. Selbst die kleine, bunte Pochette ist nicht mehr für unter 1000 Euro zu haben – was mehr sein dürfte, als sie Anfang des Jahrtausends neu gekostet hat. Und es ist immer noch deutlich weniger, als das Modell jetzt in der Neuauflage kostet (da sind es 1900 Euro).
Gemäß der Regel, dass in der Mode alle 20 Jahre alles zurückkommt, legt Louis Vuitton diese Taschen einfach selbst noch mal auf. Dazu Sneakers mit dem Muster, Scrunchies, Gürtel, Parfums, Sonnenbrillen – insgesamt sind es 200 Entwürfe, die Vuitton und Murakami in Bunt herausbringen.
Die Mode werden sie damit wohl kaum noch mal derart verändern, denn die spielerischen Teile landen schon in der Ära der Tiktok-Try-on-Hauls und „#ootds“, statt dass sie – wie damals – ein neues Luxuskonsumzeitalter mitbegründen. Wer allerdings noch so einen alten Nullerjahre-Murakami im Schrank stehen hat, sollte ihn hüten, vielleicht genau jetzt verkaufen oder mal wieder tragen.