„Kann Baumaterial holen“ – Biber sorgt für Feuerwehr-Einsatz | ABC-Z
Berlin. Ein Biber scheint sich an der Müggelspree in Berlin besonders wohl zu fühlen. Vor allem zwei Bäume haben es ihm angetan.
Einsätze wegen eines Feuers, medizinischen Notfalls oder Unfalls sind alltäglich für die Berliner Feuerwehr. Doch ein Alarmruf wegen eines Bibers? Das passiert dann doch nicht alle Tage. Nun aber in Köpenick. Ein Tier hatte an der Müggelspree großen Gefallen an zwei Bäumen gefunden. Fleißig nagte der Biber an diesen. Wackelig standen die Bäume nun da – und drohten ins Wasser zu stürzen. Das bedeutet eine Gefahr für die Schifffahrt.
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Ein Fall für die Feuerwehr. Einsatzkräfte unterstützten den Biber bei seiner Arbeit. Sie fällten die beiden Bäume. Diese liegen nun im Uferbereich in Höhe der ASB Wasserrettungsstation. „Sollte der Biber sein Baumaterial nicht in den nächsten Tagen abholen kommen, kümmert sich das Grünflächenamt des Bezirks um die gefällten Bäume“, schrieb die Feuerwehr.
Während des Feuerwehreinsatzes hatte die Wasserschutzpolizei den betroffenen Bereich abgesperrt. „So war ein sicheres Arbeiten für unsere Einsatzkräfte vom Land und vom Wasser aus möglich.“ Es waren insgesamt 14 Kräfte – darunter auch von der Freiwilligen Feuerwehr – zwei Stunden wegen des Bibers im Einsatz.
Zwei Projekte für Biber in Berlin: Doch werden sie angenommen?
Doch wie steht es um das Nagetier in der Hauptstadt? Laut Artenschutzreferent Dirk Schäuble hat sich der Biberbestand ab 1994 erholt. Er wird derzeit auf mehr als 100 Tiere geschätzt, die in rund 50 Revieren leben. Diese befinden sich vor allem an der Havel, an der Spree und Dahme im Bezirk Treptow-Köpenick. Dass man die Biber nie sieht, ist kein Wunder: Sie sind nachtaktiv und mit ihrer braunen Farbe im Spreewasser kaum auszumachen.
Zwischen Oberbaumbrücke und Unterbaumstraße gibt es sogar einen sogenannten „Biberausstieg“. Warum das so wichtig ist: „Ein Biber muss sein Fell regelmäßig wasserdicht einfetten, sonst geht er unter und stirbt.“ Deshalb war 2009 für viel Geld von EU, Land und Bezirk eine Ausstiegsstelle errichtet worden. Biologen wussten, dass Biber aus Treptow sich gerne mit anderen Bibern aus Spandau treffen, die Strecke zum Schwimmen aber ohne Pause zu lang ist. Statt eines glatten, betonierten Spreeufers befindet sich seitdem dort ein treppenartiger Ausstieg, der es den Bibern ermöglicht, ans Ufer zu gelangen.
Fünf Jahre lang prangte hinter der „East Side Gallery“ am Spreeufer ein stolzes Schild „EU-Projekt Biberausstieg“, aber es half nichts. Das treppenartige Gebilde blieb von Bibern ungenutzt. Die Biber blieben in ihren Revieren. Das Party-Volk von der Warschauer Straße hatte die Treppe für sich entdeckt. Statt Bibern wurden nur junge Menschen gesichtet, die am Ufer der Spree picknickten, sangen und tranken. Erst fünf Jahre nach dem Bau des Biberausstiegs, 2014, wurde erstmals nachts ein mutiger Biber beim Ausstieg gesichtet. Vielleicht war er einfach zu erschöpft, um Menschen zu meiden.
Auf der Charlottenburger Wehrinsel, nicht weit vom Schloss Charlottenburg entfernt, gibt es sogar eine von Menschen errichtete Biberburg. Ein einzigartiges Projekt in der Region, das rund 50.000 Euro gekostet hat. Doch die Sumpfbiber aus Charlottenburg meiden das Gebilde aus Beton, das als Ersatz für eine bei Bauarbeiten zerstörte Biberröhre gebaut wurde. Die Vermutung liegt nahe: Biber bevorzugen möglicherweise eigene Architekturentwürfe. Mithilfe ihrer geschickten, handähnlichen Vorderpfoten bauen sie erstaunliche Wohnhügel aus abgenagten Zweigen, Ästen und Schlamm. JP