Kanadas Finanzministerin Freeland tritt im Streit um US-Zölle zurück | ABC-Z
Im Streit um den richtigen Umgang mit drohenden Zöllen auf Importe in die USA droht die kanadische Regierung zu zerbrechen. Premierminister Trudeau verliert überraschend seine Stellvertreterin und enge Vertraute.
Die kanadische Finanzministerin und stellvertretende Regierungschefin Chrystia Freeland ist überraschend zurückgetreten. Sie begründete ihren Schritt mit Meinungsverschiedenheiten mit Premierminister Justin Trudeau. “In den vergangenen Wochen waren Sie und ich uns uneinig über den besten Weg für Kanada”, schrieb Freeland in einem Brief an Trudeau, der auf dem Kurznachrichtendienst X veröffentlicht wurde.
Dem Schreiben zufolge wollte Trudeau die ehemalige Reuters-Journalistin nicht mehr als Finanzministerin haben, sondern habe ihr am Freitag einen anderen Kabinettsposten angeboten. “Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der einzig ehrliche und gangbare Weg für mich darin besteht, aus dem Kabinett auszuscheiden”, schrieb Freeland, die als engste Verbündete Trudeaus in der Regierung galt.
Streit um US-Zölle führte zum Rücktritt
Kanadische Medien hatten in den vergangenen Wochen jedoch berichtet, dass Freeland und Trudeau wegen der Haushaltspolitik des Landes aneinandergeraten waren.
Die Finanzministerin hatte sich gegen vom Premier versprochene Steuersenkungen ausgesprochen und betont, dass ein sparsamerer Kurs nötig sei, um auf die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zölle auf kanadische Güter reagieren zu können. Das Land müsse deshalb auf “teure politische Spielereien verzichten, die wir uns nicht leisten können und die Kanadier daran zweifeln lassen, ob wir uns dem Ernst der Lage bewusst sind”, schrieb Freeland nun an Trudeau.
Sie trat nur wenige Stunden vor der Vorlage des Herbstwirtschaftsberichts im Parlament zurück. Dieser sollte Beobachtern zufolge ein viel größeres Haushaltsdefizit für die Jahre 2023/24 aufweist als ursprünglich geplant. Trudeaus Büro wollte sich zunächst nicht zum Rücktritt der Finanzministerin äußern.