Kämpfe in Syrien: UN fordern nach Gewalt in Suweida Schutz von Bewohnern | ABC-Z

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat
die syrische Übergangsregierung aufgefordert, Verantwortung für die Menschenrechtsverletzungen in der südlichen Stadt Suweida zu übernehmen und für Gerechtigkeit zu
sorgen. “Das Blutvergießen und die Gewalt müssen aufhören, und der Schutz aller
Menschen muss im Einklang mit den internationalen Menschenrechtsnormen oberste
Priorität haben”, sagte er in einer Erklärung.
Demnach habe sein Büro für Menschenrechte (OHCHR) unter anderem glaubwürdige
Berichte über Hinrichtungen und Entführungen durch syrische Sicherheitskräfte und Gruppen, die mit den Übergangsbehörden in Verbindung stehen, sowie durch andere bewaffnete Gruppen, darunter Drusen und Beduinen, erhalten. “Mein Büro hat Berichte von verzweifelten Syrern erhalten,
die um ihr Leben und das ihrer Angehörigen fürchten”, sagte Türk.
Bei einem Vorfall am Dienstag wurden demnach mindestens 13 Menschen
getötet, als Angehörige der Übergangsregierung das Feuer auf eine
Familienversammlung eröffneten.
Ein Sprecher des syrischen Innenministeriums, Noureddin
al-Baba, wies Berichte über den Einsatz von Regierungskräften in der Provinz
Suweida unterdessen zurück, wie die staatliche syrische Nachrichtenagentur berichtete.
Beobachtungsstelle wirft Regierungstruppen Menschenrechtsverletzungen vor
Zuvor hatten sich syrische Regierungstruppen in der Nacht
zum Donnerstag aus Suweida zurückgezogen. Die syrische Regierung hatte die
Truppen zu Beginn der Woche in die Region abkommandiert, um Kämpfe zwischen der
religiösen Minderheit der Drusen und
den sunnitischen Beduinen zu beenden, doch die Gewalt nahm zu, bis ein Waffenstillstand
ausgerufen wurde.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für
Menschenrechte wurden bei den Kämpfen mehr als 500 Menschen getötet, darunter
viele Zivilisten. Die Beobachtungsstelle warf den syrischen
Regierungstruppen schwere Menschenrechtsverletzungen vor, darunter die
Hinrichtung von 83 drusischen Zivilisten. Ihre Leichen seien an Straßenrändern hinterlassen worden,
teils gefesselt oder verbrannt.
Israel bombardiert erneut Ziele in Suweida
Die israelische Regierung mischte sich ebenfalls in den Konflikt ein und forderte die syrischen Truppen – nach eigenen Angaben zum Schutz der
drusischen Minderheit – zum Rückzug aus dem Süden auf und griff diese an. Die israelische Armee bombardierte außerdem Ziele in der
Hauptstadt Damaskus, darunter das Gelände des
Verteidigungsministeriums, wo das militärische Hauptquartier liegt, und das Gelände nahe dem Präsidentenpalast.
In der Nacht auf Freitag führte Israel weitere Angriffe in der
Provinz Suweida durch und kündigte an, den syrischen Streitkräften für
die nächsten
zwei
Tage begrenzten Zugang zu gewähren, wie ein israelischer Beamter, der
nicht namentlich genannt werden wollte, Reportern mitteilte.
USA stellen sich nicht hinter Israels Angriffe
Türk zeigte sich angesichts der Berichte über zivile Opfer nach den israelischen
Luftangriffen auf Sweida, Daraa im Südwesten und auf das Zentrum von Damaskus besorgt. Die USA erklärten, sie unterstützten die jüngsten israelischen Angriffe auf Syrien
nicht. Der syrische Staatschef Ahmed al-Sharaa beschuldigte Israel, Syrien spalten zu
wollen, und versprach, die drusische Minderheit zu schützen.
Die Drusen sind eine arabische Religionsgemeinschaft, die
aus dem Islam hervorgegangen ist, sich aber nicht als muslimisch
betrachtet. Drusen leben auch auf israelischem Gebiet. Viele dienen dort
freiwillig im Militär. Die sunnitischen Beduinen stehen seit Jahrzehnten in
Konflikt mit den Drusen.