Standort erneut in Gefahr – es geht um Millionenbeträge | ABC-Z

Berlin. Bei Verhandlungen über die Verlängerung der Mietverhältnisse konnte vorerst keine Einigung erzielt werden. Was das nun für Beschäftigte und die ZLB bedeutet.
Das Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz ist erneut in Gefahr. Nach dem sich zuletzt eine Einigung zwischen der Galeria und dem Eigentümer des Gebäudes, der Commerz Real, anbahnte, sind die Verhandlungen über eine Verlängerung des Mietvertrags nun ins Stocken geraten. Das erfuhr die Berliner Morgenpost unabhängig aus mehreren gut informierten Kreisen. Demnach ging es bei den Gesprächen um einen Millionen-Betrag, der bislang nicht verhandelt werden konnte. Damit sind auch die Arbeitsplätze der rund 350 Angestellten wieder bedroht. Währenddessen machte Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) Druck auf die Commerz Real.
Wie Galeria am Freitagabend selbst in einer Mitteilung öffentlich machte, hatte das Kaufhaus einem Kompromiss zugestimmt, der eine Verlängerung der bestehenden Vereinbarung bis zum 31. August 2026 vorgesehen hat – allerdings „unter gleichbleibenden wirtschaftlichen Bedingungen“. Damit wäre Zeit gewonnen, heißt es in der Mitteilung, um gemeinsam mit der Stadt Berlin und weiteren Akteuren an einem zukunftsfähigen Konzept für die Immobilie zu arbeiten. „Eine Zustimmung durch Commerz Real blieb jedoch aus.“
Galeria am Alex: Es geht um Millionenbeträge
Nach Informationen der Berliner Morgenpost forderten die Vertreter der Commerz Real knapp vier Millionen Euro zusätzlich zur bisherigen Miete. Als Begründung führte der Vermögensverwalter für Investments innerhalb des Commerzbank-Konzerns Baumängel an, die entstanden seien und beseitigt werden müssten. Galeria hingegen legte ein Angebot vor, das in etwa einem Viertel der Forderung entsprach. Daraufhin, so hieß es, sei zunächst keine Einigung zustande gekommen. Auch ein Sprecher der Commerz Real bestätigte die Gespräche. Er zeigte sich allerdings verwundert über das Vorgehen Galerias. Er bestätigte die Zahl von knapp vier Millionen Euro, dabei handele es sich um Kosten etwa für Brandschutz, die in den vergangenen Jahren versäumt worden seien. Der Betrag soll dem Sprecher zufolge mit einem langfristigen Mietvertrag verrechnet werden, sollte die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) ebenfalls einziehen.
Wie die Berliner Morgenpost weiter erfuhr, sind nun neue Gespräche über die Verlängerung der Mieterverhältnisse angesetzt, allerdings für August und das könnte für Galeria zum Problem werden. „Sollte keine Einigung zustande kommen, müsste Galeria mit der Belegschaft Gespräche über mögliche Vertragsauflösungen führen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Denn die aktuelle Nutzungsvereinbarung endet bereits am 28. Februar 2026. Das bedeutet auch, es müsste auch ein Sozialplan für die Angestellten entwickelt werden.
Giffey: Ohne Einigung zu Galeria, keine Grundlage für Zentral- und Landesbibliothek
„Wir wünschen uns, dass alle Beteiligten jetzt die Chance ergreifen, sich erneut an einen Tisch zu setzen und eine gemeinsame Perspektive für den Alexanderplatz zu erarbeiten“, sagte die Betriebsratsvorsitzende von Galeria, Sylvia Sack. „Unser Anliegen ist klar: Wir möchten bleiben – für die Menschen, für die Stadt und für eine lebendige Innenstadt.“
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Berlins Wirtschaftssenatorin machte indes ihre Position noch einmal deutlich. „Es ist enttäuschend, dass zwischen Galeria und der Commerz Real noch keine Einigung über eine Verlängerung des Mietvertrages über den Februar 2026 hinaus erzielt worden ist“, sagte Giffey auf Anfrage der Berliner Morgenpost. Der Standort Galeria am Alexanderplatz gehöre zu den erfolgreichsten Warenhausstandorten in Berlin. Umso unverständlicher sei es, dass die Commerz Real keine langfristige Nutzungsperspektive für die Galeria ermöglichen wolle, die auch Sicherheit für notwendige Investitionen geben würde.
„Für mich steht fest: Der Warenhausstandort am Alexanderplatz ist nicht verhandelbar. Jetzt braucht es schnell Klarheit, vor allem auch für die Beschäftigten“, so Giffey weiter. „Hinzu kommt, dass ohne eine Einigung zur Galeria auch jede weitere Verhandlung mit dem Land Berlin über eine von der Commerz Real gewünschte mögliche Ansiedlung der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) am Standort keine Grundlage haben wird.“
Mischnutzung sieht Verkleinerung von Galeria vor
Die Commerz Real denkt schon seit einiger Zeit über die künftige Nutzung des Warenhauses am Alexanderplatz nach. Seit mehr als einem Jahr steht die Idee im Raum, dass die Zentral- und Landesbibliothek in das Gebäude einziehen könnte. Es gab mehrere Varianten, am Ende favorisierte man eine Mischnutzung mit der ZLB und dem Galeria-Kaufhaus., wobei Galeria seine Flächen deutlich verkleinern müsste.
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Bislang bespielt das Kaufhaus die gesamte Fläche von rund 36.000 Quadratmetern. In einer 21-seitigen Visualisierung der Commerz Real, die im Juni aufgetaucht war (wir berichteten), waren für Galeria noch rund 12.000 Quadratmeter vorgesehen. Allerdings kam es bei zahlreichen Gesprächen bislang zu keiner Einigung, auch weil das Land Berlin keine Zusage machte, ob sie einen Umzug der Bibliothek überhaupt finanzieren können. Das Land Berlin müsste etwa als Mieter oder Käufer auftreten, sollte die ZLB einziehen.