Kakadus haben Rhythmus im Blut: 30 Tanzmoves entdeckt | ABC-Z

Headbanging, Körperrollen und Seitwärtsschritte: Kakadus in Gefangenschaft haben ein erstaunlich vielfältiges Repertoire an Tanzbewegungen – fast wie Menschen in der Disco. Das berichten Forscher der australischen Charles Sturt University, die 30 unterschiedliche Moves bei den für ihre Federhauben bekannten Papageien identifiziert haben. 17 dieser rhythmischen Bewegungen waren zuvor noch nie dokumentiert worden.
„Das Tanzen ist weitaus komplexer und vielfältiger als bisher angenommen“, sagte Erstautorin Natasha Lubke. Überraschend: Die gefiederten Tänzer wurden dabei beobachtet, wie sie sowohl mit als auch ohne Musik performten. „Musik scheint nicht entscheidend dafür zu sein, das Tanzen auszulösen“, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „PLOS One“.
Sie hatten vorher 45 in sozialen Netzwerken – Facebook, YouTube, TikTok und Instagram – veröffentlichte Videoclips analysiert. Unter anderem waren darin Goffinkakadus (Cacatua goffiniana), Gelbhaubenkakadus (Cacatua galerita) und Weißhaubenkakadus (Cacatua alba) zu sehen. Ergänzt wurden die Untersuchungen durch Verhaltensbeobachtungen im australischen Wagga Wagga Zoo & Aviary, einem Tierpark mit großem Vogelgehege.
Balztanz für Bezugsperson?
Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Tanzen für Kakadus eine eigenständige Verhaltensweise ist – möglicherweise ein Überbleibsel aus Balzritualen, das sich bei manchen Vögeln auf den Menschen als Bezugsperson verlagert hat. Tatsächlich erinnerten viele der identifizierten Bewegungen an die auffälligen Balztänze, die Papageienarten in freier Wildbahn zeigten.
Das Verhalten scheint dabei nicht nur art-, sondern auch Individuen-spezifisch zu sein: Einige Vögel kombinierten mehrere Bewegungsformen zu ihrem ganz eigenen Tanzstil.
Bei näherer Betrachtung zeigte sich zudem: Eng verwandte Kakadu-Arten tanzten keineswegs ähnlich – jede Art hatte ihre eigenen „Top 10“ der beliebtesten Dance-Moves. „Die Ähnlichkeiten mit dem menschlichen Tanzen machen es schwierig, gegen gut entwickelte kognitive und emotionale Prozesse bei Papageien zu argumentieren“, sagte Co-Autor Rafael Freire.
Was die Vögel zu den Bewegungen motiviert, ist allerdings bisher nicht geklärt. Das Tanzen könne aber ein hilfreiches Modell sein, „um kognitive Prozesse bei Vögeln wie Nachahmung, Kreativität und spielerisches Verhalten besser zu verstehen“, heißt es. Zudem müsse noch erforscht werden, ob die Vögel Freude am Tanzen haben – und ob die Förderung dieses Verhaltens das Wohlbefinden von Kakadus in Gefangenschaft verbessern kann.