Kakadus beherrschen 30 verschiedene Tanzbewegungen – Wissen | ABC-Z

Was haben Menschen und Kakadus gemeinsam? Beide können tanzen. Dabei verfügen die Vögel über ein beeindruckendes Repertoire an Bewegungen, das einen fast neidisch machen könnte. Vom Tippen mit einem Fuß, wie es vielleicht eher schüchterne Menschen machen, die sich nicht so recht trauen, über „side to side“ bis hin zum rauschhaften Headbangen – nichts ist den Kakadus fremd. Sogar die schwierige Körperwelle beherrschen sie.
„Wir haben 30 verschiedene Tanzbewegungen identifiziert“, schreiben die Autorinnen und Autoren einer Studie, die gerade im Wissenschaftsjournal Plos one erschienen ist. 17 davon seien zuvor noch nie bei einem Vogel beobachtet worden.
Die Untersuchung basiert auf Studien mit dem berühmten Gelbhaubenkakadu Snowball, der vor 18 Jahren zusammen mit einer CD in einem Vogelschutzzentrum in Indiana abgegeben wurde. Als die Mitarbeiter die CD abspielten, begann der Vogel eine seiner Tanzaufführungen, mit denen er auf Youtube berühmt wurde.
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Snowball beherrscht 14 verschiedene Tanzbewegungen. Den anfänglichen Verdacht, der Vogel spule nur ein antrainiertes Programm ab, schlossen Verhaltensbiologen schnell aus. Der Kakadu tanzt auch auf ihm unbekannte Lieder und passt die Geschwindigkeit seiner Bewegungen an, wenn die Musik langsamer oder schneller abgespielt wird.
Lange dachte man, nur Menschen könnten musikalisch sein
Die tanzenden Kakadus sind viel mehr als eine amüsante Beobachtung. Um tanzen zu können, bedarf es komplexer kognitiver Fähigkeiten, unter anderem Musikalität, von der man lange dachte, sie sei Menschen vorbehalten. Sie ist ein Hinweis darauf, dass die Vögel Emotionen wie Freude empfinden können. Tanzen sie, weil es ihnen Spaß macht? So wie Menschen in einer Diskothek?
Das ist unklar, und die meisten Verhaltensbiologen gehen davon aus, dass Tiere Dinge nicht einfach zum Vergnügen machen, sondern dass ihr Verhalten stets einen Nutzen hat. Junge Wölfe zum Beispiel raufen scheinbar fröhlich miteinander, um ihre Kräfte zu messen und Hierarchien festzulegen. Aber welchen Sinn könnte Tanzen haben, außer dass es fröhlich macht? „Die Ähnlichkeiten zum Tanz von Menschen mache es schwierig, gegen gut entwickelte kognitive und emotionale Fähigkeiten bei den Vögeln zu argumentieren“, sagt der australische Verhaltensbiologe Rafael Freire, der an der Studie beteiligt war, laut einer Presseerklärung.
Doch auch wenn nicht bewiesen ist, dass Kakadus beim Tanzen Spaß haben, ist Musik nach Ansicht von Freire eine Möglichkeit, das Leben der intelligenten und sozialen Vögel in Gefangenschaft zu verbessern. Kakadus in Gefangenschaft artgerecht zu halten ist schwierig. Die Vögel pflegen in freier Wildbahn lebenslange Freundschaften zu mehreren Artgenossen; damit sie sich wirklich wohlfühlen, reicht es also wahrscheinlich nicht einmal, ein Pärchen zu halten.
Die Forscher gehen davon aus, dass die Tanzkünste der Kakadus ihren Ursprung in den Aufführungen haben, die manche wild lebenden Vogelarten vor der Paarung aufführen. Der australische Palmkakadu zum Beispiel, der einen halben Meter groß wird, gilt als Rockstar des Regenwaldes: Um Weibchen zu beeindrucken, macht er Musik, indem er rhythmisch mit einem Zweig auf einen hohlen Ast trommelt und dazu kreischt.