Kadercheck: Das sind die Baustellen für Unions Horst Heldt in der Saisonvorbereitung | ABC-Z

Union Berlin im Kadercheck
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Das sind die Baustellen für Horst Heldt in der Saisonvorbereitung
Mo 07.07.25 | 14:36 Uhr | Von
Seit einem Monat warten Fans von Union Berlin auf den nächsten Neuzugang. Ob und wann noch ein neuer Spieler kommt, hängt von mehreren Faktoren ab. Schafft es Horst Heldt, den Kader zu verkleinern? Geht ein Leistungsträger? Ändert Steffen Baumgart das System? Von Till Oppermann
Der 1.FC Union Berlin hält im aktuell geöffneten Transferfenster derzeit die Füße still. Zwar präsentierten die Eisernen mit Andrej Ilic, Woo-yeong Jeong, Oliver Burke und Ilyas Ansah bereits kurz nach Saisonende vier (feste) Neuzugänge für die Offensive. Zudem hat der frühe Verkauf von Benedict Hollerbach nach Mainz rechtzeitig einige Millionen in die Kassen gespült.
Nun aber wurde seit einem Monat kein externer Neuzugang verkündet. Sport-Geschäftsführer Horst Heldt will das Team aber weiter verstärken – soll aber gleichzeitig den Kader verkleinern.
Torhüter
Eine Saison im Fußball dauert Monate, aber manchmal kann sich die Entscheidung über den Erfolg und Misserfolg eines ganzen Vereins auf wenige Sekunden verdichten. Genau das geschah am 9. März in der fünften Minute der Nachspielzeit des Auswärtsspiels von Union Berlin bei Eintracht Frankfurt. Nach drei Niederlagen in Serie führten die abstiegsbedrohten Berliner mit 2:1 und Frankfurt bekam einen Elfmeter. Union-Keeper Frederik Rönnow wuchs einmal mehr über sich hinaus, hielt und sicherte so den Sieg. Und Union startete mit dem Rückenwind aus Frankfurt eine Serie, die zum vorzeitigen Klassenerhalt führte.
Insgesamt parierte Rönnow in der vergangenen Saison vier Elfmeter – so viele wie kein anderer Torwart in der Bundesliga. Nicht nur deshalb ist er bei Union die unangefochtene Nummer Eins. Rönnow gehört zu den besten Torhütern der Liga und ist ein Führungsspieler. Trotzdem braucht Union noch einen neuen Torhüter: Nach den Abgängen von Alexander Schwolow (noch ohne neuen Verein) und Lennart Grill (wahrscheinlich Dynamo Dresden) steht nur noch der junge Yannic Stein im Kader, dessen Leihe zum Regionalligisten SV Babelsberg vorzeitig beendet wurde. Er könnte der Torwart der Zukunft sein.
Für die Gegenwart braucht Union aber einen Keeper, der schon höherklassig gespielt. Denkbar wären eine erfahrene Nummer Zwei oder ein junger Konkurrent für Rönnow.
Innenverteidiger
Wie schon in den letzten Transferperioden gelten die Innenverteidiger Danilho Doekhi und Diogo Leite als Wechselkandidaten. Ersterer soll das Interesse von verschiedenen Vereinen in Italien geweckt haben, letzterer sogar auf den Einkaufszetteln von Bayer Leverkusen und Champions-League-Sieger Paris SG aufgetaucht sein. Doekhi hat eine Ausstiegsklausel, Leite geht ins letzte Vertragsjahr. Sollte einer der beiden Stammspieler gehen, bräuchten die Eisernen dringend adäquaten Ersatz. Doekhis Qualitäten im Zweikampf und bei Kopfbällen und Leites hervorragender Spielaufbau wären aus dem aktuellen Kader kaum zu ersetzen.
Leihrückkehrer Paul Jaeckel und Kevin Voigt sollen den Verein verlassen. Insbesondere bei Voigt wäre angesichts dessen hohen Gehalts wahrscheinlich eine Abfindung fällig. Sicher ist nur, dass Leopold Querfeld und Nachwuchsmann Oluwaseun Ogbemudia bleiben. Insbesondere Querfeld soll nach seiner guten Rückrunde eine noch größere Rolle spielen. Ob Union je nach Abgängen einen, zwei oder sogar drei neue Innenverteidiger verpflichtet, hängt auch davon ab, ob Steffen Baumgart weiter mit einer Fünferkette plant oder in der Vorbereitung ein System mit Viererkette einübt.
Außenverteidiger
Christopher Trimmel hat seinen Vertrag erneut um ein Jahr verlängert. Der 38-jährige Kapitän wird weiter eine wichtige Option als Rechtsverteidiger spielen. Je nach seinem Fitnesslevel teilt er sich die Position weiter mit Josip Juranovic, falls der nicht nach England wechselt. Angeblich hat der Kroate das Interesse verschiedener Vereine aus der Premier League geweckt. Sollte Juranovic gehen, bräuchte Union einen neuen Rechtsverteidiger. Auf der linken Seite stehen mit Tom Rothe und Robert Skov zwei Spieler zur Verfügung, deren Stärken vor allem in einem System mit Dreierkette und Schienenspieler liegen. Auch hier gilt: Inwiefern Union sich auf dieser Position noch verstärken sollte, hängt davon ab, ob Baumgart zukünftig vermehrt auf eine Viererkette setzen will.
Zentrales Mittelfeld
Aljoscha Kemlein, Rani Khedira, Andras Schäfer, Jannik Haberer, Laszlo Benes, Lucas Tousart und Alex Kral: Diese sieben Spieler konkurrieren um zwei bis drei Plätze im zentralen Mittelfeld. Hier liegt der Fokus von Horst Heldt also darauf, den Kader zu verkleinern. Der technisch versierte Benes war in der vergangenen Saison unzufrieden mit seiner Spielzeit, hat aber Qualitäten im Ballbesitz, die bei Union sonst rar gesät sind. Lucas Tousart und Alex Kral verdienen hohe Gehälter, aber konnten nie nachhaltig überzeugen. Falls die beiden gehen sollten, könnte Union das gesparte Geld verwenden, um mehr Kreativität ins Mittelfeld zu bekommen. Genau die wird eigentlich dringend benötigt.
Offensives Mittelfeld und Flügel
Weil Heldt den wechselwilligen Hollerbach früh in der Sommerpause verkauft hat, steht die neue Union-Offensive schon zum Trainingsauftakt. In Woo-yeong Jeong, Livan Burcu und Ilyas Ansah stehen mehrere schnelle und dribbelstarke Spieler zur Verfügung, die in verschiedenen Konstellationen entweder auf den Flügeln oder in der Zentrale Einsatzzeit bekommen sollen. Insbesondere Jeong und Ansah wurden in der Vergangenheit sehr flexibel eingesetzt. Hier ist Union mit vielversprechenden und entwicklungsfähigen Spielern gut besetzt, weitere Neuzugänge sind nicht zu erwarten. Zumal Tim Skarke als weiterer Wechselkandidat noch im Kader steht.
Angreifer
Sieben Tore schoss Andrej Ilic in der Rückrunde, damit überzeugte er Baumgart und Heldt so sehr von sich, dass sie ihn nach seiner Leihe fest verpflichtet haben. Der kopfballstarke Ilic wird weiter eine große Rolle spielen. Die große Frage ist aber, wer Topscorer Hollerbach ersetzt. Hier bieten sich verschiedene Konstellationen an: Ein neues System mit den bereits genannten Ansah und Burcu auf den Außenbahnen wäre eine Option. Die andere ist Oliver Burke, der zu den schnellsten Stürmern der Bundesliga gehört. Und dann wäre da noch Marin Ljubicic. Der Kroate kam im Winter aus Linz, traf dann direkt in seinem ersten Spiel gegen Hoffenheim, aber hatte danach Probleme, sich in der Bundesliga zurechtzufinden. Nun verbrachte er seinen Urlaub mit einem Personaltrainer und schob Extraschichten. Auch im Angriff ist aktuell eher kein weiterer Neuzugang zu erwarten.
Sendung: rbb24 Inforadio, 10.07.2025, 10:15 Uhr