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K.o.-Tropfen: Wie sich Partygänger vor Vergiftungen schützen können – Landkreis München | ABC-Z

Sei es bei Club-Besuchen oder auf dem Oktoberfest: Immer wieder kommt es zu Vergiftungen durch K.o.-Tropfen. Oft lässt sich die verabreichte Substanz nach wenigen Stunden schon nicht mehr feststellen, weswegen auch die Münchner Polizei keine belastbaren Daten zur Zahl der Fälle hat. Ingo Pinkofsky ist sich aber sicher, dass es immer mehr werden ‒ und die Dunkelziffer hoch ist. Das erklärt er gleich zu Beginn der Schulung, die der Mitarbeiter des Jugendschutzes Ebersberg zusammen mit seiner Kollegin Andrea Fischer vom Programm der „Gesundheitsregion plus“ leitet.

Diesmal veranstalten sie den Workshop ausnahmsweise nicht vor Schülerinnen und Schülern, sondern vor Lehrkräften und Jugendarbeitern im Landkreis München. Die Zahl der Anfragen an sie sei stark gestiegen, erklärt Fischer, weswegen sie nun mit dieser „Multiplikatorenschulung“ auch Lehrkräfte und Jugendpersonal weiterbilden wollen.

Dass der Bedarf an Aufklärung zum Thema K.o.-Tropfen gestiegen ist, bestätigen auch die anwesenden Lehrkräfte. „Die Nachfrage kommt von den jungen Frauen selbst“, erklärt eine Lehrerin. Wie man sich vor den geschmacks- und geruchslosen Tropfen schützen könne, das bewege viele Schülerinnen und Schüler.

Zwar sei die Gefahr durch K.o.-Tropfen nicht neu, aber durch das Internet habe die Verbreitung der Betäubungsmittel stark zugenommen. „Man kann K.o.-Tropfen ganz einfach im Internet bestellen“, führt der Jugendschützer Pinkofsky aus, obwohl der Besitz von Gammahydroxybuttersäure (GHB) und Gamma-Butyrolacton (GBL), das sind die beiden häufigsten Stoffe, verboten ist. Die Wirkung der K.o.-Tropfen tritt schon nach wenigen Minuten ein: Den Betroffenen wird schwindlig und übel. Die Mittel wirken sedierend, können aber auch zur Bewusstlosigkeit führen.

Ingo Pinkofsky (links) und Andrea Fischer (Mitte) haben das Konzept der Workshops entwickelt und bilden mithilfe von Florian Hegedüs (rechts) in der Multiplikatorenschulung Lehrkräfte weiter. (Foto: Henry Borgelt)

Da K.o.-Tropfen meist im Umfeld von Partys und Alkoholkonsum verabreicht werden, ist oft unklar, ob Übelkeit, Schwindel und Bewusstlosigkeit darauf zurückgehen oder auf übermäßigen Alkoholkonsum. Dann müsse man sich auf die Erfahrungen der Betroffenen verlassen, meint Pinkofsky.

„Wenn man nicht viel getrunken hat, nach wenigen Minuten aber schon ‚betrunken‘ wirkt und komplett bewusstlos wird, das sind alles Hinweise auf K.o.-Tropfen“, erklärt Andrea Fischer den Seminarteilnehmern. Da der Körper die Betäubungsmittel in vier bis sechs Stunden abbaue, sei ein konkreter Nachweis allerdings oft nicht möglich, erklärt die Polizei München.

Keine halb vollen Gläser stehen lassen, keine Drinks annehmen

„Es kann keinen hundertprozentigen Schutz geben“, führt Pinkofsky aus. Inzwischen gebe es auch Fälle, bei denen Unbekannte ganz wahllos K.o.-Tropfen in Getränke mischten, „einfach so, um Leute umkippen zu sehen“, erläutert der Jugendschützer. Deswegen sollte jeder Partygast aufmerksam bleiben.

Um sich vor K.o.-Tropfen zu schützen, sollten keine halb vollen Gläser stehen gelassen werden. „Und wenn, dann muss ich mir, wenn ich zurückkomme, eben ein neues Getränk kaufen“, sagt Pinkofsky. Zudem sollten Getränke von Fremden niemals direkt angenommen werden. Stattdessen könne man sich an der Bar das Getränk ausgeben lassen und das Glas direkt vom Barpersonal entgegen nehmen.

Mit Gruppenarbeiten und Rollenspielen sollen die Schulklassen die Workshops auch selbst mitgestalten.
Mit Gruppenarbeiten und Rollenspielen sollen die Schulklassen die Workshops auch selbst mitgestalten. (Foto: Henry Borgelt)

Auch spezielle Deckel für Gläser oder Verschlüsse für Flaschen empfehlen die Seminarleiter. „Dabei geht es aber eher darum, Aufmerksamkeit zu schaffen und ein Bewusstsein für die Gefahren zu generieren“, führt Pinkofsky aus, denn auch viele der Verschlüsse böten keinen garantierten Schutz. Sollte man den Verdacht hegen, K.o.-Tropfen verabreicht bekommen zu haben, solle man sich an eine vertrauenswürdige Person oder das Barpersonal wenden. Um das Personal zu informieren, könnten Betroffene auch einen „Angel Shot“ bestellen oder die Frage „Ist Luisa hier?“ stellen – beides sind Codewörter für K.o.-Tropfen.

„Wir wollen die zukünftigen Partygänger erreichen“, erklärt Andrea Fischer. Laut ihren Umfragen in Schulen hat knapp ein Viertel der Schülerinnen und Schüler in der neunten Klasse bereits K.o.-Tropfen verabreicht bekommen oder kennt jemanden, der mit den Betäubungsmitteln vergiftet wurde.

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