Münchnerin wegen Ersatzverkehr: „Kaufe mir morgen ein Fahrrad“ | ABC-Z

München – „Ich bin eine Stunde früher los als sonst.“ Julia Klasen steht um kurz nach 8 Uhr an der Brudermühlstraße und wartet auf den Schienenersatzverkehr der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG).
© Sigi Müller
von Sigi Müller
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3 Wochen U-Bahn-Sperrungen – wie lief der erste Tag mit Ersatzverkehr?
Vom 17. Februar bis zum 9. März fahren Busse zwischen der Brudermühlstraße und dem Sendlinger Tor. Dabei halten sie auch an der Implerstraße, Poccistraße und am Goetheplatz. Zwischen der Implerstraße und dem Goetheplatz fährt ein Pendelzug im 10-Minuten-Takt mit Halt an der Poccistraße. Zusätzlich verkehren Expressbusse X3 von der Brudermühlstraße zum Hauptbahnhof, ebenfalls mit Halt an der Implerstraße, Poccistraße und am Goetheplatz.
Auf den wartet auch die 31-jährige Klasen. Sie hat damit gerechnet, dass ihr Weg in die Arbeit heute länger dauern wird: „Es herrscht viel Chaos. Ich denke, weil es der erste Tag ist, keiner weiß genau, wo und wie er ankommt und wann.“ Beinahe minütlich halten an der Brudermühlstraße Busse. Hier scheint man noch recht gute Chancen zu haben, in einem Bus Platz zu finden.
„Solche Mengen an Menschen“: Busse sind bereits gerappelt voll
An der Implerstraße sieht das anders aus. Die Busse sind gerappelt voll und fast niemand steigt an der Implerstraße aus. „Ich finde es schrecklich heute. Es sind einfach solche Mengen an Menschen, da kommen die kleinen Busse nicht dagegen an“, meint die 60-jährige Katharina P. An der Implerstraße müssen die Wartenden einen Bus nach dem anderen fahren lassen. Oft können die Türen nicht schließen, weil Personen in der Lichtschranke stehen. Der stockende Verkehr behindert die Weiterfahrt zusätzlich.
Der 56-jährige Marko Ritschel lässt sich auf seinem Weg zur Arbeit trotzdem nicht aus der Ruhe bringen: „Ich habe noch Zeit. Ich warte einfach und nehme den nächsten Bus, in dem Platz ist.“ Er kennt das Szenario. 2023 kam es ebenfalls zu Teilsperrungen auf den Linien U3 und U6. „Da lief das irgendwann ganz entspannt“, zeigt sich Ritschel optimistisch.

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„Werde mir morgen ein Fahrrad kaufen“: AZ-Leserin braucht fast eine Stunde zum Marienplatz
Eine AZ-Leserin, die anonym bleiben möchte, will sich lieber nicht auf eine Besserung verlassen: „Ich werde mir morgen ein Fahrrad kaufen.“ Sie hat heute 50 Minuten von Sendling zum Marienplatz gebraucht. Eine Strecke, für die sie sonst nur 15 Minuten einplanen muss. Der Verkehrsgesellschaft gibt sie da in erster Linie nicht die Schuld: „Die Straßen sind einfach überlastet.“
Während sich die MVG in der Tat um einen reibungslosen Ablauf bemüht. An den Hauptumsteigeplätzen stehen etliche Mitarbeiter bereit und weisen verwirrten Fahrgästen freundlich den Weg. Das schätzt auch die 54-jährige Susanne Veeser, die gerade am Sendlinger Tor auf den Ersatzverkehr wartet: „Ich wurde hier sehr gut hin gelotst, jetzt hoffe ich nur, dass der Bus dann auch pünktlich kommt.“

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Ab 10. März beginnt die zweite Phase der Bauarbeiten
Einige Münchner zeigen sich also zuversichtlich, dass sie bald schneller zur Arbeit kommen als noch am ersten Tag. Für viele bedeutet die Sperrung aber auch einen zusätzlichen Stress am Morgen. Um dem ein wenig entgegenzuwirken, verteilen MVG-Mitarbeiter am Montag Brezen im Zwischengeschoss der U-Bahn. Noch drei Wochen soll der Ersatzverkehr auf diesem Abschnitt dauern.

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Laut MVG verlief der erste Tag ohne größere Probleme. Viele Fahrgäste hätten sich gut vorbereitet. Unregelmäßigkeiten durch Falschparker konnten schnell behoben werden und die Busse hätten sich gut verteilt. Ab dem 10. März geht es direkt weiter in die zweite Bauphase. Die U3 fährt dann zwar wieder ohne Einschränkungen, bei der U6 kann zwischen Harras und Klinikum Großhadern aber keine U-Bahn fahren. Auch hier müssen die Fahrgäste auf Ersatzbusse ausweichen.
Die AZ erreichten nach dem Start am Montag Beschwerden von AZ-Lesern. Ihr Arbeitsweg hätte deutlich länger gedauert.
Fahrgastverband Pro Bahn: „Schienenersatzverkehr gegenüber Autoverkehr priorisieren“
Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn kann solche Klagen nachvollziehen: „Die Kapazität und die Pünktlichkeit waren schon einmal besser.“ Er findet, man müsse in solchen Situationen im Straßenverkehr ansetzen: „Busse sind so ein wichtiges Verkehrsmittel. Da muss man den Schienenersatzverkehr gegenüber dem Autoverkehr priorisieren.“