Stil

Julia Roberts und Amanda Seyfried tragen das gleiche Outfit in Venedig | ABC-Z

Der Trend zur Nachhaltigkeit ist längst auch auf roten Teppichen angekommen, wo Stars wie Cate Blanchett ihren Luxuskleidern bei unterschiedlichen Events mehrere Auftritte gönnen. In Venedig trieben zwei Schauspielerinnen die Idee nun noch weiter. Als Julia Roberts am Wochenende zur Pressekonferenz ihres neuen Films „After the Hunt“ auf dem Lido erschien, wählte sie ein Outfit, in dem sich auch ihre Filmfigur wohlgefühlt hätte – in Luca Guadagninos neuem Werk spielt sie eine Yale-Professorin, die in einen MeToo-Skandal verwickelt wird.

Der Hollywoodstar trug also einen lässig gekrempelten, dunkelblauen Blazer zum gestreiften Hemd in Braun- und Gelbtönen, dazu eine gerade geschnittene, navyfarbene Jeans – alles von Versaces neuem Kreativdirektor Dario Vitale erdacht. Auf Instagram zeigte sich Amanda Seyfried, die am Montag für die Premiere des religiösen Musicals „The Testament of Ann Lee“ nach Venedig reiste, begeistert von dem Look: „Bitte lass mich das gleiche Outfit tragen“, kommentierte sie unter einem Post von Roberts’ Stylistin. Wenig später hatten die Stilberater der beiden Stars diesen Wunsch erfüllt. Zwei Auftritte, ein Outfit. Einziger Unterschied: Seyfried ließ auf dem Weg zu ihrer Pressekonferenz einen Knopf mehr am Hemdkragen offen.

„Ich bin am Anfang immer planlos“

Dem achtjährigen Marc Jacobs hätte der Style sicherlich gefallen. „Ich liebte den Back-to-School-Look meiner Babysitterin“, gesteht der Designer seiner langjährigen Freundin Sofia Coppola in deren neuem Dokumentarfilm „Marc by Sofia“, der am Dienstag am Lido Premiere feierte. Die amerikanische Regisseurin Coppola begleitete Jacobs dafür in den sechs Wochen bis zu einer Fashion Show mit der Kamera. Der Blick hinter die Kulissen gilt vor allem dem kreativen Prozess ihres Freundes.

„Es sollte ihn aber niemals bloßstellen“: Regisseurin Sofia Coppola hat einen Dokumentarfilm über ihren guten Freund und Modemacher Marc Jacobs gedreht.Reuters

Jacobs verfolgt eine klare Vision, von der Stoffauswahl bis zur Schnittgestaltung, selbst den Nagellack für die Models sucht er selbst aus. Der Designer, der sich an einer Stelle des Films als schüchtern bezeichnet, führt Coppola freimütig durchs Atelier, spricht über die eigenen Schwächen. „Wenn ich mir andere Designer anschaue, denke ich immer, dass sie vom ersten Moment an alles unter Kontrolle haben und bei ihren Shows kontinuierlich auf einen Gedanken hinarbeiten. Ich aber bin am Anfang immer planlos, wo die Reise hingehen soll“, sagt er.

Coppola ordnet diese Selbstzweifel mit geschickter Filmmontage ein. Sie zeigt nach diesem Geständnis ein Interview mit Yves Saint Laurent, in dem der sich über die gleichen Probleme beklagt. Auch Designer sind Künstler, die mit ihren Musen ringen. Denen spürt Coppola mit viel Aufwand nach: Wir sehen Filmausschnitte mit Liza Minnelli, Elizabeth Taylor, Barbra Streisand – sie alle haben Looks in Jacobs’ Kollektionen inspiriert. „Persönlichkeiten mit Theatralik und einer Liebe für Camp-Ästhetik“, sagt der Designer.

„Als trüge ich eine Discokugel“

Im New York der frühen Neunzigerjahre trifft Jacobs mit diesem Ansatz den Nerv der Zeit. Die legendäre Rockband Sonic Youth bittet ihn um Klamotten für ein Musikvideo. Chloë Sevigny und Courtney Love tragen Jacobs’ Entwürfe. Kim Gordon erinnert sich vor Coppolas Kamera an ein Kleid, das sie auf der Bühne liebte: „Es war mit übergroßen Pailletten besetzt, ich kam mir vor, als trüge ich eine Discokugel.“

Diesen Geist, zwischen Grunge und Camp, spürt man noch bei der Pressekonferenz in Venedig, als Jacobs das Mikrofon mit langen dunkel lackierten Nägeln umschließt, auf denen Steinchen glitzern. Da erzählt er, welchen Einfluss seine Großmutter auf seinen Modegeschmack hatte: „Sie gehörte der Generation an, die ihre Sachen pflegte. Sie besaß wenig, aber von hoher Qualität. Sie lehrte mich, Respekt vor schönen Dingen zu haben.“

Die Intimität der mehr als dreißigjährigen Freundschaft mit Coppola merkt man im Film deren sanften Fragen nach Jacobs Elternhaus an. Der Vater arbeitete als Schauspielagent in einer New Yorker Agentur und nahm den Sohn manchmal ins Büro mit: „Ich liebte diese Besuche, alle waren so chic.“ Als Jacobs sechs Jahre alt ist, stirbt der Vater. Die Mutter sieht sich nicht in der Lage, den Sohn allein aufzuziehen – Jacobs deutet eine psychische Erkrankung an.

Das Kind zieht zur Großmutter nach Manhattans Upper West Side. Weiter geht die Nachforschung der Freundin ins Privatleben aber nicht. Die Drogen- und Alkoholexzesse, mit denen Jacobs einst Schlagzeilen machte, spricht sie nicht an. „Ich wollte ein persönliches Porträt schaffen“, erklärt die Regisseurin am Lido. „Es sollte ihn aber niemals bloßstellen.“

Back to top button