Jüdische Gemeinde Frankfurt erinnert an Auschwitz-Befreiung | ABC-Z
„Auschwitz ist und bleibt ungeheuerlich“, sagt die Publizistin Carolin Emcke am Sonntagmorgen im jüdischen Gemeindezentrum in Frankfurt. An die Verbrechen könne man sich nicht gewöhnen, auch wenn es längst „eingeübte Riten und Traditionen“ gebe, die das Gedenken bestimmen. „Nichts ist normal an Auschwitz“, sagte die Autorin – und darum bleibe die Aufgabe, das Verbrechen zu erforschen und zu durchdringen, weiterhin so wichtig, darum gelte es darauf zu achten, „dass Auschwitz nicht zur bloßen Chiffre verkommt“.
Mit Emckes Rede hat am Sonntag ein „Tag des Gedenkens“ begonnen, mit dem an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945, also vor 80 Jahren, erinnert wurde. In Reden und Diskussionen wurde über die Erinnerungskultur reflektiert, über jüdisches Leben in der Gegenwart gesprochen – und über die Frage, was vonseiten der Politik aus geschehen müsse, um den Antisemitismus besser zu bekämpfen.
Auf der Bühne standen Autoren wie Michel Friedman und Marina Weisband, Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und viele andere. Rund 700 Gemeindemitglieder und weitere Besucher waren gekommen. Benjamin Graumann, einer der beiden Vorsitzenden der Frankfurter Gemeinde, erinnerte in seiner Rede an seinen Großvater, der den Holocaust überlebt hatte, dem von den Nationalsozialisten die Häftlingsnummer A3829 auf den Arm tätowiert worden war. „Menschen wurden zu Nummern gemacht“, sagte Graumann. Die Nummer seines Großvaters habe sich „in meinem Kopf und in meinem Herz eingebrannt“.
Seiner Generation falle die Aufgabe zu, zu garantieren, dass die Erinnerung nicht verblasst. Dazu gehöre auch, sich gegen die Gleichgültigkeit zu wehren, mit der heute der Aufstieg der AfD hingenommen werde: „Diese Partei ist keine Alternative für Deutschland, sondern ein Albtraum für Deutschland“, sagte Graumann.
„Unser Blick auf Auschwitz darf sich in seinem Kern nicht verändern“, mahnte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besuchte den „Tag des Gedenkens“. Er zeigte sich entsetzt, dass Antisemitismus und Rechtsextremismus „eine erschreckende und alarmierende Normalisierung“ erführen. „Unrecht nicht zu dulden, nie mehr wegzuschauen, Nein zu sagen, das muss uns auch heute Richtschnur sein“, sagte Scholz.