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Nina Warken: eine Merz-Vertraute an der Spitze der Frauen Union – Politik | ABC-Z

Nina Warken wirkt dann doch etwas erleichtert, als das Ergebnis in der Reutlinger Stadthalle bekanntgegeben wird:  Mit 151 zu 91 Stimmen entscheidet die neue Bundesgesundheitsministerin das Duell um den Vorsitz der Frauen Union gegen Ina Scharrenbach, Nordrhein-Westfalens Heimatministerin, klar für sich.

Über Nina Warken heißt es, dass sie nur in Duelle gehe, die sie auch gewinne. Aber mit einer Kampfkandidatur haben sie bei der Frauen Union keine große Erfahrung, zuletzt gab es 1971 mehr als eine Bewerberin um den Vorsitz, lange her. Nun also: Nina Warken gegen Ina Scharrenbach, Bundesministerin gegen Landesministerin, eine Vertreterin des zweitstärksten CDU-Landesverbands gegen eine Vertreterin des größten Landesverbands. Nur einer konnte aus der Ferne den Ausgang des Wahlgangs mit großer Gelassenheit verfolgen: der CDU-Bundesvorsitzende und Kanzler Friedrich Merz. Denn beide Kandidatinnen stehen ihm politisch nahe. Warken ist in seinem Kabinett, eine Berufung von Scharrenbach hätte sich Merz ebenfalls gut vorstellen können.

Erst seit wenigen Wochen ist die 46 Jahre alte Warken Bundesgesundheitsministerin, die Juristin galt als Überraschung in dem Amt. Nun ist die Politikerin zudem Vorsitzende der Frauen Union, die mit 95 000 Mitgliedern innerhalb der CDU durchaus Gewicht hat. Die baden-württembergische Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Odenwald-Tauber hat damit binnen kurzer Zeit enorm an Einfluss gewonnen.

Der Merkel-Getreuen folgt eine ausgesprochene Merzianerin

Für die Frauen Union selbst ist der Wechsel an der Spitze ein Einschnitt. Die vergangenen zehn Jahre stand Annette Widmann-Mauz der Vereinigung vor. Die Tübinger Bundestagsabgeordnete war in der Amtszeit von Kanzlerin Angela Merkel erst Staatssekretärin im Gesundheitsministerium und dann Staatsministerin für Integration im Kanzleramt. Merkel konnte sich während ihrer Regierungszeit immer auf die Loyalität und die Unterstützung der Frauen Union verlassen.

So löst nun zwar vordergründig eine Baden-Württembergerin eine andere Baden-Württembergerin ab, und eine (Gesundheits-)Ministerin eine (Staats-)Ministerin. Tatsächlich aber erfindet sich die Frauen Union ein Stück weit neu. Denn der Merkel-Getreuen Widmann-Mauz folgt mit Warken nun eine ausgesprochene Merzianerin nach. Die neue FU-Vorsitzende war bis zur Berufung ins Kabinett Merz auch Generalsekretärin der CDU Baden-Württemberg. Das ist jener Landesverband, der sich besonders früh und besonders stark für Merz ausgesprochen hat, erst im Ringen um den Parteivorsitz, dann in der Frage der Kanzlerkandidatur. Und während Widmann-Mauz mit ihrer Merkel-Nähe innerhalb der Südwest-CDU als eher randständig wahrgenommen wurde, repräsentiert Warken die Hauptströmung des Landesverbandes: sehr konservativ und sehr von Merz überzeugt.

Dass dem Kanzler der Wechsel an der Spitze der Frauen Union gelegen kommt, ist daher keine sonderlich kühne Schlussfolgerung. Das heißt nicht, dass die Frauen Union nun zum Fanclub jener Männerrunde mutiert, mit der sich Merz gerne umgibt. Warken betont in ihrer Bewerbungsrede sehr klar ihr Rollenverständnis, die Eigenständigkeit der Frauen Union: „Wir sind keine Außenstelle des Bundeskanzleramts, wir agieren auf Augenhöhe.“ Aber Kritik an Merz? Nicht ihr Ding.

Warken: Keine Postings von Bildern rein männlich besetzter Gremien mehr

Für den Sauerländer ist die Personalie daher äußerst erfreulich. Merz eilte ja bisher nur bedingt der Ruf voraus, Frauenförderung und Parität als Topprioritäten anzusehen. Als er im Herbst 2024 in einem Interview nach einer möglichen Geschlechterparität in einem Kabinett Merz befragt wurde, sprach er sich gegen eine solche Vorgabe aus. Er tat dies mit Verweis auf die gescheiterte SPD-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht – und mit einem fatalen Nachsatz: „Wir tun damit den Frauen auch keinen Gefallen.“

Und zum Auftakt der Sondierungsgespräche mit der SPD präsentierte sich die Union mit einem Frühstücksfoto ihres Kernteams: sechs Männer, keine Frau. „Bereit für einen Politikwechsel“, schrieb CSU-Chef Markus Söder darunter.

Immerhin, das Kabinett Merz hat nun mehr Frauen als fast alle Bundesregierungen zuvor, die CDU selbst stellt neben vier Ministern auch drei Ministerinnen, fast schon Parität. Aber in der neuen CDU/CSU-Bundestagsfraktion liegt der Frauenanteil bei gerade einmal 23 Prozent. Das müsse sich ändern, sagt Nina Warken.  Postings von Bildern rein männlich besetzter Gremien dürfe es nicht mehr geben. „Das werde ich sehr deutlich adressieren.“

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