Joe Laschet und Gloria-Sophie Burkandt bei Deutschlands dümmester Promi | ABC-Z

Zeitweise sah es in der neuen ProSieben-Show „Deutschlands dümmster Promi“ so aus, als würde Joe Laschet, der als „Fast-Kanzlerkind“ vorgestellt wurde, als erster ausscheiden, weil er – in Konkurrenz zu Leuten wie Ex-Bayern-Profi Mario Basler oder Stimmungssänger Calvin Kleinen („Bauch, Beine, Bier“) – zu intelligent für das Format erschien. Es gelang ihm als einzigem, eine Logikaufgabe mit einer Kerze und einer Streichholzschachtel zu lösen, außerdem konnte er, der „Mode-Influencer für klassische Herrenmode“, das Wort „Friseursalon“ richtig buchstabieren.
Im Übermut verlangte er gar nach schwierigeren Aufgaben. Doch dann zeigte er ausgerechnet bei Fragen wie „Bundeskanzlerin Angela Merkel war länger im Amt als Helmut Kohl – richtig oder falsch?“ seine Fehlbarkeit (da werde er sich wahrscheinlich „was zuhause anhören müssen“), die er dann später in der Ausscheidungsrunde vollends ausagierte, indem er einer Kuh zwei Mägen attestierte und dem Februar im Schaltjahr 28 Tage.
Man sagt ja, Traumata würden in Familien über Generationen vererbt. Auch gibt es Hinweise, dass Eigenschaften, die bei den Eltern nur angelegt sind, bei ihren Kindern so richtig zur Entfaltung gelangen. Insoweit war ProSieben ein Coup gelungen, weil neben Laschet auch eine Nachfahrin des Mannes, der einst ein bisschen mitgeholfen hatte, Joe Laschet zum Fast-Kanzlerkind zu machen, im Kandidatenfeld war: Gloria-Sophie Burkandt, voreheliche Tochter von Markus Söder, die nach eigener Aussage derzeit in New York lebt, Model ist, ihre Doktorarbeit macht und Bücher schreibt. Ihren Ehrgeiz untermauerte sie mit der Aussage: „Mein Vater ist Markus Söder, dementsprechend ist der Anspruch auch sehr hoch an mich.“ Laschet sagte, sich davon scheinbar abgrenzend: „Mein Vater ist Armin Laschet, aber ich gehe da meinen ganz eigenen Weg.“
„Mein Vater wusste nichts davon“
Beide Politikersprösslinge hatten im Vorfeld auch unterschiedliche Kommunikationsstrategien erkennen lassen. Während Laschet der Deutschen Presseagentur verriet, er habe seinen Vater über seine Teilnahme an der Sendung informiert, ließ Burkandt wissen: „Mein Vater wusste nichts davon.“ Er habe so viel um die Ohren und trage eine große Verantwortung. „Da finde ich, sollte man respektieren, dass politische Angelegenheiten wichtiger sind als eine Fernsehsendung.“
Alles schien damit angerichtet, dass die zwei aufeinander losgehen konnten wie Jay Khan und Sarah Knappik im legendären Dschungelcamp von 2011 oder eben Laschet und Söder 2021 im Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union. Aber Burkandt und Laschet verweigerten sich der Logik des Reality TV, die von der Logik der Politik ja mittlerweile nur noch mit der Lupe zu unterscheiden ist. Kein Sticheln, kein Schmutzeln, kein Lachen an der falschen Stelle. Vor allem Burkandt zeigte sich sehr empathisch und wertschätzend: „Ich glaube, der Joe hat einen großen Anspruch an sich selber. Aber das ist halt das, wenn du nervös bist, hast du teilweise eine Blockade.“ Bei einem Team-Spiel war sie es, die den Team-Gedanken hervorhob, ganz wie es einst der Vater in der F.A.Z. gefordert hatte: „Wir müssen wegkommen vom Ego first.“
„Wenn er lächelt, dann kommt das von Herzen“
Als Burkandt den Namen des gegenwärtigen Papstes nicht parat hatte oder bei der Frage „Wie viele Deziliter sind ein Liter?“ passen musste, relativierte sie – ein Wink an Laschet? – sogar die geistigen Kapazitäten des eigenen Vaters: „Ich weiß nicht, ob der so viel mehr weiß.“ Insgesamt ließ sie aber mehrfach erkennen, dass stimmte, was sie vorab der DPA über sich und den bayerischen Ministerpräsidenten verraten hatte: „Wenn er lächelt, dann kommt das von Herzen, genau wie bei mir. Wir lachen nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen.“
Mag sein, dass das nur der Prolog war. Die Macher von ProSieben werden schon dafür gesorgt haben, dass die Kinder, von denen am Ende die Söder-Tochter leicht besser abschnitt als der Laschet-Sohn, aneinandergeraten, womöglich in den nächsten Sendungen zu Ende bringen, was die Väter begonnen haben. Eine zusammengeschnittene Vorschau wies in diese Richtung: Da ist zu sehen, wie Burkandt Helmut Kohl nicht erkennt („Jetzt habe ich gerade den Namen vergessen… Er ist ein SPDler“), was der problematischen Geschichte zwischen den Schwesterparteien ein weiteres schwieriges Kapitel hinzufügen könnte.
Ausgeschieden ist nur Marc Bator, der Nachrichtenmoderator, der damit zwar nicht mehr Gefahr läuft, „Deutschlands dümmster Promi“ zu werden, aber halt auch keine Bildschirmzeit mehr hat. Ist das klug oder ist das nicht eigentlich dumm? Heute ist das alles nicht mehr so klar. Vieles ist „ein bisschen falsch, aber auch ein bisschen richtig“ (M. Basler), auch was die Konzepte Intelligenz, Bildung, Didaktik betrifft.
Calvin Kleinen wies darauf hin, dass die Autokorrektur auf dem Handy segensreich für die orthographischen Kenntnisse seiner Generation sei. Und Alessia Herren („Mich kennt man als Tochter von Willi Herren, darauf bin ich sehr, sehr stolz“) sagte: „Für mich heißt das nicht, wenn du eine Frage nicht richtig beantworten kannst, dass du dumm bist.“ Im Gegenteil, es kann geradezu der Beweis dafür sein, dass du sehr schlau bist. Söders Tochter zum Beispiel hat, wie sie 2023 bekannte, den „IQ fast von Einstein“.