Jetzt schaltet eine gefährliche Sekte Werbung auf X | ABC-Z
Berlin. Nach Elon Musks Twitter-Übernahme brachen die Werbeeinnahmen ein. X verschreckt viele Unternehmen, jetzt müssen neue Partner her.
Elon Musks X entwickelt sich zunehmend zu einer Plattform für Bots, Verschwörungsmythen und Rechtsextremismus. Viele Unternehmen wollen in diesem Umfeld keine Werbung schalten, ein Problem für Musk. Doch nun hat das Unternehmen offenbar ein paar neue Werbepartner gefunden – unter anderem die Sekte Scientology.
2021 erreichten die Werbeeinahmen der Plattform, damals noch Twitter, ein Allzeithoch von 4,46 Milliarden Dollar. Noch im Jahr Musks Übernahme 2022 sanken die Einnahmen auf 4,14 Milliarden. Inzwischen haben sie sich mehr als halbiert auf zuletzt 1,9 Milliarden 2024.
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Die Gründe dafür sind für jeden sichtbar: Auf X werden Inhalte kaum mehr moderiert. Eine zivile Diskussion auf der Plattform zu führen, ist nahezu unmöglich geworden. Rassismus, Rechtsextremismus, selbst Holocaustleugnung darf stehenbleiben. In diesem Umfeld wollen viele Unternehmen schlicht keine Werbung mehr schalten.
Scientology wird in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet
Andere haben aber weniger Berührungsängste, etwa Scientology. In den vergangenen Wochen haben Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland Werbung der Sekte in ihre Timeline gespült bekommen. Scientology wird in Deutschland in mehreren Bundesländern bereits seit Jahrzehnten vom Verfassungsschutz beobachtet. „Die Scientology Organisation (SO) ist nicht nur eine Gefahr für Einzelne, sondern stellt das politische System der Bundesrepublik Deutschland in Frage“, schreibt etwa der bayerische Verfassungsschutz.
„Personen, die sich den SO-Verfahren unterziehen, verändern ihre Persönlichkeit erheblich“, heißt es dort weiter. Gefangen im Kurssystem der Organisation, würden sie ein suchtähnliches Verlangen nach weiteren Kursen mit Kosten für den Einzelnen bis zu mehreren hunderttausend Euro entwickeln, warnen die Verfassungsschützer.
Facebook, X und Threads: Nutzer bislang wenig begeistert
Ach was!?! Jetzt schaltet #Scientology auch schon Werbung auf X. Diese Plattform ist nur noch Müll! Das Ende kommt näher… #eXit #ByeByeElon pic.twitter.com/i38L88tVkz
— RechercheteamB (@BRechercheteam) December 29, 2024
Für Musks X ist die Organisation ein willkommener Werbepartner – Hauptsache es wird Geld in die klammen Kassen des Unternehmens gespült. Fraglich ist allerdings, ob die Strategie langfristig aufgeht. Nutzer zeigten sich zumindest weniger begeistert. „Einfach öffentliche Werbung für Scientology hier auf X. Schon zum zweiten Mal. What fresh hell soll das???!“, schreibt einer. „Ach was!?! Jetzt schaltet #Scientology auch schon Werbung auf X. Diese Plattform ist nur noch Müll! Das Ende kommt näher… #eXit #ByeByeElon“, ein anderer.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
Hinter den Kulissen der Politik – meinungsstark, exklusiv, relevant.
Zuletzt hatte auch Meta-Chef Mark Zuckerberg angekündigt, auf den Plattformen Facebook, Instagram und Threads in den USA auf die Zusammenarbeit mit Faktencheckern zu verzichten. Deren Arbeit soll, ähnlich wie bei Elon Musks Plattform X, durch die User selbst übernommen und künftig weniger auffällig ausgespielt werden. Auch hier könnten sich Werbepartner langfristig abwenden. lro