Recht behalten: Britscher Rechtsmarkt boomt | ABC-Z

Was hatten Schwarzseher nicht alles über einen Abstieg des Rechtsstandorts London durch den Brexit im Januar 2020 prophezeit. Mit der Entscheidung Großbritanniens würden zahlreiche Unternehmer und Börsenakteure ihre Aktivitäten in der City of London zurückfahren. Und Wirtschaftsanwälte müssten wiederum, wie für zyklische Bewegungen im Beratergeschäft üblich, ihrerseits mit Verlagerungen und Stellenstreichungen darauf reagieren.
Fünf Jahre später erweisen sich solche Szenarien als völlige Fehleinschätzungen. Der britische Rechtsmarkt hat kontinuierlich zugelegt, und die Nachfrage von Investoren aus dem Ausland sowie der Zuzug nichtbritischer Kanzleien ist weiterhin hoch. In der Summe liegt das Auslandsgeschäft aller Anwälte in England und Wales um 40 Prozent über dem Niveau von 2020, wie die Berufsorganisation Law Society meldet.
Faktor Kontinuität
Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein ganz wichtiger Faktor ist die Kontinuität: Das englische Recht bildet weiter die Grundlage vieler internationaler Finanzierungen. Banken, Versicherer und Fonds sind in London geblieben. Und überall auf der Welt wird weiter gestritten, wobei die „Troubleshooter“ häufig an englischen Gerichten oder Schiedsorganisationen sitzen.
An alledem wird sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Der Aufwand, bestehende Finanzierungen nach einem anderen Recht aufzusetzen, andere Institutionen zur Streitschlichtung aufzusuchen oder im laufenden Mandat die Anwälte zu wechseln, wäre unvorstellbar groß und würde vermutlich Chaos anrichten.
Eine Auswirkung hatte der Brexit dann allerdings doch: Irland verzeichnete für seinen vergleichsweise kleinen Anwaltsmarkt eine starke Nachfrage nach Neuzulassungen aus England und Wales. Und auch Makler für Gewerbeimmobilien in Dublin erlebten eine Sonderkonjunktur.





















