“Jenseits aller Zeit” von Sebastian Barry: Macht Rache glücklich? | ABC-Z
Es ist ein Skandal, dass Sebastian Barry, einer der renommiertesten irischen Schriftsteller, hierzulande weitgehend unbekannt ist. In seinem für den Man-Booker-Preis nominierten Roman Ein langer, langer Weg (2014) hat er über die Verheerungen des Ersten Weltkriegs geschrieben, Tage ohne Ende (2018) und Tausend Monde (2020) sind unorthodoxe, das Genre sprengende Western, sein vielfach prämierter Roman Ein verborgenes Leben (2009) wiederum zeigt den Schrecken des Irischen Bürgerkriegs im Jahr 1922.
Barrys Werke orientieren sich an gut eingeführten Genres der Unterhaltungsliteratur, nicht nur am Western, auch am Abenteuer- und Detektivroman, aber sie sind im besten Sinne des Wortes Produktenttäuschungen: Realität und Fiktion verschwimmen notorisch, unzuverlässige Erzähler bieten wenig Halt, James Joyce und Virginia Woolf sind als Referenzen unverkennbar.