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Jeder dritte KI-Agent steht vor dem Aus | ABC-Z

Der frühen Euphorie über die schier unbegrenzt anmutenden Möglichkeiten von Systemen der Künstlichen Intelligenz (KI) folgen die ersten Ernüchterungen. Wie das Analystenhaus Gartner jetzt prognostiziert hat, wird mehr als jedes dritte Projekt zur Entwicklung sogenannter KI-Agenten über die kommenden zwei Jahre eingestellt. Die Gründe: hohe Aufwendungen, halbherziges Vorgehen und nur schwer kalkulierbare Risiken.

KI-Agenten sind Programme, die Aufgaben für ihre Nutzer quasi eigenständig erledigen und Prozesse automatisch abspulen können. Sie treffen Entscheidungen, können sich rasch verändernde Ausgangslagen erkennen und das in ihre Verfahren zur jeweiligen Problemlösung einbeziehen. Anders als Chatbots müssen sie nicht durch stetig neue Befehle am Laufen gehalten werden, vielmehr scheinen sie eigenständig zu arbeiten. Daher werden KI-Agenten auch gern als digitaler Mitarbeiter bezeichnet.

Kosten und Komplexität unterschätzt

Die meisten Entwicklungen seien allerdings noch in einer frühen Phase, sagt Gartner-Analyst Anushree Verma. Sie sind oft noch Experimente oder lediglich Machbarkeitsstudien, die seitens ihrer Macher mit dem jüngsten KI-Hype ins Leben gerufen worden waren. Viele Nutzer wüssten aber nicht, was sie von einer KI wollen, wie sie diese auf breiter Basis nutzen und im Geschäftsalltag effizient einsetzen könnten. Darüber hinaus würden Unternehmen oft die Kosten und die Komplexität der Einführung einer KI in ihre Prozesse unterschätzen.

So werden nach Einschätzung von Gartner es viele Projekte nicht über erste Entwicklungsschritte hinaus, geschweige denn bis in den produktiven Betrieb schaffen. Es sei wichtig, klug zu entscheiden, wo und wie die neue Technologie zu verwenden sei, sagt Verma. Auch betrieben viele Anbieter sogenanntes Agent-Washing. Dabei würden Techniken wie die der Chatbots oder der robotergestützten Prozessautomatisierung als KI-Agenten verkauft, obwohl sie gar keine seien. Ob oder wann sich die Investitionen in die Entwicklung eigener KI-Agenten auszahlten, stehe bestenfalls in den Sternen, meint Verma.

In einer Umfrage unter dreieinhalbtausend Nutzern hatte Gartner zutage gefördert, dass derzeit allenfalls 20 Prozent entschlossen in die Entwicklung von KI-Agenten investierten. Fast ein Drittel der Befragten warteten noch ab, 40 Prozent investierten allenfalls sehr vorsichtig. Dennoch nennt Gartner die agentische KI einen technischen Sprung nach vorn.

Arbeitsplätze auf der Kippe

Richtig entwickelt und angewandt seien KI-Agenten leistungsfähiger als klassische virtuelle Assistenten und herkömmliche skriptbasierte Automatisierungs-Bots. Sie eröffneten in In­dus­trie und Servicewirtschaft neue Anwendungsfelder und Marktchancen, ließen sich mit ihnen doch Ressourcen effizienter nutzen und knifflige Aufgaben schneller lösen. Komplexe Prozesse, die bislang den Hirnschmalz von Fachkräften brauchten, könnten maschinell automatisiert werden. Allein bei den hundert größten Banken der Welt könnten nach einer Schätzung von Bloomberg Intelligence durch den verstärkten Einsatz von KI-Agenten binnen kürzester Zeit 200.000 Stellen wegfallen.

Der Internethändler Amzon hat in einem Brief an seine Belegschaft gerade erst angekündigt, dass der Einsatz von KI im Konzern zahlreiche Bürojobs kosten wird. Meta streicht 3600 Arbeitsplätze und wird einige dieser Jobs künftig von KI-Agenten erledigen lassen. Der Techriese IBM baut aufgrund des Vormarsches der Künstlichen Intelligenz bis zu 8000 Arbeitsplätze vor allem in seinen Personalabteilungen ab. Auch Microsoft sieht nach den jüngsten Streichungsplänen im eigenen Haus weitere Tausende Jobs auf der Kippe. Der Softwarekonzern lässt eigenen Angaben zufolge bereits 30 Prozent seiner Programmierungen durch KI schreiben.

So rechnet Gartner damit, dass bis 2028 mindestens 15 Prozent der täglichen Geschäftsentscheidungen durch KI-Agenten getroffen werden; im vergangenen Jahr habe die Quote null Prozent betragen. In drei Jahren verfüge darüber hinaus ein Drittel aller Anwendungen einer Unternehmenssoftware über agentische KI. Derzeit liege der Anteil bei einem Prozent.

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