Gesundheit

Jede zweite Schwangerschaft ist unbeabsichtigt |ABC-Z

Weltweit haben 200 Millionen Frauen keinen oder keinen ausreichenden Zugang zu Verhütungsmitteln. In der Folge sei auch in diesem Jahr jede zweite Schwangerschaft nicht beabsichtigt, wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Nur 77 Prozent der Frauen haben die Möglichkeit, mit modernen Mitteln wie der Pille oder einer Hormonspirale zu verhüten, heißt es mit Verweis auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation.

Besonders kritisch sei die Situation in Afrika: Südlich der Sahara können demnach nur 58 Prozent der Frauen ihren Bedarf an Verhütungsmitteln decken. Jedes zehnte Mädchen wird noch vor ihrem 18. Lebensjahr zum ersten Mal Mutter. Das schränke nicht nur ihre Zukunftsperspektiven erheblich ein, sagte DSW-Geschäftsführer Jan Kreutzberg, sondern berge auch gesundheitliche Risiken: „Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt sind weltweit die häufigste Todesursache bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren.“

Laut der DSW gibt es mehrere Gründe, warum Frauen nicht verhüten wollen oder können. Zum einen seien gerade in ländlichen Gebieten Verhütungsmittel oft schlicht nicht verfügbar. Häufig scheitere es auch am Geld: Für viele Menschen sind Verhütungsmittel nicht bezahlbar. Dazu kommen laut dem Bericht religiöse und kulturelle Bedenken sowie verbreitete Mythen, dass beispielsweise hormonelle Verhütungsmittel auf Dauer unfruchtbar machten. Es mangele zudem an gesundheitlicher Vor- und Nachsorge.

Es braucht auch Angebote für Männer

Allerdings seien nicht nur Angebote für Frauen, sondern auch für Männer nötig, so DSW-Direktor Kreutzberg. Die bislang verfügbaren Methoden reichten nicht aus. Er fordert mehr Forschung zu innovativen Mitteln: „Um die Nebenwirkungen für diese Zielgruppe zu minimieren, sollte die Forschung den Schwerpunkt auf hormonfreie oder zumindest minimaldosierte östrogenhaltige Verhütung setzen.“ Außerdem brauche es Mittel, die nicht von einer durchgängigen Kühlkette oder regelmäßigen Einnahme abhängig seien, sowie eine Alternative zum Kondom, die nicht nur vor Schwangerschaften, sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt.

Gefragt sei auch die Bundesregierung: „Die seit diesem Jahr vom Bund bereitgestellten Gelder für die Forschung zu Verhütungsmitteln für alle Geschlechter sind ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, sagte Kreutzberg. Die für das kommende Jahr vom Forschungsministerium eingeplante Summe von 6,35 Millionen Euro sei allerdings zu niedrig. Die Forschung dürfe sich außerdem nicht nur an den Bedürfnissen in westlichen Ländern orientieren, sondern auch an den Anforderungen des globalen Südens.

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