Jazz für alle in der Stadthalle Germering – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Es ist ihm fast ein wenig peinlich, dass er als Kurator der Konzertreihe „Jazz it!“ in der Germeringer Stadthalle auch beim Programm 2026 wieder selbst auf der Bühne stehen wird. Diesmal mit der Band der brasilianischen Jazz-Sängerin Viviane de Farias. Aber vielleicht liegt gerade darin das Erfolgsrezept von Sven Faller. Der 57-Jährige stellt eben nicht nur das Programm zusammen.
„Auf der Bühne spüre ich, was im Saal abläuft, wie das Publikum tickt“, sagt der Bassist. Das unmittelbare Dabeisein sei ihm wichtig, schließlich wolle er den Jazz aus der elitären Ecke herausholen. Zu verkopft, zu selbstverliebt, zu kompliziert, lauteten die Vorurteile. Dieses Image will er aufbrechen: „Ich habe kein abgehobenes Kunstverständnis. Im Gegenteil: Ich habe den Anspruch, dass Jazz alle erreicht.“
Die Besucher im Amadeussaal sollen „Jazz, der groovt“ hören. Musik, die nicht nur Spezialisten gefällt, sondern das Potenzial hat, „alle abzuholen“. Da könnten Jazzfreunde dann auch getrost ihre Freunde mitbringen, die um Jazz sonst einen Bogen machen würden, versichert Faller.
Den Weg hat ihm vor drei Jahren sein Vorgänger geebnet. Der bekannte Jazz-Journalist Hans-Jürgen Schaal hat die Konzertreihe 2007 gegründet. Anfangs war man unsicher, ob Germering überhaupt offen für die Musikart sei. Doch „Jazz it!“ entwickelte sich zum Erfolgsmodell. Schaal setzte bei der Auswahl der Bands und Musikerinnen von Anfang an auf Publikumstauglichkeit. Dank seiner Kontakte konnte er Jazz-Größen aus aller Welt in die Stadthalle holen und auch lokalen Newcomern eine Bühne bieten.
Einer der Musiker, die im ersten Jahr im Amadeussaal auftraten, war Sven Faller. Damals konnte er nicht ahnen, dass er viele Jahre später selbst das Programm verantworten und Schaals Tradition weiterführen würde.
Für die Germeringer Jazz-Reihe ist Faller ein Glücksfall. Er ist ein gefragter Bassist, der in unterschiedlichen Formationen spielt und über ein riesiges Netzwerk verfügt. So holt er 2026 etwa das Martin Auer Quintett mit dem Saxofonisten Florian Trübsbach nach Germering. Sie spielen zu Ehren des 100. Geburtstags von Jazz-Legende Miles Davis. Faller hat außerdem eine Zusage von Keyboarder Simon Oslender, einem derzeit heiß begehrten Shooting-Star der jungen europäischen Jazzszene.
„Die Sprache des Jazz ist so stark ist, dass sie alle packt.“
Die fünf Konzerte des kommenden Jahres sieht Faller als „Gesamtpaket“. Ein Großteil der Karten wird im Abonnement verkauft, damit die Leute erleben, wie vielfältig Jazz sein kann: von einem wie Billy Petry, den Faller als „Nachfolger von Chet Baker“ bezeichnet und der „Jazz im Stil der 50er-Jahre spielt“, bis zu Izabella Effenberg, einer Virtuosin an der Glasharfe und am Vibrafon. „Eine Mischung aus Fee und Amazone“, schwärmt Faller und verrät, dass sie obendrein ehemalige Karatemeisterin ist. Izabella Effenberg gehört dem Netzwerk „Sisters in Jazz“ an, in dem sich Frauen gegenseitig unterstützen. Mit in ihrer Band sind Esther Kaiser und Klaudia Wachtarczyk.
Kenner wie Schaal und Stadthallenleiterin Kathrin Jacobs nicken bei der Programmvorstellung immer wieder anerkennend. Doch auch Jazz-Neulinge im Publikum werden begeistert sein, da ist Faller sicher: „Nicht nur, weil die Musiker lässig und super gut drauf sind, sondern weil die Sprache des Jazz so stark ist, dass sie alle packt.“ Und aus noch einem Grund möchte er die Leute von ihren Bildschirmen weg und ins „real life“ holen: „Rausgehen, zuhören, gemeinsam etwas erleben, das öffnet den Geist und ist wichtig für die Demokratie“.
Der Vorverkauf hat begonnen. Weitere Informationen und Programm auf www.stadthalle-germering.de.