Jared Kushner, Donald Trumps Schwiegersohn und Joker | ABC-Z

Donald Trump war noch nicht zum Präsidenten gewählt, da legte sein Schwiegersohn Jared Kushner sich schon fest: Nein, er werde in einer zweiten Trump-Regierung keinen offiziellen Posten übernehmen. Er habe „sehr deutlich“ gemacht, dass er sich auf sein Investmentunternehmen konzentrieren wolle.
Das war im Februar vergangenen Jahres. Doch das heißt nicht, dass der frühere Berater Trumps sich aus der Politik heraushält. Kushner war in diesem Oktober maßgeblich an den Verhandlungen zum Friedensabkommen zwischen Gaza und Israel beteiligt. Nun sitzt er auch bei den Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine mit am Tisch.
Für seine Rolle in den Verhandlungen im Nahen Osten bekam Kushner, der mit Trumps Tochter Ivanka verheiratet ist, in Washington jüngst Lob aus beiden politischen Lagern. Doch Kritiker weisen schon seit Jahren auf einen möglichen Interessenkonflikt hin, wenn Kushner für die Vereinigten Staaten in Regionen verhandelt, in denen er beträchtliche Geschäftsinteressen hat.
Eine Firma namens „Affinity Partners“
Der 44 Jahre alte Mann hat ein tiefgehendes Verständnis für die Lage im Nahen Osten. Als Präsidentenberater knüpfte er zwischen 2017 und 2021 viele diplomatische Kontakte. Der größte Erfolg waren die von ihm ausgehandelten Abraham-Abkommen, welche die Beziehung mehrerer arabischer Staaten mit Israel normalisierten. Doch Kushners Interesse an der Region blieb auch nach dem Ausscheiden aus dem Weißen Haus groß.
Sechs Monate nach dem Ende von Trumps Präsidentschaft gründete er die Investmentfirma „Affinity Partners“, die fast ausschließlich von Golfstaaten finanziert wird. Sie zog gleich zu Beginn Aufmerksamkeit auf sich: In einem außergewöhnlichen Schritt investierte der von Muhammad Bin Salman, dem De-facto-Herrscher Saudi-Arabiens, kontrollierte saudische Staatsfonds PIF zwei Milliarden Dollar in das neue Unternehmen.
Das geschah entgegen Warnungen von Beratern, die die ersten Schritte von „Affinity Partners“ in einer Prüfung als „in jeder Hinsicht unbefriedigend“ bezeichnet hatten. Die „New York Times“ veröffentlichte 2022 interne Dokumente, wonach Bin Salman die Bedenken wegwischte und auf eine „strategische Beziehung“ zu Kushner hinwies.
Eine Untersuchung verläuft im Sande
Der hatte den Kronprinzen, der den Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul in Auftrag gegeben haben soll, im Weißen Haus immer verteidigt. Erst vor zwei Wochen wurde Muhammad Bin Salman von Trump wieder wärmstens in Washington empfangen. Eine von den Demokraten angestrengte Untersuchung, ob Kushners persönliche Interessen während Trumps erster Präsidentschaft die amerikanische Außenpolitik beeinflussten, verlief im Sande, nachdem die Republikaner die Mehrheit in der Kammer zurückgewonnen hatten.
Das Weiße Haus weist jede Behauptung, es gebe auch nur den Anschein einer unsauberen Trennung von Geschäftsinteressen und Außenpolitik durch Kushner, von sich. Im Oktober sagte Sprecherin Karoline Leavitt auf die Frage einer Journalistin, es sei „verabscheuungswürdig“, das überhaupt zu unterstellen. Es sei eine „sehr noble Sache“, dass Kushner dem Präsidenten seine Zeit und Energie zur Verfügung stelle, „um den Weltfrieden zu sichern“.
Kushner selbst verteidigte sein Vorgehen jüngst in einem Interview im Beisein des Sondergesandten und Immobilieninvestors Steve Witkoff. Was andere als Interessenkonflikt bezeichneten, „nennen Steve und ich vertrauensvolle Beziehungen, die wir auf der ganzen Welt haben“.
Die US-Außenpolitik wurde zeitweise von Miami aus gesteuert
Die beiden Milliardäre stehen laut amerikanischen Medien in engem Austausch. Kushner habe ihn überredet, den Posten als Sondergesandter anzunehmen, erzählte Witkoff im Frühjahr. Als die Hamas im Oktober Gespräche mit Israel über eine Freilassung der Geiseln begann, sprang Kushner in Miami ins Auto und fuhr zwanzig Minuten zu Witkoffs Villa, um dort mit ihm zu beratschlagen. Miami, nicht Washington, wurde vorübergehend zur Kommandozentrale für die Verhandlungen im Nahen Osten.
Trump hat großes Vertrauen in seinen Schwiegersohn. Wann immer man einen Deal abschließen wolle, „holen wir Jared dazu“, sagte er im Oktober in einer Rede vor dem israelischen Parlament. Die „Financial Times“ zitierte einen früheren amerikanischen Verteidigungsbeamten jüngst mit den Worten, es gebe in Washington keine strukturierte politische Abstimmung mehr. Stattdessen mache man Politik mit Persönlichkeiten.
In der nächsten Woche könnte Kushner laut dem Präsidenten zusammen mit Witkoff zu Wladimir Putin reisen. Es wäre das erste Mal, dass der Sondergesandte mit einem weiteren Verhandler in Moskau vorspricht.
Doch Kushners Verbindungen reichen auch nach Russland, genauer gesagt zu Putins Sondergesandtem für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den USA, Kirill Dmitrijew. Der bemühte sich schon während Trumps erster Präsidentschaft, über Geschäftsfreunde Trumps, die Verbindungen nach Washington wiederzubeleben. Etwa über Erik Prince, den früheren Geschäftsführer des Sicherheitsunternehmens Blackwater. Über Geschäfte in Riad kam es zum Kontakt mit Kushner, der mit Dmitrijew in der Pandemie die Lieferung von Beatmungsgeräten in die USA koordinierte, die am Ende jedoch nie genutzt wurden.
Im Februar dieses Jahres war es nach Angaben des unabhängigen russischen Mediums Medusa Kushner, der Dmitrijew und Witkoff miteinander bekannt machte. Acht Monate später dann sollen die drei Geschäftsmänner in Miami gemeinsam über dem ursprünglichen 28-Punkte-Plan für einen Frieden in der Ukraine gebrütet haben. Er enthielt beinahe alle russischen Maximalforderungen.





















