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Japser Philipsen nach Sieg bei Tour de France im Gelben Trikot | ABC-Z

Fünf Jahre lang mussten sie auf diesen Moment warten. Seit 2020 hatte es keinen Sprint mehr auf der ersten Etappe bei einer Tour de France gegeben. Die Aussicht auf das Gelbe Trikot ist für viele der Radprofis mit den dicken Oberschenkeln eine einmalige Chance. Und was es bedeutet, unter 184 gestarteten Fahrern der Schnellste zu sein und sich das Maillot Jaune, das berühmte Gelbe Trikot, überstreifen zu dürfen, war Jasper Philipsen anzusehen, als er am Samstag in Lille nach rund 185 Kilometern als Erster über den Zielstrich raste.

Mit zwei Radlängen Vorsprung vor dem zweitplatzierten Biniam Girmay hatte der 27-Jährige sogar noch Zeit, die Arme in die Höhe zu strecken. Etwas später nahm er die Hände immer wieder vor das Gesicht, rüttelte an seinem Fahrrad, als könne er selbst nicht glauben, was da gerade passiert war. Für Philipsen war es der insgesamt zehnte Etappensieg bei einer Frankreich-Rundfahrt. Die deutschen Sprinter Pascal Ackermann und Phil Bauhaus schafften es nicht in die Top Ten. Debütant Marius Mayrhofer wurde Neunter.

„Es war eine grandiose Teamleistung in einem harten, sehr nervösen Rennen. Das war schon ein Kampf, vorn dabei zu sein“, sagte Philipsen, dessen Team ihm den Sprint in Perfektion angefahren hatte. „Man träumt davon. Der zehnte Sieg ist einer, den ich nicht vergessen werde.“

Das Gelbe Trikot zu tragen, wenn auch nur für einen Tag, ist eine der größten Auszeichnungen in diesem Sport. Was diese Chance für die Sprinter nach sich ziehen würde, war allen Beteiligten deshalb schon vor der ersten Etappe klar: Es würde ein hektisches, vielleicht sogar chaotisches Rennen werden, was auch am Wind lag, der das Potential hatte, auf der überwiegend flachen Etappe einiges durcheinanderzuwirbeln – und es dann auch tat.

Rund 17 Kilometer vor dem Ziel teilte sich das Peloton. In die erste Hälfte hatten es mit Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard auch die großen Favoriten geschafft. Von Remco Evenepoel vom Team Soudal-Quickstep und dessen Sprinter Tim Merlier fehlte jedoch jede Spur in der Spitzengruppe.

Gleiches galt für das deutsche Team Red Bull-Bora-hansgrohe, das mit Primoz Roglic und der deutschen Hoffnung Florian Lipowitz am Start steht. Die Klassement-Fahrer beider Mannschaften landeten 39 Sekunden hinter Pogacar und Vingegaard im Ziel. Es war die erste kleine Niederlage bei dieser Tour.

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Von der Hektik, die das größte Radrennen der Welt an den ersten Tagen umgibt, war schon vor dem Beginn der ersten Etappe in Lille einiges zu spüren. Im Bereich rund um den Start gab es am Samstag früh kaum noch ein Durchkommen. Es wirkte, als wäre die ganze Stadt auf den Beinen, um den Auftakt dieses Großereignisses hautnah miterleben zu können. Der Norden Frankreichs hat große Radsport-Tradition. Und die Tour de France ist für viele hier mehr als ein Radrennen.

Der Unruhe im Feld entfliehen können die Fahrer nur durch den Sprung in die Ausreißergruppe. Deren Aussicht war am Samstag besonders verlockend, weil sie nicht nur mit einem stressfreieren, dafür aber anstrengenderen Rennen, sondern auch mit dem Bergtrikot reizte.

Als der offizielle Start der Etappe erfolgt war, machten sich fünf Fahrer auf und suchten die Flucht nach vorn. Mit dabei: der Deutsche Jonas Rutsch vom Team Intermarché-Wanty, der die anderen Fahrer an der ersten Bergwertung aber vorbeiziehen lassen musste. Kurz darauf war der Ausflug auch schon wieder vorbei. Mit der Aussicht auf das Gelbe Trikot preschte das Feld mit hohem Tempo nach vorn, kassierte die Ausreißer früh wieder ein.

Nach rund 57 Kilometern krachte es das erste Mal. Der Italiener Filippo Ganna und der Schweizer Stefan Bissegger, zwei erfahrene Zeitfahrspezialisten, lagen auf dem Asphalt. Beide stiegen im Anschluss wieder aufs Rad, mussten aber aufgeben. Auch Lipowitz, zuletzt Dritter hinter Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard beim Critérium du Dauphiné, hatte früh Pech. Der Vierundzwanzigjährige musste wegen eines platten Reifens das Rad wechseln und im Anschluss ohne Unterstützung seiner Teamkollegen länger kämpfen, um mit anderen zurückgefallenen Fahrern den Anschluss an das Peloton wiederherzustellen.

Die zwei neuen Ausreißer Mattéo Vercher und Benjamin Thomas, der sich das Bergtrikot sicherte, kamen im Sprint um die zweite Bergwertung zu Fall. Beide schlugen auf das Kopfsteinpflaster auf, konnten das Rennen aber fortsetzen. Kurz vor Schluss kam es noch zu einem weiteren Unfall. Ein großer Massensturz blieb aber aus.

Die Nervosität dürfte auch in den kommenden Tagen nicht verfliegen. Schon an diesem Sonntag bietet sich den Puncheuren die Chance, das Gelbe Trikot zu übernehmen. Die zweite Etappe wird das Feld von Lauwin-Planque in die Küstenstadt Boulogne-sur-Mer führen. Etwas mehr als 2500 Höhenmeter stehen auf dem Programm. Es gibt zwei Bergwertungen der dritten und zwei der vierten Kategorie. Eine ganze Reihe von Fahrern wird dort ihre Chance wittern.

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