Japanische Touristen sammeln Müll – in Melbourne – Reise | ABC-Z

Wie haben wir japanische Touristen jahrelang belächelt. Weil sie ausschließlich in Rudeln anzutreffen waren in unseren Innenstädten und vor unseren Sehenswürdigkeiten. Und weil sie in weniger als zwei Wochen durch halb Europa gehetzt sind. Das war in mehrfacher Hinsicht ziemlich borniert. Denn auf die Idee, dass wir uns unsererseits mal für Japan interessieren könnten, sind wir in größerer Zahl erst vor etwa zehn Jahren gekommen. Außerdem dackeln wir bis heute oft genauso treudoof im doppelten Dutzend einem Guide hinterher, sei es durch die Ausgrabungen von Pompeji oder auf pseudomittelalterlichen Nachtwächtertouren.
Vor allem aber gab es im Massentourismus schlichtweg nichts Allgemeinverträglicheres als die japanischen Reisegruppen: Sie wollten keine Wohnungen mieten, in denen wir Einheimische gerne gelebt hätten. Sie wollten ohnehin überhaupt keine Einheimischen treffen, wollten nicht in deren Kneipen Bier trinken oder bei deren Lieblingsitalienern essen. Unvergessen der Anblick einer japanischen Familie, die vor vielen, vielen Jahren in Heidelberg in einer Schüssel voll Sauerkraut und besserer Schlachtabfälle gestochert hat, von der sie wahrscheinlich heute noch Albträume hat – ein Fehler, der Japanern auf Reisen eigentlich selten passiert. Im Grunde kamen die Besuchergruppen den Einheimischen in deren Alltag nicht in die Quere und waren so schnell, wie sie aufmarschiert sind, auch schon wieder weg. Ohne Spuren zu hinterlassen.
:Wo man nicht müssen möchte
Die Sehenswürdigkeiten und die Hotelpreise, das Wetter und die landestypische Küche: Alles bedenken wir, wenn wir eine Städtereise planen. Nur das Wichtigste nicht: die Toiletten.
Das ist natürlich auch alles eine Mentalitätssache. Die Mehrheit der Touristen legt durchaus Wert darauf, dass man ihre Anwesenheit bemerkt. Russische Urlauber standen in einem entsprechenden Ruf, zumindest so lange man noch auf welche getroffen ist. Über deren vermeintliches Proletentum haben sich Deutsche, Engländer und Skandinavier nur zu gerne echauffiert, die in puncto diskretem Auftreten jedoch auch keinen besonders guten Leumund haben.
Japanische Reisende hingegen wollen unter keinen Umständen auffallen, schon gar nicht unangenehm. Andererseits sind sie offenkundig sehr ordnungsliebend. Und so ist, beides gegeneinander abwägend, unlängst eine Gruppe eben doch aufgefallen, in Melbourne: Die japanischen Gäste wurden von einem Passanten dabei gefilmt, wie sie größere Mengen Müll aufgesammelt haben. Wohlgemerkt: nicht den eigenen. Japaner sind einfach die besten Touristen der Welt.





















