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Japan und Südkorea: Golf-Stunden als Vorbereitung auf Donald Trump – Politik | ABC-Z

Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol war schon immer bereit, einen Extra-Auftritt zu wagen, um den Amerikanern zu gefallen. Als er im April 2023 den nun scheidenden Amtskollegen Joe Biden besuchte, sang er beim Staatsbankett „American Pie“ von Don McLean und trug damit zur harmonischen Stimmung bei. Aber seit Donald Trump zum zweiten Mal ins Weiße Haus gewählt wurde, ist Yoon klar, dass heitere Folk-Rock-Interpretationen nicht mehr reichen, um Südkoreas Interessen in Washington zu vertreten.

Wie die Korea Times diese Woche berichtete, hat Yoon deshalb sein jahrelang vernachlässigtes Golftraining wieder aufgenommen. Trump ist ein leidenschaftlicher Golfer. Yoon spekuliert anscheinend darauf, Trumps Sympathien beim Spielen auf gepflegtem Grün leichter gewinnen zu können als bei trockenen Verhandlungen am Tisch.

Seoul befürchtet, dass Trump wieder mit Nordkoreas Diktator kungelt

Donald Trumps Rückkehr ins Präsidentenamt der USA wird eine Herausforderung für Japan und Südkorea, die beiden wichtigsten Partner Amerikas in Ostasien. Joe Biden war die Bedeutung der beiden Länder für die amerikanische Sicherheitspolitik immer klar. Beide Nationen stehen unter US-Schutz. Dafür stellen sie Stützpunkte für die US-Armee gegen die Amerika-Gegner China und Nordkorea. Beide werden nicht ungefährlicher. Während Bidens Amtszeit rückten die USA, Japan und Südkorea deshalb so nah zusammen, wie das wegen des historisch belasteten Verhältnisses zwischen Japan und Südkorea lange nicht vorstellbar war.

Aber nun kommt der unberechenbare Trump zurück mit seiner „America First“-Politik, bei der es mehr um Geld als um größere Zusammenhänge geht. Schon in seiner ersten Amtszeit wollte Trump von Japan und Südkorea mehr Geld für die dortigen US-Stützpunkte – so dürfte es jetzt wieder kommen. Im Oktober kündigte Trump an, er werde von Südkorea zehn Milliarden Dollar pro Jahr, rund 9,4 Milliarden Euro, für die 28 500 Mann starke US-Truppe im Tigerstaat verlangen. Die Biden-Administration hatte sich mit Seoul zuletzt auf einen Beitrag von umgerechnet rund 1,1 Milliarden Dollar für 2026 geeinigt.

Gut möglich außerdem, dass Trump sich wieder an Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un annähern will, den er während seiner ersten Amtszeit dreimal traf. „Ich glaube, er vermisst mich“, hat Trump im Juli beim Parteitag seiner Republikaner über Kim gesagt. Vor allem die Yoon-Regierung wäre von einem solchen Treffen nicht begeistert. Immerhin handelt es sich bei Nordkorea mittlerweile um einen Feind, der Tausende Soldaten in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geschickt hat und dafür im Gegenzug wohl russische Militärtechnologie bekommt.

Trumps Protektionismus kann den asiatischen Handelspartnern schwer schaden

Dazu kommt Trumps Vorhaben, Einfuhrzölle zu erhöhen, für chinesische Güter um 60 Prozent, ansonsten um zehn bis 20 Prozent. Den Exportnationen Südkorea und Japan kann das nicht gefallen, und zwar nicht nur wegen der Tarife, die nationale Firmen direkt belasten würden. Ihre Beziehungen zu Chinas Wirtschaft sind so verflochten, dass extra hohe Zölle für China auch ein Problem für Japan und Südkorea wären. Trumps Protektionismus kann die asiatischen Freunde der USA in die Krise stürzen.

Um das möglichst zu verhindern, sucht man sowohl in Tokio als auch in Seoul nach der richtigen Ansprache für Trump. Denn wenn der Ton stimmt, kann man diesen durchaus zum Einlenken bewegen – das ist die Erfahrung aus der ersten Trump-Amtszeit von 2017 bis 2021. Südkoreas damaliger Präsident Moon Jae-in schaffte es seinerzeit mit gezielten Einflüsterungen, Trump an den Verhandlungstisch mit Kim Jong-un zu bringen. Und für Japan setzte Premier Shinzo Abe Maßstäbe im Umgang mit Trump.

Abe, der im Juli 2022 bei einer Wahlkampfveranstaltung erschossen wurde, war ein begnadeter Trump-Flüsterer. Er war nach Trumps Wahl 2016 der erste ausländische Regierungschef, der ihn besuchte, und er hatte das passende Geschenk dabei: Golfschläger. Mit Schmeicheleien, regelmäßigen Anrufen und gemeinsamen Golf-Runden baute Abe ein so gutes Verhältnis zu Trump auf, dass Japan von vielen drohenden Rücksichtslosigkeiten verschont blieb.

Ihre Militärausgaben haben Japan und Südkorea schon erhöht

Allerdings passte Abe auch gut zu Trump. Er war wie dieser ein Nationalist und erzkonservativer Geldpolitiker. Er hatte außerdem ein Talent für kumpelhafte Machtmänner-Freundschaften. Japans aktueller Premierminister Shigeru Ishiba ist da reservierter. „Ishiba ist eine ernsthafte Person, die wie ein Universitätsprofessor redet“, sagte in der New York Times der Politikwissenschaftler Narushige Michishita vom National Graduate Institute for Policy Studies in Tokio, „Ishiba kann Golf, aber ich bezweifle, dass er eine ähnliche persönliche Beziehung zu Trump aufbauen kann wie Abe“.

Der konservative Hardliner Yoon ist Trump ähnlicher – aber beim Golfen mit Trump könnte er schlecht aussehen. Angeblich hat Yoon seit 14 Jahren nicht mehr gespielt.

Immerhin, die Ausgangsposition ist anders als bei Trumps erster Amtszeit. Dass Japan und Südkorea zu wenig zu ihrer eigenen Sicherheit beitragen, kann Trump nicht mehr so einfach sagen. Japan hat sich mittlerweile dazu verpflichtet, sein Verteidigungsbudget auf mehr als zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts anzuheben sowie Tomahawk-Raketen und andere Raketenabwehrsysteme aus Amerika gekauft. Die 1,1 Milliarden Dollar, die Südkorea nach den jüngsten Verhandlungen 2026 für die US-Truppen zahlt, bedeuten einen Aufschlag von 8,3 Prozent im Vergleich zu 2025.

Und nachdem Nordkorea sich mit Russland verbündet hat, verbittet sich Seoul aus gutem Grund Trumpsche Alleingänge. „Wichtig ist, dass jeder Dialog mit Nordkorea von uns geführt und dass unsere Position im Prozess berücksichtigt wird“, zitierte die Nachrichtenagentur Yonhap einen Vertreter des südkoreanischen Außenministeriums.

Aber all das muss man Trump eben erklären. Sowohl Japans Ishiba als auch Südkoreas Yoon wollen schnellstmöglich ein Treffen mit ihm, um mit ihrer Charmeoffensive gegen drohende Konflikte beginnen zu können. Die Nähe zu Donald Trump ist für beide Staatsräson – mit oder ohne Golfschläger.

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